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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Jahren jeden Morgen tue, ja.«
    »Nicht jeden«, korrigierte ihn Van Veeteren. »Bei weitem nicht. Sagen wir mal, an drei von fünfen, und schon gar nicht seit so langer Zeit, da ich bis Januar bei Semmelmann’s eingekauft habe, bis die dichtgemacht haben. Ich frage mich übrigens, ob mir bei denen etwas Ähnliches hätte passieren können.«
    Der Verkäufer nickte ergeben und zögerte.
    »Aber was zum Teufel… worum geht es eigentlich?«, presste er hervor, während ihm die Röte wieder vom Hemdkragen aufstieg.
    »Um den Inhalt des Sandwiches natürlich«, sagte Van Veeteren.
    »Den Inhalt?«
    »Haargenau. Nach dem, was Sie angegeben haben, und nach dem, was ich erwartete, haben Sie mir heute Morgen ein Sandwich mit einem Belag verkauft, bestehend aus Mozzarellakäse… Büffelmilch natürlich… Gurken, sonnengetrockneten Tomaten, frischem Basilikum, Zwiebeln, Salatblättern und entkernten griechischen Oliven.«
    Die Röte breitete sich wie ein Sonnenaufgang im Gesicht des Angestellten aus.
    »Ich wiederhole:
entkernten
Oliven!«
    Mit einer beherrschten Geste machte Van Veeteren den Jüngling auf die kleinen Teile auf dem Tresen aufmerksam. Der Jüngling räusperte sich und faltete die Hände vor seinem Körper.
    »Ich verstehe. Wir bedauern natürlich, wenn es der Fall sein sollte, dass…«
    »Es ist so, dass«, bestätigte Van Veeteren. »Genauer gesagt ist es so, dass ich mir einen Termin bei Zahnarzt Schenk in der Meijkstraat geben lassen musste. Bei einem der teuersten Zahnärzte in der ganzen Stadt, aber weil ich morgen abreise, hatte ich keine andere Wahl. Ich möchte Sie nur über den Stand der Dinge informieren, damit Sie sich nicht wundern, wenn die Rechnung bei Ihnen eintrifft.«
    »Natürlich. Mein Vater…«
    »Ich bin fest davon überzeugt, dass Sie das Ihrem Vater auf überzeugende Art und Weise erklären können, aber jetzt müssen Sie mich entschuldigen, ich habe keine Zeit mehr, hier noch länger mit Ihnen zu diskutieren. Sie können Kern und Plombe behalten. Als Erinnerung und als kleine Mahnung, ich habe für keines von beiden länger Verwendung. Vielen Dank und adieu.«
    »Danke, danke«, stammelte der Jüngling. »Auf Wiedersehen darf ich doch wohl hoffen?«
    »Ich werde es in Erwägung ziehen«, erklärte Van Veeteren und trat hinaus in den Sonnenschein.
    Den restlichen Nachmittag saß er im hinteren Zimmer des Antiquariats und arbeitete. Beantwortete elf Anfragen von Buchläden und Bibliotheken – acht negativ, drei positiv. Katalogisierte eine Sammlung Landkarten, die Krantze in einem Keller in der Altstadt von Prag gefunden hatte (wie immer es ihm auch gelungen sein mochte, so eine Reise durchzuführen und dann auch noch in einen Keller hinabzusteigen: an Rheuma, Ischias, Krampfadern und chronischer Bronchitis leidend). Van Veeteren begann, vier Kartons zu kennzeichnen und zu sortieren, die ihm am gleichen Morgen von einer Haushaltsauflösung gebracht worden waren und ihn einen Appel und ein Ei gekostet hatten.
    Die wenigen Kunden, die in den Laden kamen, ließ er ungestört in den Regalen herumstöbern, und die einzige Transaktion belief sich auf ein halbes Dutzend alter Kriminalromane, die er für einen ganz guten Preis an einen deutschen Touristen verkaufte. Um Viertel nach fünf rief Ulrike an und fragte, wann er nach Hause kommen würde. Er erzählte ihr die Geschichte von dem Olivenkern und der Plombe und meinte, sie würde der Geschichte übermäßig viel Gewicht beimessen. Sie vereinbarten, sich gegen sieben Uhr bei Adenaar’s zu treffen – oder sobald er wieder aus dem Zahnarztstuhl aufgestanden war. Keiner von beiden hatte sonderlich Lust, am Abend vor ihrer Abreise noch am Herd zu stehen, und außerdem war es gar nicht sicher, ob er mit dem neuen Gebiss gleich wieder kauen konnte.
    »Es handelt sich nicht um ein Gebiss«, betonte Van Veeteren. »Sondern um eine Plombe.«
    »Die haben immer gute Suppen bei Adenaar’s«, bemerkte Ulrike Fremdli.
    »Bier werde ich auf jeden Fall schlucken können«, entgegnete Van Veeteren. »Bei Suppe weiß ich nicht so recht.«
    Nachdem sie aufgelegt hatten, blieb er eine Weile sitzen, die Hände im Nacken verschränkt. Spürte plötzlich, dass etwas Warmes in seinem Inneren herumschwirrte, was immer das auch sein mochte. Ein zurückhaltendes, kaum merkbares Gefühl, aber was für eins?
    Glück?
    Das Wort wollte vor lauter Angeberei platzen, und schnell tauchten verschiedene Assoziationen auf. Nein, nicht Glück, korrigierte er sich. Aber

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