Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
jedenfalls Bücher«, sagte Moreno.
»Ziemlich dreist«, sagte Münster. »Wenn er tatsächlich auch Ester Peerenkaas umgebracht hat, dann ist es ja ziemlich kaltblütig, vorher mit ihr ins Restaurant zu gehen… wo ihn jeder beobachten kann, meine ich.«
»Er hatte sich eine abgeschiedene Ecke ausgesucht«, erinnerte Sammelmerk. »Rooth und ich haben es überprüft, als wir im Keefer’s waren, es gibt dort mehrere Tische, an denen man fast gar nicht zu sehen ist. Aber vollkommen unsichtbar kann er natürlich nicht gewesen sein… jedenfalls nicht für das Personal.«
»Wartet mal«, unterbrach sie Jung. »Hat er nicht den Tisch unter irgendeinem Namen reservieren müssen? Dann ist er bestimmt da auch schon unter Amos Brugger gelaufen… und dann könnten wir vielleicht ein bisschen mehr über ihn erfahren…«
»Fehlanzeige. Leider«, sagte Reinhart. »Oder, Rooth?«
»Genau«, sagte Rooth. »Wir haben es heute Morgen bei Keefer’s überprüft. Sie hatten sogar die Listen noch, aber es gab an diesem Abend keinen mit diesem Namen… an den anderen Abenden übrigens auch nicht. Aber sie hatten für acht Uhr am achten Dezember ziemlich viele Tische für zwei Personen reserviert… das ist ja genau der Zeitpunkt, von dem wir ausgehen. Er muss einer von denen gewesen sein.«
»Auf lange Sicht bekommen wir vielleicht heraus, welchen Namen er benutzt hat«, sagte Münster. »Wenn wir alle anderen zu fassen bekommen… aber ich weiß nicht, ob wir damit so schrecklich viel gewonnen hätten.«
»Vermutlich gar nichts«, stimmte Reinhart zu. »Er scheint ja jedenfalls nicht seinen richtigen Namen benutzt zu haben. Aber könnte man nicht auch andere Schlussfolgerungen hinsichtlich Herrn Kerran-Brugger ziehen? Oder zumindest die alten wiederholen?«
»Gut aussehend und gut gebaut«, sagte Moreno. »Ester Peerenkaas ist ihm verfallen, und das passierte ihr nicht so leicht, wie ihre Freundin behauptet.«
»Zwischen fünfunddreißig und fünfundvierzig wahrscheinlich«, sagte Sammelmerk.
»Er hat sie nicht sofort umgebracht«, sagte Jung. »Ist zuerst mit ihnen eine Beziehung eingegangen, das ist ziemlich ungewöhnlich in dieser Branche, wie ich mal vermute…«
»Branche?«, wunderte Krause sich.
»Wie eine Katze, die zuerst eine Weile mit ihrer Beute spielt«, spann Rooth den Faden weiter.
»Igitt«, sagte Moreno.
Reinhart deutete mit dem Pfeifenschaft auf Krause.
»Krause«, sagte er. »Könntest du so gut sein und die einzelnen Punkte notieren? Ich bin kein Anhänger von Täterprofilen, aber dieser Kerl lässt sich offenbar ganz gut einkreisen.«
Krause schaute auf.
»Habe ich schon gemacht«, erklärte er und klopfte mit dem Stift auf seinen Notizblock. »Hrrm.«
»Ausgezeichnet«, sagte Reinhart. »Hätte mir eigentlich schon früher einfallen können. Nun gut, unsere Hauptspur beruht jedenfalls auf der Vermutung, dass Ester Peerenkaas ermordet wurde, und darauf sollten wir uns jetzt konzentrieren. Offiziell ist sie aber immer noch verschwunden, vergesst das nicht. Wir lassen den Journalisten gegenüber nichts von dieser Musil-Sache verlauten, diese Stümper wissen doch sowieso nicht, wer Musil ist. Lasst auch nichts hinsichtlich der eventuellen Verbindungen mit den früheren Fällen verlauten… auch wenn wir natürlich irgendwann die Unterstützung der Medien in jeder erdenklichen Form brauchen werden. Das ist die gleiche unheilige Allianz wie immer, nichts Besonderes. Was haben wir noch?«
Viel mehr hatte man nicht, wie sich herausstellte.
Zumindest nicht, was das Bild des Mörders betraf. Spekulationen darüber, was mit Ester Peerenkaas passiert sein könnte, gab es andererseits natürlich reichlich. Ziemlich düstere Spekulationen, denn auch wenn man Münsters Warnung, nichts zu übereilen, noch in guter Erinnerung hatte, war es nicht gerade einfach, einen relativ optimistischen Standpunkt in diesem Fall einzunehmen.
Der Zeitaspekt musste auch bedacht werden, und das tat man dann auch.
Wenn man also davon ausging, dass Kerran alias Brugger auch hinter dem Mord an Kristine Kortsmaa in Wallburg steckte und dass Ester Peerenkaas das gleiche Schicksal ereilt hatte, dann war die Anzahl der Opfer nunmehr auf fünf gestiegen. Die Anzahl der bekannten Opfer. Verteilt über einen Zeitraum von ungefähr achtzehn Monaten. Eineinhalb Jahre.
Das erste Opfer in Wallburg im Juni 1999.
Nummer zwei, drei und vier in Maardam im September 2000.
Nummer fünf in der gleichen Stadt im Januar 2001.
Inspektor Krause
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