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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
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ganze Gruppe sitzen sehen. ťIst mir nicht aufgefallen. Warum?Ť
    Alheit holte tief Luft. Nun musste sie doch von dem totenköpfigen Fastnachtsnarren erzählen.
    Franz hörte ihr zu und nickte dann. ťAlso doch kein Geist?Ť
    ťIch weiß es nichtŤ, musste Alheit zugeben.
    ťUnd wer wird uns glauben?Ť
    ťVersuchen wir es bei Herrn Heinrich.Ť Alheit ging voran, hinaus auf die Gasse. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass Burkhard ihnen nachsah.
    Jeder mit seinen Gedanken beschäftigt, folgten sie der Kämmerergasse. Reisefertige Spielleute riefen ihnen von allen Seiten Abschiedsgrüße zu, wollten wissen, warum sie noch nicht zum Aufbruch bereit waren. Alheit hätte sie gern mit einem kurzen Wort abgefertigt, aber Franz blieb immer wieder stehen und erzählte von Elbelins rätselhaftem Tod.
    Endlich gelangten sie zum Hof des Herrn von Alzey. Doch der Torwächter ließ sie nicht ein. ťSein Besuch bei euch gestern Abend ist ihm nicht gut bekommen. Der Arzt ist bei ihm. Kommt am Nachmittag wieder.Ť
    Alheit und Franz sahen einander an. Wie sollte es jetzt weitergehen?
    ťDann gehen wir am besten doch in die JudengasseŤ, schlug Alheit vor.
    Franz schüttelte den Kopf. ťEs werden Leute kommen, die ihn sehen wollen. Solange Gottfrid in der Stadt herumläuft
    Ť
    ťDu musstest es ja auch jedem erzählenŤ, murrte Alheit. ťAber du hast recht, wir sollten das nicht alles Burkhard und den Franziskanern überlassen.Ť War das ein misstrauischer Blick von Franz? Alheit ging darüber hinweg. ťTrotzdem müssen wir Gottfrid daran hindern, Unfrieden zu stiften.Ť
    ťNimm Baldwin mitŤ, riet Franz.
    Alheit nickte. Der fahrende Schüler hatte nicht nur eine Respekt einflößende Gestalt, sondern wusste auch seinen Pilgerstab geschickt einzusetzen, wenn es zum Handgemenge kam. ťWenn ich ihn dieses Beginenhaus finde
    Ť
    Sie brauchte nicht so weit zu gehen. Dort, wo sie von der Kämmerergasse abbiegen mussten zum Wilden Mann, kam ihnen Baldwin entgegen, etwas zerrupft und mit einer verweinten Else am Arm.
    ťWas ist geschehen?Ť, fragte Alheit.
    ťDie Schwestern im Konvent haben Else den Ausflug gestern Abend sehr übel genommenŤ, erklärte Baldwin.
    ťO weheŤ, klagte Alheit. ťAber geh mit Franz in den Wilden Mann, Kind. Uns wird etwas einfallen, wie wir dir weiterhelfen. – Und du kommst mit mir, Baldwin.Ť Sie erzählte, was sie vorhatte.
    Nachdenklich schüttelte der Priester den Kopf. ťDa werden wir nicht viel ausrichten, wo es auf Ostern zugeht. Aber versuchen müssen wir es.Ť Die beiden machten sich auf den Weg.
     
    Gottfrid eilte von einem Stadttor zum nächsten, durch die Straßen, die von allerlei Volk wimmelten. Jeder schien ihm etwas verkaufen zu wollen, eine Auskunft von ihm zu erwarten oder ihn zumindest zur Buße aufzufordern. Unwirsch drängte er sich an allen vorbei, um endlich die Torwächter nach dem Juden Israel zu befragen. Doch keiner wollte ihn gesehen haben.
    Erst an der Martinspforte, im nordwestlichen Zipfel der Stadt, schlug der Wächter vor: ťGeh doch grad da hinein in die Schule, da hocken sie und singen.Ť Er deutete in die Judengasse.
    Gottfrid trug keine Waffen außer seinem Messer. Einen Augenblick zögerte er. Doch dann schritt er entschlossen in die schmale Gasse hinein.
    Hier war sehr viel weniger Leben als im christlichen Teil der Stadt. Er traf niemanden, den er hätte fragen können. Ziellos ging er eine Weile auf und ab und versuchte herauszufinden, ob ihm die Schilder an den Häusern bei der Suche weiterhelfen könnten – ein Stern, ein weißes Pferd, ein Affe
    aber kein Spielmann, kein Instrument, nichts, was er mit Israel in Verbindung gebracht hätte. Ja, der Kerl hatte gestern Abend wohl erwähnt, bei wem er wohnte. Aber wer achtete schon auf Judennamen?
    Da endlich erblickte Gottfrid einen jungen Mann, den er seinem Gesicht nach für einen Juden hielt. Ähnelte er nicht sogar dem Gesuchten? Oder begann Gottfrid zu sehen, was er sehen wollte?
    ťIch suche Israel ben AbrahamŤ, begann er.
    ťSchalomŤ, sagte der andere. ťDu bist der, den sie Gottfrid nennen, nicht wahr?Ť
    Er lächelte auf eine Art, die Gottfrid einen Schauer über den Rücken jagte. Dennoch antwortete er: ťJa.Ť
    Das Lächeln wurde noch breiter und gemeiner. ťDann warte nur ein Weilchen, er wird auch zu dir kommen. Der Herr schlägt die Feinde Israels mit seiner Rechten.Ť
    Gottfrid stutzte. Den gleichen Vers hatte ein Bußprediger seinen christlichen Zuhörern zu bedenken gegeben. Aber er wollte mit dem Juden

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