Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
verabschieden?«
Er konnte durch die offene Tür zum Kinderzimmer hören, wie sie mit sich selbst sprach, und spürte, wie sich seine Kiefermuskeln entspannten, als er an sie dachte. Wahrscheinlich verhielt es sich genauso, wie seine Frau behauptete. Er hatte sie heute Nacht zusammengepresst.
Schon möglich, dachte er. Prorektor Kuurtens, pass auf, ich komme.
Er empfing ihn in einem Dienstraum im vierten Stock des Universitätsgebäudes. Reinhart schätzte die Deckenhöhe auf vier Meter und die Raumgröße auf ungefähr siebzig Quadrat. Abgesehen von ein paar vereinzelten Säulen in schwarzem Granit mit kopflosen Büsten darauf, einem Kunstwerk aus dem siebzehnten oder achtzehnten Jahrhundert sowie ein paar dunklen Ölgemälden von bereits verstorbenen Prorektoren gab es eigentlich nur ein Einrichtungsstück im Zimmer: einen gigantischen Schreibtisch – aus irgendeinem schwarzen Holz, das Reinhart erst einmal als Ebenholz definierte – mit einen kerzengeraden roten Lehnstuhl auf jeder Längsseite.
Auf dem einen saß Professor Kuurtens und blickte über die Welt und die leere Schreibtischfläche, während er mit gemessenen Bewegungen einen Fünfhundert-Gulden-Füllfederhalter über einen gehämmerten weißen Papierbogen führte.
Auf den anderen setzte Reinhart sich, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
Ein leichtes Lächeln spielte um die Züge des Professors, die ziemlich aristokratisch aussahen. Klassische griechische Nase. Hohe Stirn, die sich in einem olympischen Kranz grau melierter Locken verlor. Tief liegende, bohrende Augen und eine kräftige, zuverlässige Kieferpartie.
Tadelloser dunkler Anzug, schneeweißes Hemd und dunkelroter Schlips.
Er hat an seinem Aussehen gearbeitet, dachte Reinhart. Er ist dumm wie Stroh.
»Willkommen, Herr Hauptkommissar.«
»Danke.
»Oder soll ich Sie mit Herr Kriminalhauptkommissar anreden?«
»Mein Name ist Reinhart«, erklärte Reinhart. »Ich bin nicht hierher gekommen, um angeredet zu werden, und nicht, um Kricket zu spielen.«
»Hmm«, sagte der Professor und schaute auf seine Armbanduhr. »Ich habe fünfzehn Minuten Zeit. Kricket?«
»Eine Metapher«, erklärte Reinhart. »Aber Schwamm drüber. Die Sukkulenten, was ist das für eine Vereinigung?«
Prorektor Kuurtens schraubte die Kappe des Füllfederhalters ab und wieder drauf.
»Ich möchte Sie doch darum bitten, mich über den Stand der Dinge zu informieren, bevor wir fortfahren«, sagte er.
»Mord«, sagte Reinhart. »Jetzt sind Sie informiert. Also?«
»Das genügt nicht«, erklärte Kuurtens und faltete die Hände über dem Papier. »Wenn Sie in Betracht ziehen, dass die Maardamer Universität über fünfhundert Jahre auf dem Buckel hat, so verstehen Sie wohl, dass ich hier Werte verteidige, die nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden können.«
»Wovon zum Teufel quatschen Sie eigentlich?«, brauste Reinhart auf und bereute es, seine Pfeife nicht mitgenommen zu haben. Jetzt wäre die wunderbare Gelegenheit gegeben gewesen, diesen süßlichen Schönling in eine dicke Rauchwolke einzuhüllen.
»Darf ich Sie darum bitten, einen angemessenen Konversationston anzuschlagen.«
»In Ordnung«, sagte Reinhart. »Aber wenn Sie so einfältig sind, zu behaupten, die Universität hätte schon hundert Jahre alten Dreck am Stecken, ja, dann tun Sie der Alma Mater jedenfalls keinen großen Gefallen, das müsste Ihnen doch wohl klar sein. Also, die Sukkulenten, wenn ich bitten darf! Ich habe auch nicht alle Zeit der Welt.«
Der Professor lehnte sich zurück und zeigte eine Miene tiefen Nachdenkens. Reinhart wartete.
»Ein Verein«, kam schließlich.
»Danke«, sagte Reinhart. »Führen Sie das etwas aus.«
»Die Statuten sind von 1757. Ein Zusammenschluss von Beamten der verschiedenen Fakultäten der Universität… um die Forschung und den Fortschritt zu fördern.«
»Und warum ausgerechnet Sukkulenten?«
Kuurtens zuckte leicht mit den Schultern.
»Es waren einige Biologen, die den Verein gegründet haben. Es ist eine Anspielung auf die Fähigkeit, etwas anzufangen und für lange Zeit zu bewahren… Wissen, beispielsweise. Aber Sie verstehen vielleicht nicht… ?«
»Ich verstehe«, sagte Reinhart. »Wir haben es also mit Freimaurern zu tun?«
»Es gibt keine Freimaurer mehr.«
»Darüber könnte man diskutieren. Aber ich meine damals.«
Kuurtens machte eine kurze Pause und betrachtete den Füller.
»Eine Art.«
»Und die haben seit damals immer existiert?«
»In ununterbrochener
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