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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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dass ihr Ehemaliger ihr die Tochter abgeluchst hat?«
    »Doch, ja«, sagte Rooth. »Habe davon gehört.«
    Wieder einige Minuten Schweigen, und Karen deBuijk rutschte unruhig hin und her.
    »Oh Gott«, sagte sie. »Ich habe so eine Scheißangst, dass ihr etwas passiert sein könnte… etwas Schreckliches. Sie ist irgendwie nicht der Typ, der einfach untertaucht. Haben Sie wirklich keine Idee, was…?«
    »Nein«, log Rooth. »Leider nicht. Aber wir arbeiten mit allen Kräften daran, Klarheit in die Sache zu bringen.«
    Sie zögerte einen Moment, dann sah sie ihm direkt in die Augen.
    »Glauben Sie, dass sie… tot ist?«
    Ja, dachte Rooth. Das glaube ich.
    »Nein«, sagte er. »Sie ist verschwunden, das ist etwas anderes.«
    »Ja?«, zweifelte Karen deBuijk.
    Was zum Teufel soll ich darauf sagen?, dachte er.
    »Es gibt eine ganze Menge denkbarer Erklärungen«, übertrieb er.
    Hast du eine Einzige parat, Herr Kriminalinspektor?, haderte er im Stillen, als er wieder auf der Straße stand.
    Eine einzige denkbare Erklärung, die beinhaltete, dass Ester Peerenkaas noch am Leben war?
    Was hatte Reinhart vorgeschlagen? Champagner und Sonne in der Südsee?
    Das wäre natürlich eine Variante. Auf etwas anderes kam er nicht, und als er wieder den Grote Markt überquerte, tauchte das Bild von Jasmina Teuwers und diesem verfluchten Pferdeschwanz wieder vor seinem inneren Auge auf.
    Italienischkurse!, dachte Inspektor Rooth verbittert und trat nach einer fetten Taube, die nicht schnell genug aufgeflogen war.
Lasciate ogni speranza voi ch’entrate!
    Nächste Woche wollte er verdammt noch mal hingehen und genau diese Worte an die Tür des Klassenzimmers kleben. Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren!
    Und dann würde er nie wieder seinen Fuß dorthin setzen.
    »Können Sie mir beschreiben, wie das abläuft?«, bat Jung und beugte sich über den Tresen.
    Die Frau auf der anderen Seite seufzte schwer, als ob seine Frage eine Art Angriff auf ihren Arbeitsfrieden bedeutete.
    »Da ist nichts Besonderes dran«, sagte sie. »Muss nur aufgegeben und dann abgeholt werden. Wenn es sich um normale Zuschriften handelt, meine ich.«
    »Aufgeben und abholen?«, fragte Jung nach. »Was meinen Sie damit?«
    Sie schüttelte leicht den Kopf, vermutlich, um zu unterstreichen, was sie von seinen geistigen Fähigkeiten hielt, und hob schließlich ihren Blick vom Computerbildschirm.
    »Man gibt eine Anzeige auf und nennt ein Kennwort. Dann antworten die Leute darauf, und nach ein paar Tagen kommt man her und holt die Antwortbriefe ab.«
    »Ich verstehe. Dann liegen diese Briefe mit den Antworten also nur kurze Zeit hier bei Ihnen?«
    »Ja, natürlich. Wie es bei anderen Zeitungen läuft, weiß ich nicht. Hier bei der Allgemejne benutzen wir seit fünfundzwanzig Jahren das gleiche System. Antwortbriefe, die innerhalb eines Monats nicht abgeholt werden, werfen wir weg.«
    »Gibt es viele?«
    »Viele?«, schnaubte die Frau. »Da können Sie aber drauf wetten. Ein paar Tausend pro Woche ungefähr.«
    »Oh je«, sagte Jung. »Wir suchen nämlich nach einem Antwortbrief, der Ende November letzten Jahres eingegangen sein muss. Aber ich nehme an, da haben wir jetzt kein Glück mehr?«
    »Da haben sie absolut Recht«, stimmte ihm die Frau zu. »Entweder ist er abgeholt oder weggeworfen worden. Welche Rubrik war es denn?«
    »Rubrik?«
    »Boote oder Briefmarken oder Haustiere oder Liebe oder…«
    »Liebe, nehme ich an«, sagte Jung.
    »Welche Sorte?«, fragte sie weiter.
    »Die übliche…«, sagte Jung.
    »Mann sucht Frau oder umgekehrt?«
    »Umgekehrt.«
    »Ja, ja«, nickte die Frau. »Das sind die meisten. Zehn am Tag ungefähr.«
    »So viele?«, staunte Jung. »Und wie viele Antworten kriegen die so?«
    Die Hoffnung, auf diesem Weg irgendeinen dünnen Faden zu Amos Brugger spinnen zu können, war schon lange verflogen, aber er war neugierig geworden.
    »Das kommt drauf an«, erklärte die Frau. »Wenn die Frau jünger ist, so zwanzig, dreißig pro Woche. Ältere zehn, fünfzehn. Aber jetzt muss ich Sie darum bitten, mich nicht weiter bei meiner Arbeit zu stören… Sie haben doch wohl Antwort auf Ihre Fragen bekommen?«
    »Doch, ja, vielen Dank«, versicherte ihr Jung. »Ich wusste gar nicht, dass es so viele Menschen gibt, die sich… die sich dieser Tätigkeit widmen.«
    »Hmpf«, brummte die Frau. »Einsame Menschen gibt es nun mal mehr als genug.«
    Ja, offensichtlich, dachte Jung, als er wieder draußen in seinem Auto saß. Das war

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