Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
Vom Netzwerk:
Zeigefinger hoch und betrachtete ihn.
    »Kein Zweifel. Ein Olivenkern.«
    »Gut«, sagte Van Veeteren. »Dann sind wir ja soweit einer Meinung.«
    Er zog vorsichtig das zusammengelegte Taschentuch aus seiner Tasche und wickelte es umständlich auf.
    »Und das hier?«
    Nach allem zu urteilen erwog der junge Mann, auch dieses Objekt näher in Augenschein zu nehmen, aber aus irgendeinem Grund änderte er auf halbem Weg seine Meinung. Blieb halb vorgebeugt stehen, mit einem dümmlichen Ausdruck in dem sommersprossigen Gesicht.
    »Sieht aus wie eine Plombe.«
    »Haargenau!«, rief Van Veeteren und rückte den Olivenkern neben den kleinen dunklen Metallklumpen, sodass beide mit nur wenigen Zentimetern Abstand nebeneinander auf dem Tresen lagen. »Und darf ich jetzt fragen, ob Sie eine Ahnung haben, mit wem Sie das große Vergnügen haben, an einem schönen Septembernachmittag wie diesem hier zusammenzustehen und sich zu unterhalten?«
    Der Verkäufer versuchte es mit einem neuerlichen Lächeln, aber es wollte ihm nicht so recht gelingen. Sein Blick huschte ein paar Mal zwischen Schaufenster und Tür hin und her, als hoffte er, ein etwas normalerer Kunde würde auftauchen und die aufgeladene Atmosphäre im Laden entspannen. Aber niemand wollte ihm zu Hilfe eilen, also schob er seine Hände in die Taschen seines weißen Kittels und versuchte, ein wenig schneidiger auszusehen.
    »Aber natürlich. Sie sind Kommissar Van Veeteren. Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Worauf ich hinaus will?«, wiederholte Van Veeteren. »Oh, das will ich Ihnen sagen. Ich will nach Rom hinaus, und dafür werde ich verdammt noch mal auch sorgen. Bereits morgen früh, genauer gesagt, da habe ich einen Flug von Sechshafen aus gebucht. Und eigentlich hatte ich vor, meine Reise in bester Verfassung, nämlich mit allen Zähnen, anzutreten.«
    »Zähnen?«
    »Zähnen. Außerdem ist es zwar korrekt, dass ich Van Veeteren heiße, aber was meinen Beruf angeht, so möchte ich darauf hinweisen, dass ich vor drei Jahren meinen Dienst bei der Polizei quittiert habe.«
    »Ja, sicher«, nickte der Jüngling ergeben. »Aber man hört ja, dass Sie ab und zu noch einrücken.«
    Einrücken?, dachte Van Veeteren und verlor für einen Moment den Faden. Man hört, dass ich einrücke? Was zum Teufel… ?
    Er versuchte, schnell die vier Jahre zu überschauen, die vergangen waren, seit er Hiller sein Abschiedsgesuch überreicht hatte – was der Polizeipräsident auf eigene Faust in eine Art permanenter Dienstbefreiung umgewandelt hatte, für die es wohl kaum eine Grundlage in den Verordnungen gab –, um zu rekapitulieren, ob es sich tatsächlich so verhielt, wie dieser rotflaumige Mann behauptete.
    Dass er einrückte? Dass er Probleme hatte, die Finger davon zu lassen?
    Drei, vier Male fielen ihm ein. Fünf, sechs vielleicht, es kam darauf an, wie man es zählte.
    Mehr war da nicht. Einmal oder ein paar Mal im Jahr. Also kaum der Rede wert, und nie war er selbst es gewesen, der die Initiative ergriffen hatte. Höchstens ein einziges Mal. Meistens waren es Münster oder Reinhart gewesen, die bei einem Bier bei Adenaar’s oder Kraus eine Bemerkung hatten fallen lassen. Mit einer fast heimtückischen Frage gekommen waren oder um einen Rat gebeten hatten. Erzählt hatten, dass man sich verrannt hatte.
    Ganz einfach um Hilfe gebeten hatten, ja, so war es gewesen. Manchmal hatte er abgelehnt, manchmal war er interessiert gewesen. Aber
eingerückt
?
Nein, das war zu viel gesagt. Eine Übertreibung, denn irgendeine Art von Polizeiarbeit in direktem Sinne hatte er nicht mehr übernommen, seit er Buchhändler geworden war, da war sein Gewissen so weiß wie die Unschuld oder Arsen.
    Er schielte zu dem Verkäufer, der von einem Bein aufs andere trat und das Schweigen kaum ertragen konnte. Van Veeteren selbst hatte damit nie Probleme. Im Gegenteil, das Schweigen war ein alter Verbündeter und konnte manchmal direkt als Waffe gelten.
    »Quatsch«, erklärte er schließlich. »Ich arbeite mit alten Büchern in Krantzes Antiquariat. Punkt. Schluss und Aus. Aber hier geht es nicht um meine persönlichen Aktivitäten, sondern um diesen Olivenkern.«
    »Ich verstehe«, sagte der Verkäufer.
    »Und um diese Plombe.«
    »Ja?«
    »Sie bleiben also dabei, dass Sie mich wiedererkennen?«
    »Äh… ja, natürlich.«
    »Bleiben Sie auch dabei, dass Sie mir heute Morgen ein Sandwich verkauft haben?«
    Der Verkäufer holte tief Luft, als wolle er somit neue Kraft schöpfen.
    »Wie ich es seit ein paar

Weitere Kostenlose Bücher