Die Schule der Spielleute
keine Zeit bleiben, die Instrumente zu holen. Alheit schluckte. Burkhards Sammlung bekam wieder Zuwachs. Und es blieb keine Zeit, Elbelin zu begraben. Das mussten Fremde besorgen.
ťDann gehen wir besser gleichŤ, entschied Baldwin.
Mit ein wenig Mundvorrat versehen, brachen sie auf. Damit mussten sie bis zum folgenden Nachmittag auskommen.
FREITAG NACH OCULI
Franz sah den Waffenknecht erstaunt an, der ihm am nächsten Morgen Brot und Wein brachte. Erst allmählich wurde ihm klar, was die Laute auf seinem Waffenrock zu bedeuten hatte: Er stand im Dienst der Familie von Alzey.
Alle Jubelrufe, die er je gesungen hatte, sammelten sich in seinem Herzen. Ihre Gefangenschaft würde nun doch schnell vorübergehen. Franz hatte schon an vielen unangenehmen Orten genächtigt, aber dieser übertraf sie alle.
Das Beste, was man von ihm sagen konnte, war, dass er kaum Ritzen hatte, durch die der Wind pfeifen konnte. Dafür fiel auch kein Licht herein. Feucht war der Boden aus anderen Gründen, nicht vom Regen. Aber wenn selbst Reichsfürsten in einer Abortgrube ertrinken konnten, mochte das auch für einen Spielmann einen ehrenvollen Tod bedeuten. Besser als der Scheiterhaufen war es allemal.
Sein Mut sank wieder, als sich noch einmal die Tür öffnete und jemand Else hereinstieß. Die Arme vor dem Gesicht ließ sie sich ins nasse Stroh fallen und widerstandslos anketten. Ihr Kleid sah zerrissen aus. Der Wächter spuckte sie an, dann schloss sich die Tür, und die Dunkelheit kehrte wieder.
LAETARE
Alheit hätte nicht sagen können, auf welchem Weg sie nach Frankfurt gekommen waren oder ob sie unterwegs gerastet hatten. Gegessen, getrunken, geschlafen.
Baldwin hatte sie mit immer neuen Fragen und Überlegungen traktiert, wohl, um sie wach zu halten auf ihrem Eilmarsch. Um ihre Gedanken von Franz abzulenken. Doch das gelang ihm nicht. Jede Erinnerung an die Ereignisse in Worms führte schließlich in das Verließ des Stadthauses. Mochte Herr Heinrich auch einen Wächter abstellen, der dafür sorgen sollte, dass es den Gefangenen nicht allzu schlecht erging, eine angenehme Herberge konnte er aus dem Loch nicht machen.
Daran dachte sie, als sie nun in einem heruntergekommenen und voll belegten Gasthof ein Lager für sich und Baldwin bereitete. Ihr Körper wäre am liebsten nicht mehr aufgestanden aus dem Stroh, aber sie durfte den halben Tag nicht verschlafen, der ihnen noch blieb.
Bei Wein und Bohnen stärkten sie sich, und als ihre Lebensgeister langsam wiederkehrten, begannen sie zu überlegen, wie sie den Rest des Tages nutzen konnten. Sie mussten die Köpfe sehr eng zusammenstecken, um einander im Tumult der Gaststube verstehen zu können.
ťWie, glaubst du, können wir in diesem Gewimmel Robert finden?Ť Baldwin starrte besorgt in das bunte Gedränge vor ihm.
Alheit antwortete: ťGottfrid werden wir leichter finden. Wir wissen ja, wo er hinwollte. Und vielleicht kann uns jemand von diesen vielen sagen, wo der Erzbischof von Trier und der Graf von Geldern Hof halten.Ť
Baldwin nickte. ťWas ist mit dem Boten des Platzmeisters? Glaubst du, er ist schon hier?Ť
ťBestimmt.Ť Alheit rechnete nach. ťEr ist fast einen ganzen Tag vor uns aufgebrochen. Wenn er auch noch ein Pferd hatte
Ť Ihr Körper sackte in sich zusammen.
ťDann müssen wir zusehen, dass wir ein Geständnis des Mörders bekommen und ein Pferd dazu.Ť
ťWie willst du das anfangen?Ť
ťGenau weiß ich es auch noch nicht. Als Erstes müssen wir Gottfrid finden und erfahren, was der Erzbischof oder seine Leute zu der Sache sagen. Vielleicht hat es gar keine so große Eile.Ť
Alheit schnaubte. Wenn man gerade einen dünnen, aber halbwegs schmackhaften Bohneneintopf gegessen hatte, sagte sich das leicht. Franz dagegen würde jede Stunde doppelt zählen.
Auf Baldwins Frage wies ein Händler aus Regensburg sie zum Karmeliterkloster. ťDer Erzbischof und sein Gefolge sind gestern erst eingetroffen. Ich glaube nicht, dass ihr da heute schon mit Amtshändeln ankommen könnt.Ť Grinsend fuhr er fort: ťEin Dispens? Ist der so eilig?Ť
Alheit verschluckte eine scharfe Antwort und blickte zu Boden. Besser, der Kerl glaubte diese Geschichte.
Sie folgten der Beschreibung des Mannes und kamen gerade recht zum Ende des Mittagsgebets. Geduldig warteten sie, bis sich die Pforte wieder öffnete. Der Bruder Pförtner hätte sie vielleicht eingelassen, doch wegen des hohen Besuchs hatte er Verstärkung bekommen. Zwei bewaffnete Knechte wiesen sie ab. Auch auf
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