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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wurzeln nahe am Boden eingepflanzt, schwang er sich mit Hilfe der ersten inneren Rindenvorsprünge empor. Er war gewandt, kräftig und an gymnastische Uebungen gleich allen jungen Amerikanern gewöhnt. Der Anstieg erschien ihm wie ein Spiel. Bald hatte er in der ungleichen Höhlung eine engere Stelle erreicht, von welcher aus er wie die Schornsteinfeger, sich mit Armen und Knien anstemmend, weiter klettern konnte. Er fürchtete überhaupt nur, daß Mangel an Weite ihn an fernerem Aufsteigen hindern könnte.
    Inzwischen kletterte er weiter und weiter; wenn er einen größeren Vorsprung fand, ruhte er ein wenig aus, um Athem zu schöpfen.
    Drei Minuten, nachdem er den Erdboden verlassen, konnte Godfrey, wenn er in einer Höhe von sechzig Fuß noch nicht angelangt war, davon nicht mehr weit sein, und folglich hatte er also nur noch zwanzig Fuß empor zu klettern.
    Wirklich fühlte er auch schon, wie ihm ein stärkerer Luftzug ins Gesicht blies, den er begierig einsog, denn im Innern des Mammuthbaumes war es eben nicht besonders frisch.
    Nach einer Rast von einer Minute und nachdem er den seinen von den Wänden fallenden Staub von sich abgeschüttelt, klomm Godfrey wieder höher hinauf durch den Schlauch, der sich allmählich verengte.
    In demselben Augenblick wurde seine Aufmerksamkeit aber von einem seltsamen Geräusch erregt, das ihm ziemlich verdächtig vorkam. Es klang fast, als kratzte etwas im Innern des Baumes. Fast gleichzeitig ließ sich eine Art Pfeifen vernehmen.
    Godfrey hielt an.
    »Was war das? fragte er sich. Ein Thier welches hier einen Schlupfwinkel gesucht hatte? Vielleicht eine Schlange?… Nein, von Schlangen haben wir auf der Insel noch nichts bemerkt. Es muß wohl ein Vogel gewesen sein, der flatternd entfloh.«
    Godfrey täuschte sich nicht, denn als er noch höher stieg, vernahm er ein deutliches Krähen und schnellen Flügelschlag als Beweis, daß es sich nur um einen Vogel handelte, der hier im Baum genistet und den er verscheucht hatte.
    Durch ein wiederholt laut ausgestoßenes »Frr! Frr!« vertrieben, ließ der Eindringling seine Wohnstätte im Stiche.
    Dieser erwies sich als eine Art großer Dohle, welche schleunigst durch die Oeffnung entfloh und im hohen Wipfel des Will-Tree verschwand.
    Wenige Augenblicke später erhob sich Godfreys Kopf durch die nämliche Oeffnung, und bald saß er selbst bequem in der Verästelung des Baumes an der Ursprungsstelle der niedrigsten Ausläufer, welche etwa achtzig Fuß vom Erdboden abstanden.
     

    Nicht ohne Mühe glitt Godfrey von einem Ast zum andern. (S. 119.)
     
    Wie erwähnt, trug der ungeheure Stamm des Mammuthbaumes hier einen wirklichen Wald. Das verworrene Gemisch der Zweige zweiter Ordnung bot denselben Anblick, wie jene jungfräulichen Waldesdickichte, welche noch durch keinen Steg gangbar gemacht sind.
    Nicht ohne Mühe gelang es Godfrey von einem Aste zum anderen zu gleiten, wobei er endlich die letzte Etage dieses riesenhaften Vegetationserzeugnisses erreichte.
    Schreiend flatterten eine Menge Vögel vor ihm her und flüchteten nach benachbarten Bäumen der Gruppe, welche der Will-Tree alle überragte.
    Godfrey kletterte so hoch als möglich hinauf und machte erst Halt, wo sich die letzten obersten Zweige unter seinem Körper zu neigen anfingen.
    Ein weiter Wasserhorizont umschloß die Insel Phina, welche sich einer Reliefkarte gleich zu seinen Füßen ausdehnte.
    Voller Aufmerksamkeit schweiften seine Blicke über diesen Theil des Meeres. Es war auch jetzt verlassen wie immer und legte noch einmal den Gedanken nahe, daß die Insel gänzlich außerhalb der Handelswege des Stillen Oceans liegen müsse.
    Godfrey unterdrückte einen aufquellenden Seufzer; dann senkte sich sein Blick hinunter nach dem beschränkten Fleckchen Erde, auf dem er vielleicht lange Zeit, wenn nicht für immer, zu leben verurtheilt war.
    Wie groß aber war sein Erstaunen, als er dieses Mal im Norden wieder Rauch aufsteigen sah, ganz entsprechend dem, welchen er früher im Süden bemerkt zu haben glaubte. Er betrachtete denselben mit athemloser Spannung.
     

    Er entledigte sich derselben zur allgemeinen Zufriedenheit. (S. 124.)
     
    Eine feine, aber fast dunkelblaue Rauchsäule stieg ruhig in der klaren, stillen Luft empor.
    »Nein, ich täusche mich nicht! rief Godfrey. Das ist Rauch und folglich dort auch ein Feuer, welches jenen erzeugt… und dieses Feuer kann nur angezündet sein von… ja, von wem?«
    Godfrey bemühte sich, die Himmelsrichtung des fraglichen

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