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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
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werden.Ť
    Alheit dachte sogleich an Werner, den der Neid zerfraß auf das Geschick und das Glück der beiden Jungen. Doch sie schüttelte den Kopf, ehe sie den Namen ausgesprochen hatte. Werner konnte keinen Geist beschwören. Das war keine kleine Gemeinheit wie eine Schalmei stehlen oder böse Gerüchte verbreiten, sondern eine Untat, die Mut und Können erforderte. Beides war bei Werner nicht vorhanden.
    ťOder weißt du von einem Toten, dem Elbelin noch etwas schuldig war?Ť
    ťHöchstens der Jude, den sie am Freitag beerdigt habenŤ, mutmaßte Alheit, aber das glaubte sie selbst nicht.
    Franz bugsierte Else behutsam die Treppe zu ihrer Schlafkammer hinauf, die nun recht verlassen wirkte. Nur sein eigenes Lager und das von Alheit waren noch vorhanden. Schniefend sank Else ins Stroh. Franz vergewisserte sich, dass sie seine Hilfe nicht brauchte, und nahm die Laute wieder aus ihrer Hülle. Er setzte sich mit untergeschlagenen Beinen an den Kamin und begann zu stimmen. Er sang das Abschiedslied, das sie als Letztes von Meister Wolfram gelernt hatten. Dann spielte er all das, was sie in den vergangenen Wochen geübt hatten, und ließ Elbelin im Geiste mitspielen.
    Wie lange würde Burkhard sie in seinem Haus dulden? Er wusste, dass die Franziskaner Elbelin am Samstag ein christliches Begräbnis bereiten würden und für sein Seelenheil beteten. Bis dahin würde der Wirt Alheit und ihn wohl gewähren lassen, auch wenn er vorhin recht ungnädig dreingeschaut hatte, als Franz und Else den Hof betraten.
    Und was war mit Gottfrid? Die Decken und Instrumente der beiden Jungen waren verschwunden. Diebe hatten sie wohl nicht mitgenommen. Also war Gottfrid hier gewesen und Hals über Kopf abgereist. Aus Angst vor den Juden? Er hatte Elbelins Instrumente mitgenommen, auch den neuen Dudelsack. Mit welchem Recht? Elbelin hatte bestimmt, dass Alheit die Sackpfeife bekommen sollte, wenn er sie nicht mehr brauchte. Das mochte ein Scherz gewesen sein, aber es hätte nicht völlig vergessen werden sollen.
    Und konnte er wirklich seinen Freund hier liegenlassen und ungerührt nach Frankfurt ziehen, sich einen neuen Dienst suchen? Vielleicht, wenn Katherine auf demselben Weg war. Oder wollte er seinen früheren Herrn aufsuchen und um Hilfe bitten?
    Franz seufzte. Eigentlich wollte auch er neue Gesellen finden, einen hohen Herrn, für den sie auf Reisen gehen konnten. Dennoch blieben Alheit und er, um den jungen Mann, den sie kaum zwei Wochen kannten, auf seinem letzten Weg zu begleiten.
    Und um herauszufinden, woran er gestorben war. Da war Franz sicher. Die Gestalt im dunklen, pelzbesetzten Mantel schob sich in seine Gedanken. Stammte von diesem Umhang das Fädchen, das Alheit aus dem Stroh gepflückt hatte? Oder hatte er einen Geist gesehen, wie Alheit vermutete?
    Die Tür flog auf und Lene kam herein. Mitten im Schwung blieb sie stehen: ťWo sind denn alle hin?Ť
    ťAbgereist nach FrankfurtŤ, erwiderte Franz und unterbrach sein Lautenspiel. ťWarum bist du noch hier?Ť
    ťDarum.Ť Lene machte sich am Stroh zu schaffen, wo ihr und Tamas’ Lager gewesen war. ťDer Ungar hat mal wieder die Hälfte liegenlassen.Ť Sie schloss eine Hand zur Faust und steckte etwas in ihre Gürteltasche. Als sie sich wieder erhob, entdeckte sie Else. ťUnd wer ist dieses Weibsstück?Ť
    Franz gab ihr Auskunft. Else schien nichts zu hören.
    ťNa, dann wünsche ich noch viel Vergnügen mit ihr.Ť Damit verließ Lene den Raum wieder.
    Franz sah ihr nachdenklich hinterher. War nicht ihr neuer Gürtel mit emaillierter Bronze beschlagen? Mit kleinen grünen Blättern? Und die dünne Decke auf ihrem Lager war aus schwarzer Wolle gewesen.
    Er schlug lauter in die Saiten.
    Lene war noch nicht lange gegangen, da rief jemand von draußen: ťDa ist noch einer! Packt ihn!Ť
    Franz legte die Laute beiseite und ging den Besuchern entgegen. ťNur langsamŤ, sagte er. ťWas ist denn los?Ť
    Auf der kleinen Plattform vor der Tür drängten sich vier Bewaffnete, die das Wappen der Stadt Worms trugen.
    ťKomm mitŤ, befahl der, der am weitesten hinten stand, also wohl der Anführer.
    ťWarum? Wohin?Ť Franz rührte sich nicht.
    ťKomm einfach.Ť
    Die zwei, die der Tür am nächsten standen, zerrten ihn nach draußen und stießen ihn die Treppe hinunter. Franz konnte sich gerade noch auf den Beinen halten.
    ťDa liegt bloß noch ein Weibsmensch, sonst ist keiner mehr daŤ, meldete oben der Dritte.
    ťWorauf wartest du? Schaff sie runterŤ, antwortete der Hauptmann. ťUnd

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