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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
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keinen Disput über das Wort Gottes beginnen. ťWo ist er?Ť
    ťSuch ihnŤ, erwiderte der Mann. ťDas Judenviertel ist nicht groß. Hier wohnen gerade einmal tausend Menschen.Ť
    Das war viel weniger, als die christliche Gemeinde aufbrachte. Dennoch war die Suche eine Herausforderung. Schon die Nachfrage an allen Stadttoren hatte viel Zeit gekostet. Gottfrid verfluchte im Stillen die anderen Spielleute, die ihn allein herumirren ließen. Als er seinen Gesprächspartner noch einmal nach Israels Aufenthalt fragen wollte, war er verschwunden.
    ťEr hat viele Freunde hierŤ, erklang seine Stimme hoch über Gottfrid.
    Er schaute erschrocken auf. Die schmalen Fachwerkhäuser erschienen ihm wie Riesen, die hungrig auf ihn herabblickten. Ohne auf die Richtung zu achten, bog er in die nächste Gasse ein. Gerade vor seinen Füßen ergoss sich der Inhalt eines Nachttopfs auf die Straße. Er wich aus und eilte weiter, bis ein Mann im schwarzen Mantel und Schläfenlocken seinen Weg kreuzte, so knapp, dass Gottfrid nicht anders konnte, als ihn anzurempeln.
    ťFlegel!Ť, rief eine Frau aus einem höher gelegenen Fenster.
    ťWas hat er hier zu suchen, der Goi?Ť, fragte ein Mann.
    Von irgendwo kam ein Stein geflogen. Oder war es nur ein fauler Apfel?
    Gottfrid nahm sich nicht die Zeit nachzudenken, auch seinen scheinbar ruhigen Gang gab er auf. Er rannte kopflos davon.
    Hinter ihm zischten Wurfgeschosse durch die Luft, Gelächter und Flüche erklangen.
    Mehr durch Zufall erreichte Gottfrid wieder die Martinspforte. Auch der Wächter dort kehrte ihm ein finsteres Gesicht zu. ťWas ist denn da schon wieder los?Ť
    Gottfrid blieb aufatmend stehen und sah ihn verständnislos an.
    ťDen Juden darf nichts geschehenŤ, fuhr der Wächter fort und rieb die Finger aneinander. ťDie Domherren brauchen das Geld. Dafür müssen wir dann den Kopf hinhalten, gerade jetzt, wo es auf Ostern geht.Ť
    ťGottesmörder.Ť Gottfrid spuckte aus.
    Dann schlug er eilig den Weg zurück zum Wilden Mann ein. Doch wenn er sich unter Christen in Sicherheit gewähnt hatte, wurde er eines Besseren belehrt. Immer wieder flog etwas dicht an ihm vorbei, hörte er das Wort Goi.
    Der Hof der Herberge lag still und leer. Nicht einmal Burkhard stand an der Küchentür, und selbst Klaus war nicht zu sehen. Das kam Gottfrid sehr gelegen.
    Schnell raffte er zusammen, was von Elbelin und seinen Habseligkeiten noch herumlag. Nur hinaus aus der Stadt. Wenn er etwas übersah, mochte sich der Wirt daran freuen.
    Gottfrid fluchte, da er weder Pferd noch Karren hatte und nun das Gepäck von zwei Männern tragen musste. Er verteilte es an seinem Körper und eilte, so schnell es der Verkehr erlaubte, zum nächsten Stadttor und hinaus zur Rheinfurt.
    Bevor er zögernd den ersten Fuß ins Wasser setzte, glaubte Gottfrid noch einmal die Stimme zu hören: ›Er wird dich finden, wo du auch bist.‹
    Auf dem Weg ins Judenviertel berichtete Alheit Baldwin ausführlicher, was sich zugetragen hatte. Das brachte auch gleich etwas Ordnung in ihre Gedanken.
    Die Frage blieb: Wie konnte ein junger Mensch so plötzlich sterben, ohne dass eine Krankheit oder Wunde an ihm zu entdecken war? Wer konnte die verborgenen Zeichen sicher erkennen, die Gottes oder des Teufels Werk belegten und das eines Menschen ausschlossen? Vielleicht Robert, der schon auf dem Weg nach Frankfurt war. Vielleicht der Wilhelmiten-Pater, der Franz das Mittel für seine Hand gegeben hatte.
    Baldwin unterbrach sie: ťHast du mit einem der Franziskaner darüber gesprochen?Ť
    Alheit schüttelte den Kopf.
    ťDann werde ich das tun. Hast du Anzeichen für Teufelswerk gesehen?Ť
    Sie erzählte von der dunkel verhüllten Gestalt mit dem Totenschädel. Hatte sie wirklich jemanden neben Elbelins Lager kauern sehen, in der letzten Nacht, als er noch lebte? Jemanden mit grün funkelndem Schmuck? Oder hatte ihr das merkwürdige Getränk des Engländers etwas vorgegaukelt?
    ťGerade Tamas und Israel waren nicht gut auf Elbelin zu sprechen. Der Ungar kennt seltsame Bräuche, die vielleicht nicht mit den Lehren der Kirche übereinstimmen. Und was der Jude mit seinen Glaubensgenossen treibt, ist auch nicht geheuer.Ť
    ťNun, christliche Kinder schlachten sie wohl nichtŤ, widersprach Baldwin.
    ťAber es geht nicht um ein Kind, sondern um einen Mann, der sie bei einem Begräbnis gestört hat.Ť
    ťHm, das ist etwas anderes.Ť Nach einer Pause fuhr er fort: ťFällt dir noch jemand ein? Auch gute Christen können auf diesen Irrweg verführt

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