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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verursachte ihm eher noch mehr Mühe, da er auch ihn mit allem Nothwendigen zu versorgen hatte – aber trotz alledem, er war doch ein Gefährte! Er war ihm jedenfalls mehr werth, als etwa der intelligenteste Hund, wenn ein solcher vielleicht auch nützlicher gewesen wäre. Immerhin blieb er ein Geschöpf, das reden konnte, wenn’s auch nicht allemal das Vernünftigste war, plaudern, wenn auch niemals über ernstere Gegenstände, und welches sich beklagen konnte, was wohl am häufigsten zu erwarten war. Doch wie dem auch sei, Godfrey hörte wenigstens den Schall einer menschlichen Stimme an sein Ohr schlagen; das war immerhin mehr werth, als der Papagei Robinson Crusoë’s. Selbst mit einem Tartelett würde er doch nicht allein sein, und nichts hätte auf ihn niederschlagender gewirkt, als die Aussicht vollständigen Verlassenseins.
    »Robinson vor und nach dem Erscheinen seines Freitag, welcher Unterschied!« dachte er für sich.
    An diesem Morgen, dem des 29. Juni, war Godfrey jedoch gar nicht bös darüber, allein zu sein, um sein Vorhaben der Besichtigung der Umgebung dieser Mammuthbäume ungestört ausführen zu können.
    Vielleicht glückte es ihm dabei, noch irgend welche eßbare Frucht oder Wurzel zu entdecken, welche er zur großen Genugthuung des Professors mit heim bringen konnte. Er überließ also Tartelett seinen Träumen und machte sich auf den Weg.
     

    Der Tag versprach sehr schön zu werden. (S. 106.)
     
    Noch lagerte ein seiner Dunst über Strand und Meer; doch schon fing der Nebel im Norden und Osten an unter dem Einfluß der Sonnenstrahlen, die ihn allmählich condensiren mußten, aufzusteigen. Der Tag versprach sehr schön zu werden.
    Nachdem er sich einen tüchtigen Stock abgeschnitten, wanderte Godfrey etwa zwei Meilen weit längs des ihm noch unbekannten Ufertheils hin, dessen vorspringender Winkel eine weit auslaufende Spitze der Insel Phina bildete.
    Dort verzehrte er eine erste Mahlzeit von Schalthieren, Miesmuscheln und anderen, vorzüglich aber bestehend aus kleinen vortrefflichen Austern, die sich hier in Ueberfluß vorfanden.
    »Das wäre also etwas, sagte er für sich, wobei man nicht gerade Hungers zu sterben braucht, hier giebt es Millionen Dutzende von Austern, mit denen sich das schlimmste Knurren des Magens stillen läßt! Wenn Tartelett sich noch beklagt, so rührt es daher, daß er Schalthiere nicht gern ißt…. Nun, das wird er schon lernen!«
    Es steht fest, daß die Auster, wenn sie auch Brot und Fleisch nicht vollständig ersetzen kann, doch eine sehr nahrhafte Speise abgiebt, wenn sie nur in größeren Mengen verzehrt wird. Da diese Molluske aber sehr leicht verdaulich ist, so kann man das ohne jede Gefahr wagen.
    Nach beendigtem Frühstück ergriff Godfrey wieder seinen Stock und ging schräg nach Südosten weiter, indem er dem rechten Ufer des Baches folgte. Dieser Weg mußte ihn quer durch die Wiesen nach den schon gestern gesehenen Baumgruppen, jenseits der langen Linie von Büschen und Gesträuchen führen, die er näher untersuchen wollte.
    Godfrey schritt also in dieser Richtung gegen zwei Meilen dahin und hielt sich immer an dem Rande des Baches, der mit kurzem dichten, fast sammtartigen Grase bedeckt war. Ganze Völker von Wasservögeln erhoben sich geräuschvoll vor der für sie neuen Erscheinung eines Menschen, der sie in ihrer Ruhe störte. In dem klaren Gewässer des in dieser Gegend etwa vier bis fünf Yards breiten Baches tummelten sich auch Fische verschiedener Art.
    Von letzteren hätte man gewiß ohne Mühe einzelne fangen, aber freilich müßte man sie auch haben kochen können, das war die noch immer ungelöste Frage.
    Zum Glück entdeckte Godfrey, an der ersten Reihe von Büschen angelangt, zwei Arten Früchte oder Wurzeln, von denen die einen allerdings erst mit Hilfe des Feuers gar gemacht werden mußten, während die anderen in natürlichem Zustande eßbar waren. Diese beiden Vegetabilien genießen die Indianer Amerikas sehr häufig.
    Die erste Art gehörte zu den Strauchgewächsen, welche man »Camas« nennt und die selbst noch auf einem Boden gedeihen, der zu jeder anderen Cultur ungeeignet ist. Aus ihren, einer Zwiebel nicht unähnlichen Wurzeln wird ein an Gluten reiches, sehr nahrhaftes Mehl bereitet, wenn man es nicht vorzieht, dieselben wie Erdäpfel zu genießen. In beiden Fällen müssen sie jedoch einer Abkochung, respective Ausdörrung unterworfen werden.
    Die andere Strauchart trug eine Art länglicher Knollen, mit dem einheimischen

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