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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Moerckstraat an einem Vormittag, als ihre Mutter bei ihrem Wiedereingliederungskursus war und sie einen Sporttag in der Schule schwänzte –, wurde ihr klar, wie wenig sie eigentlich über ihn wusste.
    Seinen Namen. Benjamin Kerran.
    Sein Alter. Neununddreißig. Genauso alt wie ihr Vater gewesen wäre, ein Jahr jünger als ihre Mutter. Benjamins graue Schläfen führten dazu, dass die meisten ihn leicht älter schätzten. Etwas über Vierzig ungefähr.
    Beruf? Das wusste sie nicht genau. Er arbeitete irgendwo in der Stadtverwaltung. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass er das irgendwann einmal präzisiert hätte.
    Wohnung? Keine Ahnung. Nun war es schon verrückt, dass sie nicht einmal wusste, wo er wohnte. Sie hatten sich nie bei ihm zu Hause getroffen – nur außerhalb oder daheim in der Moerckstraat, wenn ihre Mutter nicht im Weg war. Es war schon ein wenig sonderbar, dass sie seine Wohnung nicht ein einziges Mal nutzten, wenn er denn allein wohnte, wie er behauptete. Sie beschloss, seine Adresse herauszubekommen, sobald sie sich wiedersehen würden. Im Telefonbuch stand er nicht, da hatte sie schon nachgesehen.
    Eigentlich hätte sie sich ja auch bei ihrer Mutter danach erkundigen können. Monica hatte doch einen ganz legitimen Grund, etwas über deren Liebhaber zu erfahren. Oder etwa nicht?
    Und sein Leben? Was wusste sie über sein Leben?
    Fast nichts. Er war einmal verheiratet gewesen, das hatte er ihr erzählt, aber es war offenbar schon lange her. Etwas von irgendwelchen Kindern hatte er nie erwähnt.
    Dann gab es wohl keine, wie Monica Kammerle annahm.
    Merkwürdig, dachte sie. Merkwürdig, dass ich so wenig über den einzigen Geliebten weiß, den ich jemals in meinem Leben hatte. Und habe.
    Gleichzeitig musste sie einsehen, dass es nicht besonders verwunderlich war. Das alles überdeckende Gesprächsthema zwischen ihnen war immer sie selbst gewesen. Jedes Mal, wenn sie sich trafen.
    Monica Kammerle. Monica Kammerles Kindheit und Jugend. Ihre Mutter und ihr Vater. Ihre Lehrer, ihre alten falschen Freundinnen, ihre Lieblingsbeschäftigungen und Lieblingsbücher. Ihre Gedanken über alles zwischen Himmel und Erde, und was für ein Gefühl das für sie war, wenn er sie auf die eine oder andere Weise anfasste. Und wenn er in ihr war.
    Aber über ihn? Nichts. Und das war kaum sein Fehler. Sie redete gern, und er schien gern zuzuhören. Wenn man also ehrlich war, dann konnte man feststellen, das sie einfach nur ein egoistisches sechzehnjähriges Mädchen war, das gern den eigenen Bauchnabel betrachtete und nie weiter guckte, als die eigene Nase reichte.
    Andererseits hatte sie seit dem Tod ihres Vaters nie richtige Zuhörer gehabt. So ist es nun einmal, man hat halt bestimmte Bedürfnisse, dachte sie, und wenn man die Möglichkeit bekam, sie zu befriedigen, dann nutzte man diese natürlich auch.
    Außer dem Thema Monica Kammerle gab es eigentlich nur noch ein einziges anderes Gesprächsthema, dem sie ihre Zeit widmeten.
    Ihre Beziehung.
    Genauer gesagt, die verbotene Tatsache, dass sie den gleichen Liebhaber wie ihre Mutter hatte. Dass sie, Monica Kammerle, sechzehn Jahre alt, und er, Benjamin Kerran, neununddreißig, sich tatsächlich die Zeit damit vertrieben, miteinander zu
bumsen.
Von vorn und von hinten. Mit den Mündern, den Zungen, den Händen und allem Möglichen. Bumsten, was das Zeug hielt. Sie stellte bald fest, dass sie das Ganze mit einer Art mit Angst vermischter Verzückung erlebte, einem leicht rauschhaften Entsetzen, sobald sie davon sprachen.
    Als ob sie es erfunden hätten. Als ob kein anderer Mensch wusste, dass man das tun konnte. Oder als ob all das Hässliche allein dadurch, dass sie es benannten, in irgendeiner Weise zulässig wurde. Dadurch, dass sie darüber sprachen. Sie war sich ganz sicher, dass er das auf die gleiche Art und Weise erlebte.
    Wir wissen ja genau, dass wir etwas Falsches machen, deshalb können wir es uns auch erlauben, sagte er einmal.
    Deshalb können wir es uns auch erlauben?
    Anfangs glaubte sie das.
    Anfangs war sie eigentlich nur ein wehrloses Opfer in seinen Armen, sie war klug genug, auch das zu begreifen.
    Denn ihr gefiel das, was er mit ihr machte. Alles, fast alles.
    Und ihr gefiel das, was sie mit ihm machen sollte. Und dass ihm das gefiel.
    Es gibt andere Kulturen, erzählte er ein anderes Mal, Kulturen, in denen junge Mädchen in das Liebesleben eingeführt werden, indem man sie mit einem erwachsenen, erfahrenen Mann zusammen führt. Das ist

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