Die Schule der Spielleute
einem üblen Streich angestiftet.
Und wer war der kleine Rothaarige? Baldwin konnte sich an einen Gast vom vergangenen Abend erinnern, auf den die Beschreibung zutraf. Er musste Alheit nach ihm fragen.
Doch als er zur Vesper in die Lampertuskirche eintrat, konnte er keine Spur von ihr entdecken. Hastig ging er wieder nach draußen und sah sich um.
ťHerr Pater?Ť, zischte eine Stimme rechts von ihm. Eine Frau mit gelbem Schleier winkte ihm, ihr zu folgen. Verwundert ging er zu ihr hin.
Alheit sah die beiden in der Mauernische zwischen zwei großen Höfen stehen, als sie sich Herrn Heinrichs Haus näherte. Lene blickte zu Baldwin auf, die Hand auf seinem Arm, als erwarte sie eine erfreuliche Antwort. Doch er schüttelte den Kopf. Da verzog sie das Gesicht, stampfte mit dem Fuß auf, ließ ihn aber noch nicht los. Er antwortete mit abweisender Miene. Alheit fiel ein Stein vom Herzen. Erst recht, als Lene noch ein heftiges Wort ausstieß und dann kehrtmachte. Nun konnte Alheit unbemerkt den Hof betreten.
Baldwin kam nur wenige Augenblicke nach ihr.
ťWas hat Lene von dir gewollt?Ť, fragte sie ihn auf der Stelle.
ťLene?Ť Er sah sich wie erschrocken um, ob sie noch hinter ihm wäre.
ťDie Hure.Ť Als er noch immer verständnislos dreinschaute, fügte Alheit hinzu: ťDie Frau des Ungarn.Ť
ťAch, sie war das.Ť Baldwin zog den Kopf ein. ťIch habe sie nicht erkannt.Ť
ťAber sie dich, nehme ich an.Ť
Baldwin nickte.
ťDas wird sie dem Platzmeister zutragenŤ, schloss Alheit.
ťWas?Ť
ťDass du gestern bei uns warst, dass du vielleicht der gesuchte Zauberer bist.Ť
ťSie fragte nach einem Liebesamulett.Ť
Sie mussten Worms so schnell wie möglich verlassen, aber das hieße für Alheit, Franz zu verraten.
Hinter ihnen räusperte sich der Knappe Ewald. ťKommt bitte mit zu Herrn Heinrich.Ť
Dieser erwartete sie in der kleinen, finsteren Kammer. Hinter ihm stand der Rechtsgelehrte in seinem schwarzen Mantel und verdunkelte den Raum noch weiter. Der Ritter hatte zunächst keine guten Nachrichten für sie. ťDie Städtischen werden eure Freunde vorerst nicht freigeben.Ť
Alheit zuckte zusammen.
ťPlatzmeister Friedrich hat einen Boten nach Frankfurt zu Erzbischof Balduin geschicktŤ, fuhr der Ritter fort. ťNach dessen Weisung will er sich richten. Das kann länger dauern.Ť
Alheit wurde immer kleiner. Wie lange würden Franz und Else im Gefängnis überleben?
ťDen Stadtrat hat er wohl auch bereits in Kenntnis gesetztŤ, murmelte Doktor Martin, als sei das nur für Herrn Heinrich bestimmt.
Dieser nickte ernst. ťIch kann versuchen, mit dem einen oder anderen Herrn ein Wort zu reden
Ť, der Doktor schnaubte, ť
aber man wirft ihnen Zauberei und Giftmord vor, da werde ich kaum ein offenes Ohr finden.Ť
Alheit hatte nicht recht zugehört. Wenn sie selbst für die Gefangenen sorgte, würde man sie ebenfalls verhaften. Burkhard konnte sie mit dieser Aufgabe nicht beschweren.
ťIch stelle einen Mann zur Bewachung ab, der die beiden auch versorgen wird.Ť Herr Heinrich hob bedauernd die Schultern. ťMehr konnte ich nicht erreichen.Ť
ťDas ist schon sehr vielŤ, begann Baldwin.
ťIch hoffe, man wird es Euch lohnenŤ, ergänzte der Rechtsgelehrte.
ťWie denn?Ť, fauchte Alheit.
ťOh, da wird mir etwas einfallenŤ, lachte Herr Heinrich. Doktor Martin dagegen zog ein säuerliches Gesicht.
Dann berichtete Baldwin, was er in den letzten Stunden erfahren hatte.
Alheit horchte auf, als er den Spielmann beschrieb, der beim Kettenapotheker eingekauft hatte.
ťAber ich fürchte, der Meister Pillendreher sieht nicht mehr vielŤ, schloss Baldwin, und der Rechtsgelehrte nickte eifrig.
Dennoch. Ein rotes Gewand und helles Haar das mochte Wolfram sein.
ťBei wem soll er im Dienst gewesen sein?Ť, fragte Alheit nach.
ťBeim Erzbischof von TrierŤ, antwortete Baldwin, ťoder vielleicht doch bei einem Grafen. Das wusste der Meister nicht mehr genau.Ť
ťDer Graf von Katzenelnbogen? Wir müssen nach FrankfurtŤ, sagte Alheit leise, wie zu sich selbst.
Baldwin nickte. ťIch fürchte, der Herr Platzmeister wird mich bald ebenfalls verfolgen.Ť
Erschrocken sah Herr Heinrich auf. ťWieso?Ť
Der Priester berichtete von seinem Zusammentreffen mit Lene.
ťDann macht euch sogleich auf den WegŤ, riet Doktor Martin.
Herr Heinrich warf ihm einen fragenden Blick zu. ťDie Tore sind schon geschlossen.Ť
ťDie Martinspforte noch nichtŤ, erwiderte der Gelehrte. Vielleicht kannte er dort die Wächter.
Es würde
Weitere Kostenlose Bücher