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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Doch niemals, Tartelett, niemals wird er Gelegenheit haben sich in einem Salon vorzustellen.
    – Ach, wie können Sie das wissen, Godfrey, entgegnete der Professor, sich auf den Fußspitzen umdrehend. Seine Zukunft ist Keinem mit in’s Wickelbett gebunden!«
    Das war und blieb das Endwort aller derartigen Einwürfe Godfreys. Dann ergriff der Professor allemal die Geige, und sein Bogen kratzte einige scharfe Tonfiguren herunter, welche Carefinotu die größte Freude bereiteten. Da brauchte er ihn nicht weiter anzufeuern! Ohne sich um choreographische Regeln zu kümmern, machte er die tollsten Sätze, Verrenkungen und Luftsprünge.
    Nachsinnend betrachtete Tartelett dann das ausgelassene Kind Polynesiens und fragte sich, ob diese vielleicht etwas gar zu charakteristischen Pas nicht dem menschlichen Wesen eigenthümlich seien, wenn sie auch gegen alle Principien der Kunst verstießen.
    Doch wir überlassen den Lehrer des Tanz-und Anstandsunterrichts seinen philosophischen Grübeleien, um uns praktischeren und zeitgemäßeren Fragen zuzuwenden.
    Während seiner letzten Ausflüge in den Wald oder über die Wiesen hatte Godfrey, wenn er allein oder in Gesellschaft Carefinotus ging, kein anderes Raubthier zu Gesicht bekommen. Nicht einmal Spuren von solchen waren ihm aufgefallen. Das Flüßchen, aus dem sie doch ihren Durst löschen mußten, zeigte an seinem Ufer keinerlei Klauenabdrücke. Ebenso hörte man während der Nacht niemals ein Geheul oder ein verdächtiges Brummen; auch die Hausthiere ließen kein Zeichen von Beunruhigung merken.
    »Das ist auffallend, sagte sich Godfrey, und doch hab’ ich mich nicht getäuscht; Carefinotu aber ebenso wenig. Es war bestimmt ein Bär, den er mir zeigte, und ein Bär war es, auf den ich gefeuert habe. Angenommen, ich hätte ihn getödtet, so wäre das der letzte Repräsentant jener Familie der Plantigraden gewesen, der sich auf der Insel aufhielt?«
    Das wäre völlig unerklärlich! Wenn Godfrey jenen Bären übrigens erlegt hatte, so hätte man doch den Cadaver an der Stelle, wo er ihn schoß, wiederfinden müssen. Sollte er glauben, daß das tödtlich getroffene Thier sich noch fortgeschleppt hätte und in einer entfernten Höhle verendet war?
    Das war wohl möglich; dann mußten sich doch mindestens an der betreffenden Stelle, am Fuße jenes Baumes, Blutspuren finden, und das war nicht der Fall.
    »Wie dem auch sei, dachte Godfrey, es ändert nichts an der Hauptsache, daß wir uns in Acht nehmen müssen.«
    Mit den ersten Tagen des Novembers konnte man sagen, daß in diesen unbekannten Breiten die schlechte Jahreszeit angefangen habe. Schon fielen während mehrerer Stunden recht kalte Regen. Später mußten höchst wahrscheinlich jene endlosen Niederschläge kommen, welche gleich Wochen hintereinander dauern und die Winterregenperiode in der Höhe dieser Parallelkreise kennzeichnen.
    Godfrey mußte nun wohl oder übel daran denken, im Innern des Will-Tree selbst eine Feuerstatt herzurichten – den unentbehrlichen Herd, der ebenso zur Heizung der Wohnung während des Winters dienen, wie die Küche gegen die Wassergüsse und Windstöße schützen sollte.
    Den Herd konnte man zwar bequem in einer Ecke des Zimmers errichten, indem man größere Steine aufschichtete, von denen die einen flachgelegt, die anderen auf die hohe Kante gestellt wurden. Es entstand nur die Frage, wie der Rauch nach außen geführt werden sollte, denn ihn einfach durch die lange Aushöhlung im Kern der Sequoia ausströmen zu lassen, erschien eben nicht rathsam.
    Godfrey kam auf den Gedanken, zur Herstellung eines Rauchrohrs einige der langen und dicken Bambus zu verwenden, welche am Ufer des Baches an einigen Stellen wuchsen.
    Wir müssen gestehen, daß er bei dieser Gelegenheit von Carefinotu sehr wirksam unterstützt wurde. Der Schwarze begriff, wenn auch erst nach einiger Bemühung, was Godfrey wollte. Er war es, der ihn begleitete, wenn er gegen zwei Meilen weit vom Will-Tree wegging, um die Bambus unter den stärksten auszuwählen. Er half ihm auch bei der Errichtung des Herdes. Die Steine wurden auf dem Erdboden gegenüber der Thür verlegt, die von ihrem Mark befreiten und an ihren Knoten durchstoßenen Bambus bildeten, ein Rohr an das andere gesteckt, einen Schlauch von hinreichender Länge, der durch eine in die Rinde der Sequoia gebrochene Oeffnung mündete. Diese Anordnung konnte ja genügen, wenn man nur darauf sah, daß die Bambusrohre nicht selbst Feuer fingen. Godfrey hatte bald die

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