Die Schule der Spielleute
die Stadt gekommen ist.Ť
Er winkte einem seiner Knechte, ihn zu begleiten. Der andere machte sich mit dem Fuhrmann daran, den Bären wegzuschaffen.
Tamas sah ihm mit großen Augen zu. Er schien nicht zu bemerken, dass Franz auf ihn einredete und versuchte, ihn zum Heimgehen zu bewegen.
Herr Heinrich und sein Jagdknecht waren ihnen schon weit voraus. Erst vor dem Tor der Herberge sammelte sich die Gruppe wieder und trat gemeinsam ein. Im Hof herrschte Ruhe, nur aus der Gaststube klang leise Musik.
Lene ging mit wiegenden Hüften voran in Richtung Stall. Herr Heinrich folgte ihr. Stirnrunzelnd prüfte er das Schloss. ťSeid ihr sicher, dass sich niemand daran zu schaffen gemacht hat?Ť
Alheit trat neben ihn. Nun, bei Tageslicht, entdeckte sie die Kratzspuren, die im Morgengrauen nicht zu sehen gewesen waren. ťAber er hat kein Glück gehabtŤ, stellte sie fest, ťbis er mit dem Schlüssel wiedergekommen ist.Ť
ťUnd wo hat er den her?Ť
ťAus Lenes Schuh.Ť
Auf den misstrauischen Blick des Ritters keifte Lene: ťNa und? Glaubt ihr, ich bringe meinen Mann selbst um sein Handwerkszeug? Jetzt kommt endlich herein.Ť
Im Stall reichte Lene Herrn Heinrich die Kette. Er betrachtete den Knebelverschluss genau von allen Seiten. Nein, die Kette war nirgends gebrochen, jemand hatte den Verschluss mit geschickten Fingern geöffnet.
Draußen vor der Stalltür kniete Alheit nieder. Ihr war ein dunkler Fleck aufgefallen. ťIst das hier nicht Blut?Ť, fragte sie und hob etwas feuchte Erde auf. Ihre Finger färbten sich rot.
Herr Heinrich war sogleich bei ihr. ťBär oder Mensch?Ť, fragte er.
Alheit roch an ihrem Fund. ťBär, nehme ich an. Aber es gibt hier bestimmt einen gelehrten Medicus, der das genauer sagen kann.Ť
ťIch fürchte nur, der Stadtarzt wird sich damit nicht befassenŤ, erwiderte der Ritter. ťDafür sorgt schon der Herr zum Rad.Ť
ťWenn jemand den Bären losgemacht und verletzt hat, ist er für den Schaden verantwortlich, nicht TamasŤ, erklärte Alheit. ťEr hat sein Tier sicher untergebracht und gut versorgt.Ť
ťUnd wer sollte das gewesen sein?Ť
ťVielleicht derjenige, der Elbelins Dudelsack zerstört hat.Ť
ťWas? Das musst du mir genauer erzählen. Burkhard wird wohl ein warmes Zimmer und etwas zu trinken für uns haben.Ť
Nachdem der Wirt das Verlangte beschafft hatte und sie bei Kräuterwein am Kamin saßen, erzählten Alheit und Franz, was sich bisher zugetragen hatte.
Herr Heinrich strich sich übers Kinn. ťWollt ihr damit sagen, dass es jemand auf euch Spielleute abgesehen hat?Ť
ťScheint es nicht so?Ť, fragte Alheit dagegen.
Doch Lene war mit dieser Erklärung nicht zufrieden. ťVielleicht will auch jemand Unfrieden unter uns stiftenŤ, sagte sie böse.
Der Ritter schaute sie an. ťEiner von euren Leuten, meinst du?Ť, fragte er, als ob er sie nicht recht verstanden hätte.
Alheit wollte widersprechen, doch Lene war schneller. ťJa, das meine ich. Einer, der sich für so viel besser als die anderen hält, und doch seinen Gefährten
Ť
Herr Heinrich unterbrach sie. ťDann kann ich euch nicht helfen. Macht das unter euch aus, wie Platzmeister Friedrich gesagt hat. Wenn aber ein Fremder hier eingedrungen ist, wird er sich wohl oder übel darum kümmern müssen.Ť Er trank noch einen Schluck Wein. ťKönnt ihr bezahlen, was er von euch verlangt?Ť
ťWas sollen wir bezahlen?Ť, fragte Robert Piper, der mit seiner Familie in der Tür stand. Bei diesen Worten drängte sich auch Meister Wolfram heran.
Alheit wiederholte mit lauter Stimme die Entscheidung des Platzmeisters.
ťWas soll das für ein Recht sein?Ť, brauste Wolfram auf. ťWir alle sollen für die Nachlässigkeit eines Einzelnen aufkommen? Ich will damit nichts zu tun haben. Ich stehe im Dienst des Grafen von Katzenelnbogen, ich bin kein fahrender Lump, mit dem Ihr umspringen könnt, wie Ihr wollt.Ť
ťKatzenelnbogen?Ť, fragte Herr Heinrich. ťDas ist aber schon ein Weilchen her. Als ich Herrn Eberhard zum letzten Mal getroffen habe, waren Zwillingsbrüder aus der Gascogne bei ihm.Ť
Darauf erwiderte Wolfram nur noch einen finsteren Blick.
ťAber wenn ihr das Geld nicht zusammenbringt, gebt mir BescheidŤ, fuhr der Ritter fort, ťdann rede ich noch einmal mit dem Herrn zum Rad, notfalls mit dem Stadtrat.Ť Er schaute in die Runde. ťFehlen hier nicht zwei? Ach ja, sie sind natürlich im Paulusstift, um den Tag des Apostels Matthias würdig zu feiern.Ť
Wolfram schnaubte.
ťUnd wo geht ihr zur Messe?Ť, fragte
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