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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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hatten, brauchten sie sich nur kurz gegenseitig anzusehen, um zu begreifen, dass keine von beiden Lust hatte, gesittet in einem Lokal zu sitzen.
    Nicht während dieser verdammten Januarmüdigkeit.
    Nicht mit einer Unmenge störender Menschen um sie herum.
    Ein Sofa war angesagt, ganz einfach.
    Und kein großes Kochen, da waren die Götter davor.
    Also chinesisches Essen und eine Flasche Wein in Morenos gemütlicher Zwei-Zimmer-Wohnung in der Falckstraat. Eine kongeniale Lösung.
    »Meine Güte«, sagte Sammelmerk eine Stunde später. »Ich begreife nicht, warum wir eigentlich in meiner Familie darauf beharren, sieben Tage in der Woche Essen zu kochen.«
    »Sieben?«, wunderte Moreno sich.
    »Nun ja, dann halt fünf von sieben«, gab Sammelmerk zu. »Manchmal trotten der Computerheld und die Kurzen ins Hamburgerlokal, und manchmal gibt es nur Pizza. Ich habe eine Freundin in Aarlach, die hat sich in den Kopf gesetzt, dass ihre Kinder sogar zweimal am Tag gehaltvolle Hausmannskost zu sich nehmen sollten. Sie hatte ihren ersten Herzinfarkt mit sechsundvierzig. Die Kinder waren alle beide die reinsten Nervenbündel. So läuft das.«
    »Ja, heutzutage hat man nie Zeit«, sagte Moreno.
    »Auf jeden Fall ist sie ungerecht verteilt«, sagte Sammelmerk. »Einige Leute hetzen sich zu Tode, und andere haben nichts anderes zu tun, als in der Nase zu bohren.«
    Moreno lachte.
    »Ja, die Verteilung könnte etwas gerechter sein, zugegeben. Aber du hast das für deine Familie jetzt geregelt?«
    »Oh ja«, sagte Sammelmerk und trank einen Schluck Wein. »Ich kann nicht klagen. Und du? Wann machst du den Schritt? Es wäre dumm, bis zum Klimakterium zu warten.«
    Moreno zögerte. Aber nur für einen Augenblick.
    »Er wohnt hier im Haus«, sagte sie. »Eine Treppe tiefer. Der Bremsklotz bin eher ich.«
    »Wieso denn das? Hast du dir schon mal die Finger verbrannt?«
    Moreno überlegte. Eine gute Frage. Hatte sie sich die Finger verbrannt?
    Ehrlicherweise musste sie das verneinen. Ein paar Kratzer und die eine oder andere Beule auf der Seele, damit musste man wohl auf dem dornenbestreuten Lebenspfad rechnen. Muttermale gab es natürlich auch, aber es war ihr eigentlich nicht schlechter ergangen als anderen.
    Sie konnte eigentlich nicht wirklich klagen.
    »Nein«, sagte sie. »Ich habe mir nicht die Finger verbrannt. Vielleicht mal ein bisschen angekokelt. Ich glaube, ich bin einfach nur etwas langsam… und vielleicht wählerisch.«
    »Wie unsere vermisste Frau?«
    »Na ja, nicht ganz. Ich würde jedenfalls nie auf die Idee kommen, ein Geheimtreffen in einem Lokal zu vereinbaren, das verspreche ich dir. Könntest du dir vorstellen, dir auf diese Art und Weise einen Mann zu angeln?«
    Irene Sammelmerk zuckte mit den Achseln.
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Nein, ehrlich. Ich habe meinen Janos kennen gelernt, da war ich einundzwanzig. Wir haben drei Kinder und waren beide schon mal dem anderen untreu… Ansonsten bin ich nicht gerade gut darüber informiert, wie es so im Irrgarten der Liebe läuft. Und ich weiß auch gar nicht, ob ich es wirklich wissen möchte.«
    Moreno lachte.
    »Und was war das für einer, mit dem du fremdgegangen bist?«
    »Ein Bulle«, sagte Sammelmerk. »Das war alles. Prost.«
    »Verstehe«, sagte Moreno. »Ja, prost… und schön, dich endlich außerhalb des Reviers zu treffen.«
    »Dieser Kerran… oder Brugger?«, meinte Sammelmerk.
    »Ja?«
    »Was hältst du von ihm?«
    »Was ich von ihm halte? Was meinst du?«
    »Nun ja, was ist das für ein Typ?«
    Moreno drehte ihr Glas.
    »Keine Ahnung. Natürlich habe ich so meine Vorstellungen, aber ich habe nicht näher über ein feinpsychologisches Porträt nachgedacht. Es liegt natürlich auf der Hand, dass er so ein pervertierter, frustrierter Gockel ist… da ist er ja in guter Gesellschaft.«
    »Oh ja«, stimmte Sammelmerk zu. »Die meisten Gewalttaten werden natürlich von aggressiven Gockeln zwischen zwanzig und vierzig begangen, die nicht zum Bumsen kommen… obwohl sie es so schrecklich gern täten und in ihrem Innersten so weich und sanft sind.«
    »Ach ja«, nickte Moreno.
    »So ist es leider nun einmal«, sagte Sammelmerk. »Aber unser Kerl hat ja gar keinen Geschlechtsverkehr mit seinen Opfern… weder vorher noch hinterher, wie man so sagt. Verdammte Scheiße, er bringt sie einfach nur um. Warum tut er das, das möchte ich wissen.«
    »Er ist krank.«
    »Natürlich ist er krank. Aber vielleicht könnte man diese Krankheit näher diagnostizieren?«
    »Schon

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