Die Schule der Robinsons
nothwendigsten herzustellen, da Godfrey sein vortreffliches Messer mit Hippe und Säge besaß. Bei schlechter Witterung mußten sie ja wohl oder übel im Innern ihres natürlichen Hauses verweilen, um darin zu essen und zu arbeiten. An Licht fehlte es darin nicht, da dieses durch den Eingang in breitem Strome hereinfloß. Später mochte es wünschenswerth erscheinen, diese Oeffnung aus Gründen der Sicherheit verschließen zu können, und Godfrey wollte versuchen, durch die Rinde der Sequoia eine oder zwei Oeffnungen zu brechen, welche als Fenster dienen sollten.
Die Höhe, bis zu welcher der Stamm hohl war, konnte Godfrey ohne künstliches Licht nicht beurtheilen. Er überzeugte sich nur mittelst einer zehn bis zwölf Fuß langen Ruthe, daß diese, über seinen Kopf emporgehoben, noch nirgends anstieß.
Diese Frage war indeß keine dringliche; ihrer Lösung gedachte er gelegentlich später näher zu treten.
Der Tag verstrich bei diesen Arbeiten, welche vor Untergang der Sonne nicht vollendet waren. Gründlich ermüdet, fanden Godfrey und Tartelett die nur aus trockenem Laubwerk und Gras bestehenden Betten, welche damit reichlich beschüttet waren, ganz vorzüglich; aber sie mußten ihr Schlafgemach gegen das Federvieh vertheidigen, welches offenbar ebenso gern im Innern des Mammuthbaumes genächtigt hätte. Godfrey begriff daraus, daß es sich empfehlen dürfte, in einem benachbarten Baume einen Hühnerstall einzurichten, während es ihm heute nur dadurch gelang, ihr Eindringen abzuwehren, daß er den Eingang zum gemeinschaftlichen Zimmer mit Strauchwerk abschloß. Glücklicher Weite unterlagen weder Lämmer noch Agutis oder Schafe einer ähnlichen Versuchung. Diese Thiere blieben ruhig draußen und machten gar keinen Versuch, den unzureichenden Verschluß zu durchbrechen.
Die folgenden Tage wurden verschiedenen Arbeiten gewidmet; die beiden Schiffbrüchigen vervollständigten ihre Einrichtung oder versorgten sich mit Proviant; sie sammelten Eier und Muscheln, Yamph-Knollen und Manzanilla-Aepfel, gingen jeden Morgen nach dem Strande und holten von da Austern u. s. w., und dabei schwanden ihnen die Stunden ungeahnt schnell dahin.
Das Küchengeschirr beschränkte sich auf einige doppelschalige Muscheln, welche als Gläser und Teller dienten. Man wird indeß zugeben, daß für die Ernährungsweise, zu welcher sich die Bewohner des Will-Tree verurtheilt sahen, nicht mehr nothwendig war. Mit der Reinigung der Wäsche in dem klaren Wasser des Baches befaßte sich Tartelett in seinen Mußestunden. Er hatte diese Arbeit direct übernommen, bei der es sich übrigens nur um zwei Hemden, zwei Taschentücher und zwei Paar Socken handelte, woraus ja die ganze Garderobe der Schiffbrüchigen bestand.
Während dieser Operation begnügten sich Godfrey und Tartelett nur mit einer Hofe und einer Jacke; doch unter den heißen Sonnenstrahlen dieser Breite trockneten auch die anderen Kleidungsstücke schnell genug aus.
So vergingen, ohne daß sie von Regen und Wind zu leiden hatten, die Tage bis zum dritten Juli.
Schon bot ihr Schlupfwinkel im Vergleich zu dem Zustande, in welchem Godfrey und Tartelett an die Küste geworfen worden waren, ein ziemlich wohnliches Ansehen.
Immerhin durften sie ihre Aufmerksamkeit nicht davon abwenden, von hier erlöst zu werden, und da ihnen Hilfe nur von außen kommen konnte, so beobachtete Godfrey jeden Tag das Meer, soweit er dasselbe jenseits des Vorberges nach Osten und Nordwesten zu überschauen vermochte. Diese Gegend des Oceans war immer leer. Kein Schiff, keine Fischerbarke, keine Rauchsäule, die am Himmel hingezogen wäre, verrieth, daß ein Segelfahrzeug oder ein Dampfer die offene See in ihrer Nähe passirte. Es schien, als liege die Insel Phina außerhalb jedes Handelsweges und jeder Passagierlinie.
Ihnen blieb also nichts übrig, als geduldig auszuharren und sich auf den Allmächtigen zu verlassen, der ja der Schwachen niemals vergißt.
Wenn die Beschaffung der nöthigsten Lebensdürfnisse dann gedeckt war, kam Godfrey, meist angeregt durch Tartelett, wohl öfter auf die wichtige und dringliche Frage bezüglich des Feuers zurück.
Er versuchte alles Mögliche, um etwa den Zunder, der ihm unglücklicher Weise fehlte, durch eine andere Substanz zu ersetzen. Vielleicht konnten einige Pilze, welche in den Höhlungen unter Bäumen wuchsen, nach längerer Austrocknung als feuerfangendes Material dienen.
Er pflückte also verschiedene Pilze und setzte sie der directen Einwirkung der
Weitere Kostenlose Bücher