Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
in die Hand.
»Leider nicht abgeschlossen. Er hat mehr als zwanzig Jahre dran geschrieben, wenn ich mich recht erinnere, ist aber nie zu einem Ende gekommen. Nun gut, auf jeden Fall kommt ein Mörder in dem Buch vor. Ein Frauenmörder genauer gesagt… ein fantastisches psychologisches Porträt übrigens. Weißt du, wie der heißt?«
Moreno schüttelte den Kopf.
»Er heißt Moosbrugger«, sagte Van Veeteren und schüttete seinen Kaffee in sich hinein.
»Moosbrugger… Amos Brugger?«
»Genau«, sagte Van Veeteren. »Oder warum nicht A Moosbrugger…
I am A Mos Brugger
…
ich denke, viel deutlicher kann es nicht sein.«
»Mein Gott…«, sagte Moreno.
»Hat er nicht letztes Mal auch einen Namen aus einem Buch benutzt?«
»Ja«, sagte Moreno. »Benjamin Kerran… wir sind uns nicht ganz sicher, aber er kann ihn aus einem alten englischen Krimi genommen haben. Das stimmt. Dann glaubst du also… ?«
»Was glaubst du selbst?«, gab Van Veeteren zurück. »Auf jeden Fall würde ich vorschlagen, dass du dich jetzt auf den Weg zum Polizeipräsidium machst und ihr alle Kräfte daran setzt.«
»Ich bin schon auf dem Weg«, sagte Moreno und stand auf. »Danke… danke für die Hilfe… und das Frühstück.«
»Keine Ursache«, sagte Van Veeteren. »Aber sieh verdammt noch mal zu, mich auf dem Laufenden zu halten. Vergiss nicht, dass ich ein Wörtchen mitzureden habe… Wenn ich diesen blöden Pfarrer nicht abgewiesen hätte, dann sähe die Lage jetzt anders aus.«
»Ich verspreche es«, sagte Moreno und eilte aus dem Antiquariat.
Der perfekte Morgen?, dachte sie. Liebe Güte.
33
»Die Sache ist also vollkommen klar«, brummte Reinhart. »Alle, die Musil gelesen haben, heben mal die Hand!«
Er starrte seine Mitarbeiter an und ließ fünf Sekunden in eisigem Schweigen verstreichen. Dann hob er langsam seine rechte Hand und nahm sie wieder runter. »Einer«, zählte er zusammen. »Verdammt. In dieser Elitetruppe gibt es nur einen beschissenen Hauptkommissar, der sich durch den
Mann ohne Eigenschaften
gearbeitet hat und der hatte nicht genug Verstand, um den Zusammenhang zu sehen. Das ist erbärmlich, absolut erbärmlich.«
»Wir verzeihen es dir dieses eine Mal«, sagte Rooth. »Ist es gut?«
»Ein wunderbares Buch«, bestätigte Reinhart. »Absolut wunderbar. Aber es ist schon ein Vierteljahrhundert her, seit ich es durchgeackert habe, deshalb bin ich bereit, nicht so streng mit mir zu Gericht zu gehen. Wie dem auch sei, so bedeutet Van Veeterens Information, dass wir nun wissen, wo wir stehen. Ich setze zehn zu eins, dass Frau Peerenkaas auf den gleichen Wahnsinnigen gestoßen ist wie unsere Opfer im Herbst. Gibt es jemanden, der anderer Meinung ist?«
»Wir sollten es vielleicht nicht übereilen«, warf Münster vorsichtig ein. »Aber ich bin auch der Meinung, dass wir hier auf etwas ganz Entscheidendes gestoßen sind… Amos Brugger, das muss auf Moosbrugger hindeuten. Wir haben es gewiss mit einem reichlich speziellen Typen zu tun.«
»Speziell?«, griff Jung das Wort auf. »Das kann ich nur unterschreiben. Was hat das für einen Sinn, solche merkwürdigen Namen zu benutzen? Wenn er sich nun seinen Opfern vorstellen wollte, dann hätte er doch den erstbesten Namen nehmen können. Rooth zum Beispiel, oder?«
»Was?«, fragte Rooth.
»Das könnte man meinen, ja«, sagte Reinhart. »Aber diese Namensfixierung könnte ja auch einiges über ihn aussagen, nicht wahr?« Er schaute in die Runde, das Fragezeichen war ihm in die Stirn geritzt.
»Ich nehme gern eine Woche frei und lese Musils Buch«, bot sich Jung an. »Es ist doch ziemlich dick, oder?«
»Meine Ausgabe hat zwölfhundert Seiten«, bestätigte Reinhart. »Ich denke, es reicht, wenn du einen Krimi während der Arbeitszeit gelesen hast. Aber was sagen wir nun zu unserem modernen Moosbrugger? Was wissen wir über ihn?«
Ein paar Sekunden lang blieb es still.
»Er hat kräftige Hände«, sagte Moreno. »Aber das ist schon früher mal gesagt worden.«
»Er spielt gern«, sagte Sammelmerk.
Reinhart nickte.
»Ja, das scheint so. Dass er wahnsinnig ist, davon können wir wohl ausgehen, aber ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode, um einen anderen großen Dichter zu zitieren.«
»Hamlet«, sagte Rooth. »Den kenne sogar ich. Soll ich auch sagen, wer den geschrieben hat?«
»Nicht nötig«, erklärte Reinhart freundlich. »Du kriegst auch so ein Sternchen. Mach lieber weiter mit unserem Würger.«
»Gebildet«, sagte Krause.
»Liest
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