Die Schule der Robinsons
zeigte in der Entfernung von wenigstens fünfzig Schritten nach einem Thiere.
Das einzige Mittel war, sie auf den Rücken zu wenden. (S. 166.)
Es war ein großer grauer Bär, der mit den Vordertatzen an einem Baume lehnte und den mächtigen Kopf auf-und abwärts bewegte, als stände er auf dem Sprunge, die beiden Jäger zu überfallen.
Es war ein großer grauer Bär. (S. 168.)
Ohne sich Zeit zur weiteren Ueberlegung zu nehmen, schlug Godfrey das Gewehr an und gab Feuer, bevor Carefinotu ihn nur daran hätte hindern können.
War der gewaltige Plattfüßler von der Kugel getroffen? Wahrscheinlich. War er getödtet? Das konnte man nicht genau wissen; jedenfalls breitete er die Tatzen aus und sank am Fuße des Baumes nieder.
Jetzt durften sie nicht zögern. Ein directer Kampf mit dem furchtbaren Thiere hätte nur die verderblichsten Folgen haben können. Es ist ja aus den Wäldern Californiens bekannt, daß die geübtesten Jäger durch den Angriff grauer Bären oft in die schrecklichste Gefahr kommen.
Der Schwarze ergriff auch schon Godfrey beim Arme, um ihn schnell nach dem Will-Tree zu ziehen, und Godfrey, der wohl einsehen mußte, daß er nichts Klügeres thun konnte, ließ ihn ohne Widerstand gewähren.
Neunzehntes Capitel.
In welchem die schon schwer erschütterte Situation sich noch weiter verschlimmert.
Das Vorhandensein eines furchtbaren Raubthieres auf der Insel Phina mußte die durch unglücklichen Zufall hierher verschlagenen Schiffbrüchigen natürlich mit nicht geringer Sorge erfüllen.
Godfrey glaubte – es blieb unentschieden, ob er daran recht that oder nicht – Tartelett das eben Geschehene nicht verhehlen zu sollen.
»Ein Bär! rief der Professor, sich erschrockenen Auges umsehend, als ob die Umgebung des Will-Tree schon von einer ganzen Bande dieser Raubthiere belagert worden wäre. Warum denn ein Bär? Bisher gab es doch noch keinen Bär auf unserer Insel! Wenn ein solcher da ist, können sich noch mehrere finden, vielleicht eine große Menge anderer wilder Thiere, wie Jaguare, Panther, Tiger, Hyänen und Löwen!«
Tartelett sah schon die Insel Phina einer großen, aus dem Käfig gebrochenen Menagerie preisgegeben.
Godfrey bedeutete ihm, daß er nicht gleich übertreiben solle. Er hatte einen Bären gesehen, das stand fest. Warum er bei seinen zahlreichen Streifzügen durch die Insel noch nie einen solchen wahrgenommen, das konnte er freilich nicht erklären und es schien wirklich fast unerklärlich. Von dieser Thatsache aber bis zu dem Schlusse, daß wilde Thiere jeder Art nun in den Wäldern und auf den Wiesen umherschweifen sollten, war es doch ziemlich weit. Immerhin empfahl es sich auf der Hut zu sein und niemals unbewaffnet auszugehen.
Unglücklicher Tartelett! Von jenem Tage begann für diesen eine Existenz voller Unruhe, Aufregung, voller Angst und sinnloser Befürchtungen, welche ihm in hohem Grade die in seinem Geburtslande so häufige Nostalgie zuzog.
»Nein, platzte er wiederholt heraus, nein! Wenn hier auch noch wilde Thiere sind… dann hab’ ich’s satt und trage kein anderes Verlangen mehr, als von hier wegzugehen.«
Das mußte man freilich können .
Godfrey und seine Gefährten hatten indeß alle Ursache, vorsichtig zu sein. Ein Angriff konnte nicht allein von der Seite der Küste und der Wiese her, sondern auch inmitten der Sequoiagruppe erfolgen Aus diesem Grunde wurden wohlerwogene Maßregeln getroffen, um die Wohnung wenigstens gegen unvermutheten Ueberfall einigermaßen sicher zu stellen. Die Thür erhielt eine solche Verstärkung, daß sie dem Eindringen eines wilden Thieres widerstehen konnte. Für die Hausthiere hätte Godfrey gerne einen festen Stall gebaut, um sie darin, wenigstens für die Nacht, einschließen zu können; doch das war keine leichte Sache. Man begnügte sich also, sie soviel wie möglich in der Nähe des Will-Tree zusammenzuhalten, wo eine Hürde aus großen Zweigen hergerichtet wurde, aus der sie nicht heraus konnten. Diese Umzäunung war freilich weder fest, noch hoch genug, um einen Bär oder eine Hyäne zu hindern, sie zu durchbrechen oder zu überspringen.
Immer, wenn Carefinotu trotz alles Zuredens nicht davon abzubringen war, während der Nacht, draußen zu bleiben, glaubte Godfrey, daß es ihm nur darauf ankomme, bei einem etwaigen Angriffe gleich bei der Hand zu sein.
Gewiß setzte sich Carefinotu einer nicht geringen Gefahr aus, wenn er sich so zum Bewachen des Will-Tree erbot, aber er hatte ebenfalls
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