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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Namen »Yamph« bezeichnet, und wenn diese auch weniger nahrhafte Bestandtheile als die Camas enthalten, so hatten sie doch den Vorzug, auch roh genießbar zu sein.
    Sehr befriedigt über diese Entdeckung, erquickte sich Godfrey an einigen dieser Wurzelknollen und sammelte, auch Tartelett’s Frühstück nicht vergessend, noch ein ganzes Bund derselben, das er sich über die Schulter warf. Dann kehrte er nach der Will-Tree zurück.
    Wir brauchen wohl nicht zu erwähnen, daß er bei seiner Ankunft mit dem Vorrathe von Yamph freudig begrüßt wurde. Der Professor fiel gierig über die Knollen her, so daß sein Schüler ihn zur Mäßigkeit ermahnen mußte.
    »Ei was, entgegnete dieser, heute haben wir von diesen Knollen, wer weiß ob morgen auch.
    – Ganz sicherlich, erwiderte Godfrey, morgen, übermorgen, immer! Es kostet nur die Mühe, sie zu holen.
    – Schön, Godfrey, und die Camas?
    – Aus den Camas werden wir Mehl und Brot herstellen, wenn wir nur erst Feuer haben.
    – Feuer! rief der Professor kopfschüttelnd. Feuer! Wie sollen wir solches bekommen?
    – Das weiß ich zur Stunde noch nicht, erklärte Godfrey, doch auf die eine oder andere Weise wird es schon noch gelingen.
    – Der Himmel hört Sie, lieber Godfrey! Doch wenn ich mir vorstelle, daß es so viele Menschen giebt, die nur ein kleines Holzstäbchen an einer Schuhsohle zu reiben brauchen, um Feuer zu haben, das bringt mich ordentlich in Wuth! Nein, nimmermehr hätt’ ich geglaubt, daß das Mißgeschick mich in so erbärmliche Verhältnisse schleudern könnte. In der Montgomery-Street würde man keine drei Schritte zu gehen brauchen, um einen Herrn mit der Cigarre im Munde zu treffen, der sich ein Vergnügen daraus machte, unsereinem Feuer zu geben, und hier…
    – Hier sind wir eben nicht in San Francisco, Tartelett, auch nicht in der Montgomery-Street, und ich halte es für klüger, nicht auf die Gefälligkeit eines Vorübergehenden zu rechnen.
    – Wozu ist es überhaupt nothwendig, daß Brot und Fleisch gebacken, respective gekocht werden müssen? Warum hat uns die Natur nicht so geschaffen, daß wir einfach von der Luft leben können?
    – Das kommt vielleicht auch noch, tröstete ihn Godfrey mit gutmüthigem Lächeln.
    – Glauben Sie?
    – Ich denke wenigstens, daß die Gelehrten sich mit diesem Problem beschäftigen.
    – Wäre es möglich, und worauf stützen sie sich bei ihren Untersuchungen über diese neue Nahrungsmethode?
    – Auf den Erfahrungssatz, daß Verdauung und Athmung zwei in gewisser Beziehung stehende Functionen sind, die einander vielleicht substituiren könnten. An dem Tage also, wo es der Chemie gelingt, die dem Menschen nöthigen Nahrungsmittel in für die Respiration geeigneter Gasform herzustellen, wird dieses Problem gelöst sein. Es handelt sich dabei nur darum, die Luft nahrhaft zu machen. Man wird dann sein Diner einathmen, statt es zu kauen, das ist Alles!
    – O, es ist doch abscheulich, daß diese kostbare Entdeckung noch nicht gemacht ist! rief der Professor. Wie gern würde ich ein halbes Dutzend Sandwichs und ein Viertelpfund Corned-Beef einathmen, nur um mir gehörigen Appetit zu verschaffen.«
    In halbe Träumereien versunken, in denen er sich mit verschwenderischen atmosphärischen Tafelfreuden unterhielt, öffnete er unwillkürlich den Mund und athmete mit vollen Lungen, ganz uneingedenk, daß er kaum etwas besaß, sich in der gewöhnlichen Art und Weise zu ernähren.
    Godfrey riß ihn aus seinem Paradiese und führte ihn in die rauhe Wirklichkeit zurück.
    Es galt jetzt, das Innere des Will-Tree behaglicher einzurichten und mit dem Nöthigsten auszustatten.
    Die erste Sorge galt der Reinigung der zukünftigen Wohnung. Aus derselben mußten zunächst mehrere Centner jenes Holzstaubes entfernt werden, der den Boden bedeckte und in den man fast bis zum Knie einsank. Zwei Stunden tüchtiger Arbeit genügten kaum zu diesem beschwerlichen Geschäfte, doch endlich war das »Zimmer« von der pulverförmigen Decke befreit, die bei jeder Bewegung als seine Wolke aufstieg.
    Der Boden erwies sich fest, widerstandsfähig, als sei er mit weichen Bruchsteinen gepflastert, so verbreiteten sich die Wurzeln der Sequoia an dessen Oberfläche. Zwei Winkel wurden zur Herrichtung der Lagerstätten ausgewählt, deren gesammtes Bettzeug aus einigen Bündeln an der Sonne getrockneter Gräser und Blätter bestand. Die anderen Möbel, wie Bänke, Schemel oder Tische betreffend, konnte es nicht schwierig sein, wenigstens die

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