Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
Folge.«
»Ein rotes S auf grünem Grund als Symbol?«
Der Professor vollbrachte eine vage, bananenförmige Kopfbewegung. Eine Mischung aus Bestätigung und Protest.
»Ja, aber das kam erst später. Das wurde erst weit im zwanzigsten Jahrhundert eingeführt.«
»Ach so«, sagte Reinhart. »Und wie viele Mitglieder gibt es heute?«
»Gut hundert.«
»Männer und Frauen?«
»Ausschließlich Männer.«
»Und Sie selbst sind auch Mitglied?«
»Es ist verboten, Außenstehenden seine Mitgliedschaft kundzutun.«
»Woher wissen Sie dann das alles, wenn Sie nicht selbst Mitglied sind?«
Professor Kuurtens gab keine Antwort.
Wie schon gesagt, dachte Reinhart. Nicht gerade ein nobelpreisverdächtiger Kopf.
»Ich schätze mal, dass Sie ein hochstehendes Mitglied bei den Sukkulenten sind, und ich gehe davon aus, dass Sie mir Einblick in die Mitgliederliste verschaffen werden. Und zwar gleich, da dürfte es doch keine Hindernisse geben.«
»Das kommt… kommt überhaupt nicht in Frage!«, rief der Professor aus. »Was denken Sie sich, Sie können doch nicht einfach hier so hereinstiefeln und alles Mögliche einsehen wollen!«
Reinhart verschränkte die Arme vor der Brust.
»Doch«, sagte er nur. »Das denke ich tatsächlich. Wenn es unter Ihren geschätzten Mitläufern irgendeinen Juristen gibt, dann wird er Ihnen sicher erklären können, dass es einen ziemlich breit bemessenen Paragrafen gibt, der es mir erlaubt… ja, hier hereinzustiefeln, wie Sie es so treffend ausgedrückt haben.«
Der Professor starrte ihn einen Augenblick lang an. Dann schob er seinen Füllfederhalter in die Brusttasche und richtete sich auf.
»Ich werde Ihnen keine Mitgliederliste übergeben«, erklärte er trotzig. »Die Sukkulenten sind eine eigenständige Organisation und haben keine offizielle Verbindung zur Universität. Das ist nicht mein Bier.«
Reinhart betrachtete ihn eine Weile, während er langsam den Kopf schüttelte.
»Machen Sie sich doch nicht lächerlich«, sagte er. »Und benehmen Sie sich nicht wie ein akademischer Hanswurst. Hier geht es um Mord und nicht um Bier. Sie haben fünf Minuten Zeit, um wieder zur Vernunft zu kommen. Wenn Sie weiter so rumspinnen, werde ich Sie mit dem Peterwagen abholen lassen und hinter Gitter bringen, weil Sie eine Mordermittlung behindern. Haben Sie verstanden?«
Der Prorektor erbleichte.
»Sie… Sie überschreiten Ihre Befugnisse«, stammelte er.
»Schon möglich«, gab Reinhart zu. »Aber ich denke eigentlich nicht. Wie dem auch sei, es würde kein Problem bereiten, Sie auf den Rücksitz eines unserer Wagen zu befördern… Ich denke, ich würde vorher noch mit einigen Zeitungen telefonieren. Können Sie die Schlagzeilen vor sich sehen? Ich wette, dass es auf die Titelseite kommt. Haben Sie schon mal Handschellen ausprobiert?«
Jetzt bin ich zu weit gegangen, dachte er, aber Professor Kuurtens sah dem Ernst der Stunde entsprechend ziemlich blass aus. Vor dem Hintergrund der haarsträubenden Möglichkeiten, die ihm da beschrieben worden waren. Er saß unbeweglich und kerzengerade eine halbe Minute lang da, während seine Hände sich auf dem leeren Papierbogen wanden. Reinhart spürte ein Gefühl innerer Befriedigung in sich keimen.
Er sieht aus wie aus Gips, dachte er. Man könnte seinen Schädel auf einer der kopflosen Büsten platzieren. Würde sich richtig gut machen. Heute Nacht muss ich jedenfalls nicht mit den Zähnen knirschen.
»Lassen Sie uns sehen«, meinte Prorektor Kuurtens schließlich. »Wenn Sie das Ganze etwas weiter ausführen, können wir vielleicht doch zu einer Lösung kommen…«
»Viel mehr kann ich nicht sagen«, erklärte Reinhart geduldig. »Wir haben in Zusammenhang mit einem Mordfall eine Mitgliedsnadel der Sukkulenten sichergestellt. Einer Ihrer Kollegen hat am Telefon erzählt, dass diese Nadeln 1957 hergestellt wurden und dass sie in Verbindung mit der Aufnahme ausgeteilt…«
»Welcher Kollege war das?«
»Das braucht Sie nicht zu interessieren«, sagte Reinhart. »Auf jeden Fall spielt diese Nadel eine gewisse Rolle in den Ermittlungen, deshalb brauchen wir eine Kopie der aktuellen Mitgliederliste. Mehr kann ich nicht verraten.«
Kuurtens schluckte ein paar Mal, und sein Blick huschte zur Stuckdecke hinauf.
»Ja, diese Abzeichen«, sagte er, »… die haben ja keine so große Bedeutung. Sie sind, genau wie Sie gesagt haben, im Jahr 1957 eingeführt worden… zum zweihundertjährigen Jubiläum also… und, ja, jedes Mitglied bekommt eine, wenn
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