Die Schule der Spielleute
ins Haus.
ťIch hab dir doch gesagt, du sollst das Vieh von den Aalen fernhalten!Ť Der Meister stieß Dolf fast zu Boden, als er an ihm vorbeistürmte. ťDas zieh ich dir vom Lohn ab!Ť
Dolf lief auf die Rückseite der Räucherkammer, zur Feuerung. Er schob Späne und Holz hinein, dann eilte er mit einem Span in die Küche und entzündete ihn am Feuer unter dem Kessel.
ťDolf!Ť, schrie die Meisterin hinter ihm her. ťJesus, Maria, kannst du einmal machen, was man dir sagt?Ť
ťGleichŤ, murmelte Dolf in das Feuerloch und legte den brennenden Span hinein. Jetzt war es Zeit, ins Haus zu gehen und die Türen zu schließen.
ťDie Anna sagt, da draußen wäre ein BärŤ, empfing ihn die Meisterin.
ťStimmtŤ, antwortete Dolf. Nickel kaute inzwischen friedlich auf seinem Zulp, Anna lehnte blass und schwer atmend an der Wand.
ťWo ist der Herr?Ť, fragte die Meisterin weiter.
ťIch weiß es nicht. Er hat mich fast über den Haufen gerannt, dann ist er weiter zur Stadt hinaus.Ť
ťUnd der Bär?Ť
ťWar in der Räucherkammer. Ich habe Feuer gemacht.Ť
ťLieber Gott.Ť
Der Fischer lief eilends zur Pfauenpforte und alarmierte dort die Wächter. Das wollte er jedenfalls, doch die Bewaffneten sahen ihn ebenso ungläubig an wie er zuvor Dolf.
ťDas wird ein großer Hund gewesen sein, Meister FischerŤ, sagte der Wortführer. Er gehörte zu den Metzgern vom oberen Markt, die nahmen die Fischer sowieso nicht für voll.
ťEin Hund, der auf den Hinterbeinen steht und die Tür einschlägt? Jetzt macht endlich, das Vieh frisst uns die Räucherkammer leer.Ť
Noch immer schienen die Männer zu zweifeln. Vielleicht wollten sie auch nur ihre Wachstube mit dem Feuer im Kamin und dem Weinkrug nicht verlassen.
ťIch schick euch jeden Tag den Burschen mit gerauchtem Aal vorbei.Ť
Das zeigte Wirkung. Die drei Wächter deuteten den Jüngsten von ihnen aus, den Ritter Heinrich von Alzey zu holen. Wenn die Stadt ihn schon dafür bezahlte, dass er ihr in Waffen beistand, konnte er auch im Namen der Bürger auf die Jagd gehen.
Wilhelm Fischer atmete auf.
ťDa, trinkt einen Wein auf den Schrecken.Ť Der, den Meister Wilhelm als Metzger erkannt hatte, nahm den Krug heraus und füllte die Becher.
Meister Wilhelm leerte schon den zweiten Becher, als der Wächter mit dem Ritter wiederkam. Dieser hatte sich wohl gerüstet. Auf seinem Wappenrock prangte eine Laute. Er trug eine Armbrust auf dem Rücken, zwei Knechte mit starken Spießen folgten ihm. Vor ihren Füßen lief ein halbes Dutzend Hunde durcheinander.
Doch als Wilhelm Fischer und die Jäger den Fischmarkt erreichten, war der Bär bereits verschwunden. Rauch quoll aus der zerstörten Tür der Räucherkammer.
ťWas ist da los?Ť, fragte der Fischer ins Blaue hinein.
ťDa hat jemand einen guten Gedanken gehabtŤ, erwiderte Herr Heinrich. Er ging zur Räucherkammer, betrachtete das zersplitterte Holz und die Spuren im Schlamm des Hofes. Die Hunde wedelten aufgeregt mit den Schwänzen und gaben Laut. Sie zerrten an den Leinen in Richtung Stadt.
Der Jäger nickte seinen Knechten zu, und sie folgten der bellenden Meute die Gasse hinauf. In den Höfen winselten Hunde, Kinder weinten, und die Erwachsenen riefen aus den Fenstern im ersten Stock: ťEin Bär! Dort entlang!Ť Dabei deuteten sie in unterschiedliche Richtungen und erhoben noch lauteres Geschrei, weil der Jäger lieber seinen Hunden folgte als den Fingerzeigen der Zuschauer.
Der Bär hielt auf das Paulusstift und die Rupertikirche zu. Natürlich weiter den Fischmarkt hinauf und dorthin, wo viele Leute umherliefen. Der Jäger winkte seinen Knechten, sich zu beeilen. Noch hatte das Tier keinen ernsten Schaden angerichtet, es schien die Menschen, die vor ihm flüchteten, gar nicht zu bemerken. Es trabte stetig auf den Torturm an der Rheinseite zu.
Dort blockierte ein Fuhrwerk den Durchgang. Das schwere Zugpferd scheute und bäumte sich auf. Der Bär erhob sich auf die Hinterbeine und schlug nach dem Pferd. Dieses wollte zur Seite ausbrechen, fand aber keinen Platz.
Die Torwächter rannten mit ihren langen Spießen herbei und kreisten den Bären ein. Das Tier hieb noch einmal nach dem Pferd, schlug aber nur die Deichsel des Fuhrwerks entzwei. Das Pferd nutzte die neue Bewegungsfreiheit und keilte aus.
Mit wütendem Gebell jagten die Hunde heran. Der Bär wandte sich ihnen zu und hieb den ersten, der ihn ansprang, zu Boden.
Ein Armbrustbolzen fuhr ihm in die Brust. Der Bär sackte auf alle viere und griff die
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