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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
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schon ein paarmal erwähnt, aber Namen ohne Gesichter dazu blieben ihr nicht im Gedächtnis.
    Irgendwie gelang es Werner, zwischen seinen langen Klagen einen großen Teil der gebratenen Fische auf sein Stück Brot zu ziehen und zu verzehren. Die anderen mussten sich beeilen, wenn sie etwas davon abhaben wollten. Auch dem Kräuterwein sprach er reichlich zu.
    ťHabt ihr von dem Aufruhr auf dem Fischmarkt heute Morgen gehört?Ť, begann er arglos ein neues Gespräch. ťIn der Kirche haben sie gesagt, da wäre ein Bär los gewesen.Ť
    Betretenes Schweigen war die Antwort.
    ťVon mir seht ihr keinen HellerŤ, polterte Meister Wolfram übergangslos.
    Robert hob abwehrend die Hände. ťLass uns nicht heute darüber reden. Morgen, wenn wir noch einmal geschlafen und uns bedacht haben.Ť
    ťIch werde mich nicht anders besinnenŤ, erwiderte Wolfram.
    ťAber andere vielleichtŤ, wandte Marjorie ein und begann zu spielen. Das zeigte Wirkung. Andere schlossen sich ihr an, das Gespräch war beendet.
     
    Alheit erschien die Zeit viel zu kurz, bis Elbelin und Gottfrid wieder zum Paulusstift aufbrachen. Die anderen verabschiedeten sie und spielten und tanzten weiter, wie jeden Abend.
    Werner saß mit leidendem Gesicht dabei und erinnerte an seine vergangenen, besseren Zeiten. Noch elender sah Tamas aus, der stumm am Kamin saß und einen Becher Wein nach dem anderen trank, bis ihm die Augen zufielen. Lene dagegen versuchte, möglichst viele Gefährten zu bewegen, sich an der Zahlung des Bußgeldes zu beteiligen.
    Alheit spielte die eine oder andere Melodie auf der Flöte mit. Zu ihrer Überraschung gelang ihr das recht gut. Dennoch würde ihre Abwesenheit kaum auffallen. Als ihr alle gut beschäftigt erschienen, schlüpfte sie über den Hof in den verwaisten Bärenstall. Er war nun nicht mehr abgeschlossen, das Schloss hing offen am Riegel. Alheit schob die Streu beiseite und stellte ihre Laterne auf den freien Platz.
    Von der hinteren Wand her wendete sie die Streu um, eine Handbreit nach der anderen. Ausgemistet hatte heute offenbar noch niemand.
    Etwa auf der Höhe, wo die leere Kette von der Wand hing, entdeckte sie, was sie suchte – einen glatten, taubeneigroßen Rheinkiesel. Sie atmete auf.
    ťWar das wirklich nötig?Ť, fragte eine Stimme von draußen. Alheit war nicht sicher, wem sie gehörte. Wer die Antwort gab, war ihr dagegen auf der Stelle klar, und es fühlte sich an wie ein Tritt in den Bauch.
    ťIch wollte das Vieh nur vertreibenŤ, widersprach Elbelin. ťWie soll ich wissen, dass es in der halben Stadt Flurschaden anrichtet?Ť
    Alheit löschte ihre Laterne und zog sich in die dunkelste Ecke des Stalls zurück.
    ťEs ist eben ein Vieh, ein Raubtier dazu.Ť Das musste dann wohl Gottfrid sein, auch wenn er sich bisher nicht als Stimme der Vernunft hervorgetan hatte. ťDanke Gott, dass es nicht noch Menschen angefallen hat.Ť
    ťWarum ich? Das Biest gehört dem Ungarn.Ť
    ťAber wir alle müssen jetzt die Strafe bezahlen.Ť
    Darauf brummte Elbelin. Nach einer Pause fragte er: ťGlaubst du wirklich, dass es so weit kommt?Ť
    ťWie sonst? Wir werden Tamas nicht einmal einen halben Heller aus dem Beutel ziehen können.Ť
    ťIhm nicht, aber LeneŤ, stieß Elbelin ärgerlich hervor.
    Gottfrid lachte. ťGlaubst du, ihre Reize sind noch so viel wert?Ť
    Wieder brummte Elbelin nur.
    Die beiden betraten den Stall nicht. Ihre leisen, langsamen Schritte waren vor der Tür zu hören. Nach einer Weile fragte Gottfrid gedämpft: ťUnd, was gefunden?Ť
    Die Antwort verstand Alheit nicht.
    ťUnd wenn es jemand anderes entdeckt hat?Ť
    ťWer?Ť, fragte Elbelin dagegen.
    ťUnser unmusikalischer Ritter?Ť
    ťEs muss hier irgendwo sein. Drüben am Haus habe ich schon alles abgesucht.Ť
    ťAber wir finden es nichtŤ, stellte Gottfrid fest. ťGehen wir lieber, bevor uns jemand hier entdeckt.Ť
    Die beiden entfernten sich. Alheit wartete noch ein wenig, bevor sie ihre Suche fortsetzte. Doch sie hatte keine Geduld mehr, sich gründlich durch die Streu zu wühlen. Sie stieß nur noch flüchtig den Fuß in das Stroh, bis sie auf einen zweiten Stein stieß. Sie steckte auch diesen ein.
    Keiner von beiden hatte dem Bären eine blutende Wunde beigebracht. Das musste der Gegenstand getan haben, den Elbelin suchte.
    Schließlich verließ Alheit den Stall und schritt auf die Tür zum Schankraum zu, als komme sie gerade vom Abort. Drinnen nahm sie wieder ihren Platz neben Franz ein und betrachtete nachdenklich die Gesellschaft. Es schien, als müssten

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