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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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an der Zeit war, sich die Zügel anzulegen.
    Immer langsam mit den jungen Pferden, sagte er zu sich selbst. Wenn du alles auf diese Spur setzt und sich herausstellt, dass es nichts als eine Seifenblase war, dann wirst du den Fall nie lösen. Niemals!
    Diese blöde Nadel konnte ja genau genommen auf alle mögliche Arten in Kristine Kortsmaas Schuh gekommen sein. Oder etwa nicht? Sie konnte sie irgendwo gefunden haben. Irgend so ein Sukkulentenbruder konnte sie in absolut friedlicher Absicht besucht haben… in erotischer beispielsweise… und das Ding dabei verloren haben. Jemand anders konnte auf irgendeine Weise an diese Nadel gekommen sein…
    Wenn man zum Beispiel annimmt, dachte Reinhart, dass der Mörder eine Nadel auf der Straße gefunden hat und sie dann ganz einfach mitgenommen und in der Wohnung des Opfers liegen gelassen hat, um uns in die Irre zu führen… nun ja, das war vielleicht etwas zu weit hergeholt, das konnte wohl in einen langsam köchelnden englischen Krimi aus den Dreißigern passen, aber kaum in die Wirklichkeit.
    Auf jeden Fall gab es aber diverse denkbare Varianten, das war klar. Und was die Zahl der Nadeln betraf… ja, von denen gab es ja eine ganze Menge. Summa summarum zweitausend Stück, die alle 1957 hergestellt worden waren. Und es gab noch gut dreihundert auf Lager, wie Prorektor Kuurtens erklärt hatte, deshalb war also für viele Jahre keine Neuproduktion vonnöten.
    Zum Teufel, dachte Reinhart. Glaube ich nun dran oder nicht?
    Gespalten wie ein Esel zwischen einhundertzweiundfünfzig Heuhaufen kam er in die relative Betriebsamkeit auf der Keymerstraat, und da geschah es. Das Werk eines Augenblicks, mehr nicht.
    Ohne richtig zu begreifen, wie es passierte, stieß er mit einem anderen Fußgänger zusammen und musste einen Ausweichschritt auf die Straße machen. Der Bus, der an die Haltestelle am Keymer Plejn fahren wollte, traf ihn mit dem rechten Kotflügel und warf ihn in hohem Bogen quer über den Gehweg, wo er mit einem kleinen grauen Kabelkasten zusammenstieß und schließlich vor der Käse- und Delikatessenboutique Heerenwijk’s landete – wo er übrigens gern mal hineinschaute und den einen oder anderen Käse für den Samstagabend kaufte. Zumindest ab und zu.
    Aber nicht an diesem Samstag. Schon als er wieder Bodenkontakt aufnahm, hatte Hauptkommissar Reinhart das Bewusstsein verloren, und er war barmherzig unwissend, wie viele Knochen in seinem Körper gebrochen waren, und er hörte auch nicht die junge Frau in der hellblauen Daunenjacke, die so laut aufschrie, dass die Herzen der Leute mehrere Schläge aussetzten.
    Sie hießübrigens Vera Simanowa, war Elevin an der Oper und hatte einen Sopran, der an diesem Tag für eine Sekunde durch die ganze Innenstadt von Maardam schallte.
    Aber nicht in Hauptkommissar Reinharts Ohren, wie gesagt. Auf jeden Fall konnte er sich hinterher nicht daran erinnern.

40
    Van Veeteren hob seine Enkelin hoch und schnupperte an ihr.
    Nein, mehr.
    Er sog den Duft auf. Vergrub seine Nase in ihrem Nacken und nahm mehrere tiefe, genussvolle Atemzüge.
    Mein Gott, dachte er. Was für ein Duft.
    Wo gibt es so etwas ambrosisch Liebliches in einer Welt wie unserer? Unbegreiflich.
    Andrea gluckste. Woraus er schloss, dass sie kitzlig war. Das waren Erich und Jess auch gewesen.
    Und ganz besonders dort, hinten in der Nackengrube.
    Und sie hatten genauso gerochen. Ganz genauso lieblich.
    Er ließ Andrea an gestreckten Armen durch die Luft sausen. Sie schrie vor Vergnügen, und ein Speichelfaden tropfte ihr aus dem Mund.
    »Manchmal«, sagte Ulrike Fremdli, die in der anderen Sofaecke saß und direkt feuchte Augen hatte, »manchmal wünschte ich, ich hätte dich etwas früher kennen gelernt. So ungefähr vor fünfundzwanzig Jahren.«
    »Für mich ist es schon eine ausreichend große Gnade, dich überhaupt kennen gelernt zu haben«, erwiderte Van Veeteren. »Verdammt, ist sie nicht süß? Kannst du mir sagen, wieso sie so unglaublich süß sein kann?«
    »Nein«, musste Ulrike zugeben. »Das ist unbegreiflich. Aber du wirst ihr das Fluchen schon noch beibringen, wenn sie im richtigen Alter ist, das kann ich dir sagen. Doch, Andrea ist wirklich ein Schatz. Ich finde es auch eine gute Einrichtung, dass die Krippen sonntags geschlossen sind… das ist genau das, was du brauchst, jedes Wochenende für ein paar Stunden Großvater zu sein.«
    »Natürlich ist das eine gute Einrichtung«, stimmte Van Veeteren zu und legte Andrea auf seinen Oberschenkeln auf den

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