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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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weit; es erforderte nur die Mühe, sich zu bücken, um sie hundertweise zu sammeln.
    Nach Schluß der Mahlzeit ging Godfrey daran, eine gewisse Menge jenes Mehles herzustellen, das sich fast unbegrenzt lange hält und jeden Tag nach Bedürfniß zu Brot umgewandelt werden kann.
    Dieser Tag verlief unter verschiedenen Beschäftigungen. Der Herd wurde sorgfältig mit Brennmaterial versorgt, vorzüglich für die Nacht, was Tartelett nicht hinderte, mehrere Male aufzustehen, um die Kohlen besser zusammenzuschieben und eine lebhaftere Verbrennung zu erzielen. Dann legte er sich wieder nieder; doch immer davon träumend, daß das Feuer dem Verlöschen nahe sei, sprang er auf’s Neue in die Höhe und trieb das in kurzen Pausen bis zum anbrechenden Tag weiter.
    Die Nacht verfloß ohne jeden Zwischenfall. Das Knistern des Feuers im Verein mit dem Hahnrufe erweckte Godfrey und seinen Gefährten, welche vollkommen ausgeschlafen hatten.
    Da empfand Godfrey plötzlich zu seiner Verwunderung eine Art von oben kommenden Lustzug im Inneren des Will-Tree. Er mußte daraus wohl den Schluß ziehen, daß der Mammuth bis zur Gabelung seiner niedrigsten Aeste hohl sei, daß sich in dieser Gegend eine Oeffnung befinden werde, welche geschlossen werden mußte, wenn sie darunter sicher und geschützt wohnen sollten.
    »Es erscheint aber doch sonderbar, sagte sich Godfrey, warum hätte ich in den vorhergehenden Nächten diesen Luftzug nicht verspürt? Sollte daran der Blitzschlag schuld sein?…«
    Um diese Frage zu beantworten, kam er auf den Gedanken, den Stamm der Sequoia von außen genauer zu besichtigen.
    Dadurch erhielt er denn Aufklärung darüber, was bei jenem Gewitter überhaupt geschehen war.
    Der Weg des Blitzes zeichnete sich deutlich ab auf dem Baum, der durch den Durchgang des elektrischen Fluidums in breiter Linie, und zwar von den ersten Aesten bis zur Wurzel, entrindet erschien. Drang der ungeheure elektrische Funke damals in das Innere der Sequoia, statt deren äußerem Umfange zu folgen, so wäre Godfrey nebst seinem Gefährten jedenfalls erschlagen worden. Ohne es zu ahnen, hatten sie damals in sehr ernster Gefahr geschwebt.
    »Man empfiehlt allgemein, sagte Godfrey, sich bei Gewittern nicht unter Bäume zu flüchten. Das ist ganz schön für Leute, welche ein anderes Obdach wählen können. Aber ein Mittel für uns, die in einem Baume wohnen, um dieser Gefahr zu entgehen?… – Doch das wird sich finden!«
    Als er darauf den langen Streifen bis zur Stelle, von der er ausging, verfolgte, sagte er:
    »Offenbar ist die Sequoia da, wo der Strahl sie getroffen, gespalten worden. Da die Luft nun durch diese Oeffnung ins Innere eindringt, muß der Baum wohl seiner ganzen Länge nach hohl sein und kam er nur noch von seiner Rinde leben. Darüber möchte ich doch sicheren Aufschlußhaben.«
    Godfrey suchte sich also einen harzreichen Zweig, den er als Fackel verwenden konnte.
    Ein Bund dünner Fichtenreiser lieferte ihm das Material dazu; das Harz schwitzte aus denselben und gab, einmal entzündet, eine vortreffliche Leuchte.
    Godfrey begab sich nun in die Höhlung, die ihnen als Wohnung diente. Die Finsterniß wich sofort der Helligkeit, und es war nun ziemlich leicht, die innere Anordnung des Will-Tree zu übersehen.
    Eine Art unregelmäßig verlaufende Wölbung bildete etwa fünfzehn Fuß über dem Boden die Decke. Bei Erhebung seiner Fackel bemerkte Godfrey ganz genau einen offenen Gang, dessen Fortsetzung sich im Dunkel verlor.
    Offenbar war der Baum in ganzer Länge hohl; vielleicht fanden sich darin noch einzelne Reste von Splint. In diesem Falle mußte es, wenn er sich an solchen Vorsprüngen halten konnte, wenn auch nicht leicht, doch nicht unmöglich sein, bis zu der Gabelung hinaufzuklimmen.
    Godfrey, der immer an die Zukunft dachte, beschloß ohne Zögern, sich zu vergewissern, woran er nach dieser Seite war.
    Er hatte hierbei einen doppelten Zweck; erstens die Mündung zu verschließen, durch welche Wind und Regen Einlaß fanden, was den Will-Tree nahezu unbewohnbar gemacht haben würde; dann sich zu überzeugen, ob gegenüber einer unerwarteten Gefährdung durch reißende Thiere oder durch Eingeborne die oberen Zweige der Sequoia nicht einen passenden Zufluchtsort böten.
    Jedenfalls mußte der Versuch angestellt werden. Traf er in dem engen Schlauche ein unüberwindliches Hinderniß an, nun wohl, so war er eben gezwungen, wieder herunter zu steigen.
    Nachdem er seine Fackel in dem Spalt zwischen zwei dicken

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