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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Verhandlungen genauer bekannt ist; doch würden wir immerhin lieber auf den Capitän wetten.
    Wie dem auch sei, nach achttägigen Verhandlungen schienen der Schiffseigner und der Capitän einig geworden zu sein, aber Turcotte murmelte doch mehr als einmal durch die Zähne:
    »Soll mich doch der erste beste Walfisch seiner Großmutter zum Frühstück vorsetzen, wenn ich, der Capitän Turcotte, je geahnt hätte, daß ich mich einmal eines solchen Auftrages entledigen sollte!«
    Mit der Ausrüstung des »Dream« ging es indeß rasch vorwärts, und sein Capitän versäumte nichts, um denselben in Stand zu setzen, in der ersten Hälfte des Juni in See zu stechen. Er war nach allen Seiten gründlich untersucht, und sein mit Mennige frisch gestrichener Untertheil hob sich durch das lebhafte Roth scharf von dem Schwarz der Seitenwände ab.
    Im Hafen von San Francisco wimmelt es immer von Fahrzeugen aller Art und Nationalität. Schon viele Jahre lang hätten die Quais der Stadt, welche wie gewöhnlich längs des Strandes angelegt waren, zur Löschung und Ladung der Waaren nicht mehr ausreichen können, wenn man sich nicht beeilt hätte, künstliche Landungsplätze zu schaffen. Man trieb zu dem Zwecke starke Rothtannenstämme in den Grund und bedeckte dieselben in einer Ausdehnung von mehreren (amerikanischen) Quadratmeilen mit Planken und Pfosten. Den gewonnenen Raum hatte die Bai verloren, doch diese war ja groß genug. So entstanden jene ungeheuren Flächen, welche stets mit Kisten und Ballen bedeckt sind und an denen Dampfer von beiden Oceanen, Dampfschiffe von den californischen Strömen, Klipper aus aller Herren Länder und Küstenfahrer aus Amerika in vollkommener Ordnung bequem anlegen konnten, ohne eines das andere zu streifen oder zu berühren.
    An einem dieser künstlichen Quais, vor dem Ausgange der Warf Missions Street, hatte auch der »Dream« sorglich vertäut gelegen, seitdem er die Werft verlassen hatte.
    Es wurde nichts vernachlässigt, um den für Godfrey ausgewählten Steamer nach allen Seiten so zu versorgen, daß es unterwegs an Nichts fehlen konnte. Proviant, Reserve-Ausrüstung, Alles wurde reiflich überlegt und angeschafft. Die Takelage war in untadelhaftem Zustande, der Kessel frisch probirt, die Schraubenmaschine so gut wie neu. Für unvorgesehene Fälle, wie zur Erleichterung der Verbindung mit dem Lande, wurde auch eine schnelle und unversenkbare Dampfbarkasse mit an Bord genommen, welche im Laufe der Fahrt gute Dienste zu leisten versprach.
    Am 11. Juni war endlich Alles fertig – man konnte jeden Augenblick in See gehen. Die von Capitän Turcotte zur Bedienung der Segel oder zur Führung der Maschine geworbenen Leute bildeten eine Mustermannschaft, wie man am Platz gewiß keine bessere hätte finden können. Eine ganze Heerde lebender Thiere, Agutis, Schafe, Ziegen, Hühner und Hähne u. s. w. bevölkerten das Zwischendeck; außerdem war der Nahrungsmittelvorrath noch durch eine große Anzahl Conservebüchsen der besten Marken vermehrt worden.
    Die Reiseroute des »Dream« betreffend, so bildete diese ohne Zweifel einen Gegenstand der langen Conferenzen, welche William W. Kolderup und sein Capitän gehabt hatten. Alles was man davon wußte, lief darauf hinaus, daß der erste Landungsplatz Auckland, die Hauptstadt von Neuseeland sein sollte – abgesehen von dem Falle, daß etwa Kohlenmangel, welcher vielleicht durch langes Fahren unter Dampf bei widrigem Winde eintreten könnte, es nöthig machen würde, einen der Archipele des Stillen Oceans oder einen Küstenpunkt Chinas anzulaufen.
    Alle diese Einzelheiten hatten übrigens für Godfrey von der Minute an, wo er zur See ging, keine Bedeutung, und noch weniger für Tartelett, der sich den ganzen Tag mit nichts Anderem mehr beschäftigte, als mit den Wechselfällen einer Seereise, welche ja niemals ganz ausbleiben.
    Nur eine Formalität war noch zu erfüllen – es mußten noch einmal verschiedene Photographien angefertigt werden.
    Ein Verlobter kann sich schicklicherweise nicht auf eine lange Reise um die Welt begeben, ohne das Bildniß der Geliebten mitzunehmen und dieser dagegen das seinige zu hinterlassen.
    Godfrey überlieferte sich also im Touristencostüm den Händen der Herren Stephenson u. Cie., Photographen in der Montgomery-Street, und Phina in Promenadetoilette überließ der Sonne die Sorge, ihre reizenden, wenn auch etwas traurigen Züge auf die Platte der geschickten Operateure zu fixiren.
    Auf diese Weise konnte man

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