Die Schule der Robinsons
beschickten also Godfrey und Tartelett, nachdem sie am frühen Morgen einen tüchtigen Vorrath davon gesammelt, reichlich ihren durch den Blitz entzündeten Herd. Am Fuße eines anderen Baumes, an enger Stelle, zwischen zwei halb oberirdischen Wurzeln, flammte der Brand mit lustigem Knistern empor; Tartelett blies sich ordentlich auf und setzte allen Athem daran, noch unter das Feuer zu blasen, obgleich das völlig nutzlos war. Bei dieser Lage nahm er die merkwürdigsten Haltungen an, indem er dem hellgrauen Rauche nachstierte, dessen Wolken sich unter dem Blättermeer verloren.
Doch nur um es anzustaunen, hatten sie ja dieses unentbehrliche Feuer nicht herbeigesehnt, auch nicht etwa, um sich zu erwärmen; es war zu viel interessanterer Verwendung bestimmt. Endlich sollten sie ein Ende nehmen, diese mageren Mahlzeiten von rohen Muscheln und Yamphknollen, aus denen weder siedendes Wasser, noch eine Art Röstung unter heißer Asche bisher noch die eigentlichen nahrhaften Elemente entwickelt hatte. Dieser Aufgabe widmeten nun Godfrey und Tartelett einen Theil des Vormittags.
»Nun werden wir bald ein oder zwei Hühner schmausen! rief Tartelett, dessen Kinnladen sich schon bewegten, wir könnten dazu einen Agutischinken braten, eine Lämmerkeule, ein Ziegenviertel, etwas von Wild, wie es in Wald und Wiesen umherschweift, oder zwei oder drei Süßwasserfische nebst einigen Seefischen.
– Nicht so schnell, meinte Godfrey den die Aufzählung dieser nicht allzu bescheidenen Speisekarte in frohe Laune versetzt hatte. Man darf nicht riskiren, sich den Magen zu verderben, wenn man sich von einem Fasttage zu erholen gedenkt. Wir wollen unseren Vorrath sparen, Tartelett! Fangen Sie ein paar Hühner ein, je eines für den Mann, und wenn’s auch an Brot noch fehlt, so hoffe ich, daß ordentlich zubereitete Camawurzeln dasselbe hinreichend ersetzen werden.«
Das kostete zwei unschuldigen Stücken Federvieh den Hals, welche, vom Professor gerupft, geputzt und zugerichtet, dann über einen dünnen Stock geschoben, bald vor knisternder Flamme brieten.
Inzwischen beschäftigte sich Godfrey damit, die Camawurzeln so zuzubereiten, daß sie bei dem ersten Frühstück auf der Insel Phina als Nahrungsmittel figuriren konnten.
Um dieselben eßbar zu machen, mußte er der ihm als Amerikaner nothwendiger Weise bekannten Methode der Indianer folgen, die er jene in den Prairien des westlichen Amerika oft genug hatte anwenden sehen.
Godfrey verfuhr nämlich auf folgende Weise:
Eine gewisse Anzahl flacher, auf dem Strande gesammelter Steine wurden in das Feuer gelegt, um stark erhitzt zu werden. Vielleicht meinte Tartelett, es sei eigentlich schade um sein schönes Feuer, darin »Steine zu braten«, da ihn das aber in der Zubereitung seiner Hühner nicht störte, so beklagte er sich nicht weiter darüber.
Während der Erhitzung dieser Steine wählte Godfrey eine passende Stelle des Bodens aus, deren Grasdecke er etwa im Umfang eines Quadratyards entfernte; dann nahm er die Muschelschalen zur Hand und grub mit denselben die Erde bis auf etwa zehn Zoll tief aus. Auf den Grund dieser flachen Oeffnung legte er eine Decke von dürrem Holz, welches in Brand gesetzt wurde, um die Erde ringsum gehörig anzuwärmen.
Nach vollständiger Verbrennung des Holzes und nach Entfernung des Aschenrückstandes wurden die vorher gewaschenen und abgeschälten Camawurzeln in dem Loche ausgebreitet, über diese eine dünne Schicht Rasen gedeckt und durch die wieder darüber gelegten glühheißen Steine eine neue Herdfläche gebildet, auf deren Oberfläche nun ein zweites Feuer entzündet wurde.
Das Ganze bildet einen recht zweckentsprechenden Backofen, und nach kurzer Zeit – kaum nach einer halben Stunde – konnte die Operation als beendigt betrachtet werden.
In der That fanden sich die Camawurzeln unter der Doppellage von Rasen und Steinen durch die schnelle Austrocknung wesentlich verändert. Durch Zerdrücken schon ließ sich aus denselben eine Art Mehl gewinnen, welches zur Brotbereitung dienen konnte, während sie in ihrer natürlichen Form jetzt eine Art Erdäpfel von sehr nahrhafter Beschaffenheit darstellten.
In dieser Gestalt wurden die Wurzeln für heute auch servirt, und man kann sich leicht denken, mit welchem Hochgenuß die beiden Freunde ihre Hühner verzehrten, die sie bis auf die Knochen abnagten, und dazu die vortrefflichen Camas, an welchen sie nicht zu sparen nöthig hatten. Das Feld, auf dem sie in Ueberfluß wuchsen, war ja nicht
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