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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Sonnenstrahlen aus, bis sie sich in Staub verwandelten. Dann schlug er mit dem als Stahl dienenden Messerrücken an Kieselsteine, aus denen auch Funken aufblitzten, welche auf jene Substanz herabfielen… vergeblich. Die schwammige Masse wollte nicht Feuer fangen.
    Da kam Godfrey der Gedanke, den seit Jahrhunderten getrockneten Pflanzenstaub, der sich im Inneren des Will-Tree gefunden hatte, zu demselben Zwecke zu verwenden.
    Auch das war erfolglos.
    Am Ende seiner Weisheit bemühte er sich mittelst des Stahles eine Art flache Schwämme zu entzünden, welche an den Felsen schmarotzten.
    Auch hiermit war er nicht glücklicher. Die durch Reibung an der Kieselkante erglühten Stahlpartikelchen fielen darauf nieder, aber entzündeten die Masse nicht.
    Godfrey und Tartelett fühlten sich der Verzweiflung nahe. Ohne Feuer zu existiren, schien fast unmöglich. Der Früchte, Wurzeln und Mollusken wurden sie allmählich überdrüssig und ihr Magen mußte sich in kurzer Frist gegen diese Art Nahrung empören.
     

    »Feuer! Feuer!« (S. 114.)
     
    Sie betrachteten – vorzüglich der Professor – die Agutis, die Lämmer und Hühner, welche um den Will-Tree herumsprangen. Das Wasser lief ihnen dabei im Munde zusammen und sie verzehrten wenigstens mit den Augen das schmackhafte Fleisch derselben.
    Nein, das konnte nicht lange so fortdauern!
    Und siehe, da kam ihnen ein unerwarteter, sagen wir, ein von der Vorsehung geschickter Zwischenfall endlich zu Hilfe.
    Das Wetter, welches schon mehrere Tage Neigung zum Umschlagen zeigte, veränderte sich allmählich nach drückender Hitze, welche auch die Meeresbrise nicht herabzusetzen vermochte, zur Gewitterbildung.
    Gegen ein Uhr des Nachts wurden Godfrey und Tartelett inmitten eines wahren Feuerwerks von Blitzen durch Donnerschläge aufgeweckt. Es regnete zwar noch nicht, doch das konnte nicht lange ausbleiben. Dann mußten sich aus der Wolkenregion, in Folge schneller Condensation der Dunstmassen, wahrhafte Katarakte hernieder ergießen.
    Godfrey stand auf und ging hinaus, um den Zustand des Himmels zu beobachten.
    Alles war Feuer oberhalb der Gipfel der großen Bäume, deren Blätterwerk am flammenden Himmel wie sein ausgeschnittene Figuren eines chinesischen Schattenspiels erschien.
    Plötzlich züngelte inmitten des allgemeinen Aufruhrs ein hellerer Blitz über den Himmel. Fast gleichzeitig knatterte ein furchtbarer Donnerschlag – der Will-Tree war von oben bis unten vom elektrischen Fluidum getroffen worden.
     

    Inzwischen beschäftigte sich Godfrey damit… (S. 115.)
     
    Halb von dem Gegenschlag zu Boden geschleudert, raffte sich Godfrey inmitten eines wahren Feuerregens, der rings um ihn niederfiel, schnellstens wieder auf. Der Blitzschlag hatte das trockene Gezweig der oberen Aeste entzündet, welches als glühende Kohlen auf den Erdboden herabsank.
    Mit einem Freudenschrei hatte Godfrey seinen Gefährten gerufen.
    »Feuer! Feuer!
    – Ja, endlich Feuer! hatte Tartelett geantwortet. Der Himmel sei gepriesen, der uns das sandte!«
    Beide stürzten eiligst nach dem brennenden Gezweig, von dem einzelne Stücke noch flammten und andere nur verkohlten; sie sammelten dasselbe gleichzeitig mit einer Menge dürren Holzes, das am Fuße des Mammuthbaumes nicht fehlte. Dann zogen sie sich in ihre dunkle Wohnung zurück, eben als der Regen anfing, in Strömen niederzufließen, und damit den Brand löschte, der die Krone des Will-Tree zu vernichten drohte.
Dreizehntes Capitel.
Worin Godfrey an einem anderen Punkte der Insel wieder leichten Ranch aufsteigen sieht.
    Das war ein Gewitter, welches zur rechten Zeit losbrach. Godfrey und Tartelett waren nicht wie Prometheus gezwungen gewesen, die Wohnung der Seligen zu erklimmen, um daselbst das himmlische Feuer zu stehlen. Nein, der Himmel hatte sich, wie Tartelett meinte, so zuvorkommend gezeigt, es ihnen auf elektrischem Wege zu senden. An ihnen war es jetzt, dasselbe dauernd zu unterhalten.
    »Nein, nein, das lassen wir nicht wieder ausgehen, rief Godfrey.
    – Um so mehr, als es nicht an Holz fehlen wird, es zu unterhalten, hatte Tartelett geantwortet, dessen Befriedigung sich in manchem Freudenschrei Luft machte.
    – Ja, doch wer soll es in Brand halten?
    – Ich! Ich werde, wenn’s nöthig wäre, Tag und Nacht wach bleiben,« versicherte Tartelett, einen lodernden Zweig schwingend.
    Das geschah denn auch bis zum Aufgang der Sonne.
    Dürres Holz gab es, wie gesagt, unter dem ungeheueren Dache der Sequoia im Ueberfluß, und so

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