Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
hatte auch diese Fakten notiert und las sie vor.
Anschließend blieb es eine Weile still.
Und danach beugte Reinhart sich über den Tisch vor und streckte einen warnenden Zeigefinger in die Luft.
»Kommt mir nicht mit dem Begriff Serienmörder«, schärfte er ihnen ein. »Rein theoretisch können wir es immer noch mit fünf verschiedenen Tätern zu tun haben, auch wenn ich persönlich nicht einen Zahnstocher auf diese Möglichkeit verwetten würde… und rein theoretisch wissen wir auch noch nicht, ob Nummer fünf wirklich ein Opfer ist. Sie kann ja auch mit diesem verdammten Brugger abgehauen sein, vielleicht sitzen die beiden bei Champagner auf irgend so einer malerischen Südseeinsel in der Sonne. Man kann den Charme dieser Stadt im Januar manchmal nicht mehr ertragen, daran brauche ich euch nicht zu erinnern… und so lange wir sie nicht gefunden haben, ist sie erst einmal nur verschwunden.«
»Kluge Worte«, sagte Rooth. »Auch wenn wir nun einmal glauben, was wir glauben. Ich muss sagen, dieses Verschwinden gefällt mir nicht… Ich bin zwar nicht so wahnsinnig begeistert von Mord, aber wenn man nun einmal ermordet worden ist, dann ist es doch reichlich unnötig, auch noch verschwunden zu sein. Irgendwie gibt es keine Ordnung, bevor man nicht die Leiche gefunden hat. Was zum Teufel sollen wir tun… Ich meine, was sollen wir jetzt im Augenblick eigentlich tun?«
Reinhart schaute auf die Uhr.
»Ich nehme an, dass das ein dezenter Hinweis darauf war, jetzt erst einmal eine Kaffeepause einzulegen, bevor wir die nächsten Züge planen?«
»Das habe ich überhaupt nicht gemeint«, sagte Rooth. »Aber wenn ihr alle Kaffeedurst habt, dann will ich euch nicht im Wege stehen.«
Es dauerte mehr als zwei Stunden, die Fragen der Einsätze und der Arbeitsverteilung zu klären. Aber allmählich nahm das Ganze – zumindest auf Inspektor Krauses Spiralblock – in einem Fünf-Punkte-Programm Form an.
Als Erstes sollte umgehend eine breit angelegte Suchmeldung nach der 35-jährigen Ester Peerenkaas aus Maardam herausgegeben werden.
Je schneller, desto besser. Der Hauptkommissar versprach, sie selbst zu formulieren, sobald die anderen nach Hause gegangen wären, um Däumchen zu drehen. Oder wozu auch immer sie ihre Abende so nutzten.
Im Anschluss an die Suchmeldung sollte als Zweites ein energischer Appell an alle Personen gerichtet werden, die am achten Dezember letzten Jahres im Restaurant Keefer’s in der Molnarstraat gewesen waren, sich so schnell wie möglich mit der Polizei in Maardam in Verbindung zu setzen. Auch das fiel aus natürlichen Gründen auf Reinharts Tisch.
Zum Dritten mussten natürlich alle, die in irgendeiner Weise die verschwundene Frau Peerenkaas in irgendeiner Eigenschaft gekannt oder mit ihr Kontakt gehabt hatten – Freunde, Verwandte, Arbeitskollegen –, verhört werden. Wie viele Menschen das letztendlich sein würden, war natürlich jetzt noch schwer abzuschätzen, aber bis auf weiteres wurden Krause und Jung abkommandiert, um diese Aufgabe zu organisieren.
Als Viertes wurde beschlossen, dass erneut die Verbindung zu Inspektor Baasteuwel in Wallburg aufgenommen werden sollte – vor allem mit dem Ziel, noch einmal die Kristine-Kortsmaa-Geschichte durchzugehen und zu versuchen, Verbindungen zu den September- und Januarfällen in Maardam zu ziehen. Inspektorin Moreno meldete sich freiwillig für diesen Auftrag.
Als Fünftes wurde beschlossen, weiterhin engen Kontakt mit dem Buchhändler Van Veeteren in Krantzes Antiquariat in der Kupinski-Gasse zu halten.
Das sei alles, ließ Kommissar Reinhart verlauten, nachdem Krause alles noch einmal laut verlesen hatte. Ob noch jemand etwas hinzuzufügen hätte?
Zu diesem Zeitpunkt war es bereits zwanzig Minuten nach sieben Uhr, und wie erwartet hatte keiner mehr noch etwas auf dem Herzen.
Ewa Moreno schaffte es gerade noch, das Wohnzimmer staubzusaugen, zu duschen und eine Flasche Wein zu öffnen, bevor es an der Tür klingelte.
Irene Sammelmerk hatte einen Strauß roter und gelber Gerbera in der einen Hand, eine Packung chinesisches Essen in der anderen.
»Verdammt gute Idee«, sagte sie. »Ich glaube, ich muss fast im Liegen essen, ich kann nicht mehr aufrecht sitzen.«
»Danke, gleichfalls«, sagte Moreno und winkte sie herein.
Endlich hatten sie es geschafft, sich an einem Abend zu verabreden. Es war auch höchste Zeit. Plan A war natürlich ein kleiner Restaurantbesuch gewesen, aber als sie sich mittags in der Kantine getroffen
Weitere Kostenlose Bücher