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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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dauern, dachte er.
    »Isch… bin… nischt… blöd«, erklärte Reinhart. »Aber… isch… habe… einn… Risch… im… Schienbein.«
    Van Veeteren klopfte ihm auf das eingegipste Bein und betrachtete sein blau angeschwollenes Gesicht.
    »Du siehst noch schlimmer aus als früher«, erklärte er ihm freundlich. »Hast du ihn mit dem Gesicht abgebremst?«
    Reinhart hustete und röchelte eine Weile.
    »There… isch… a… crack… in every… sching«, lispelte er und zeigte mit seinem unbandagierten Arm auf den Kopf. »Thatsch… how… the… light… getsch… in.«
    »Wie wahr«, stimmte Van Veeteren ihm zu. »Erinnerst du dich daran, was passiert ist?«
    Reinhart versuchte, den Kopf zu schütteln, aber die Bewegung war zu heftig und ließ ihn das Gesicht verziehen.
    »Nur… die… Busch… nummer… bin… gegangen… und… habe… an… . diesche… verdammten… Schukku… lenten… gedacht… bin… auf… der… Unfallschtaschion… aufgewacht… . oh Scheiße… bin… isch… müde…«
    »Hiller hat angerufen«, sagte Van Veeteren.
    »Isch weisch«, sagte Reinhart in einem Zug.
    »Er will, dass ich einspringe.«
    Reinhart schaute auf eine Art, die nicht zu deuten war.
    »Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    »Dasch… war… nischt… meine… Idee«, beteuerte Reinhart.
    »Das glaube ich dir. Aber du wirst ja wohl für eine Weile nicht gerade arbeitsfähig sein, wie es aussieht?«
    »Dauert… wohl… ein… paar… Tage«, stimmte Reinhart zu. »Aber… isch… habe… einn… Wunsch…«
    »Wirklich?«
    »Schnapp… dieschen… verfluchten… Würger!«
    Van Veeteren dachte eine Weile nach, während Reinhart stöhnend Saft aus einer Pappschachtel in sich schlürfte.
    »Ich habe eine Frage«, sagte er, als der Patient wieder in die Kissen zurückgesunken war. »Ich möchte wissen, wie du die Sache siehst. Ist da wirklich was dran, an der Sache mit der Nadel? Glaubst du das?«
    Reinhart schloss die Augen und ließ sie fünf Sekunden lang geschlossen, bevor er antwortete.
    »Einundfünfschig… Proschent…«, nuschelte er. »Isch… bin… schu… einundfünfschig… Prosch… ent…über… scheugt!«
    »Fantastisch«, sagte Van Veeteren.
    Er blieb noch eine Weile sitzen, lauschte dem leisen Sausen der Klimaanlage und erinnerte sich an seine eigene Operation vor sechs Jahren, und als er sah, dass Hauptkommissar Reinhart eingeschlafen war, stand er vorsichtig auf und verließ das Zimmer.
    Von der Gemejnte spazierte er in leichtem Nieselregen nach Hause. Ihm fiel ein, dass er morgens den Regenschirm aus Klagenburg mitgenommen hatte, der lag wahrscheinlich noch im Antiquariat. Oder bei Andenaar’s. Er hatte ihn jedenfalls nicht oben bei Reinhart vergessen, dessen war er sich sicher.
    Die Unentschlossenheit braute sich wie eine wohlverdiente Übelkeit in ihm zusammen, und ihm war klar, dass er eine Methode finden musste. Eine Art, wie er zu einer Entscheidung kommen konnte: etwas Nichtrationales – so in der Preislage, ob die erste Person, die ihm nach der Ecke Wegelenstraat entgegenkam, ein Mann oder eine Frau war oder ob eine gerade oder ungerade Zahl von Fahrrädern vor dem Kino Paradiso stand.
    Einfach das Los entscheiden lassen und somit die Entscheidungsfindung abhaken können.
    Denn das war nicht so einfach.
    Als Hauptkommissar wieder anzutreten – wenn auch nur für eine kürzere Periode –, war ein äußerst abscheulicher Gedanke.
    Aber nicht das Seine dazu beizutragen, war mindestens genauso schlimm. Besonders, da er diesen abgewiesenen Pfarrer noch in guter Erinnerung hatte.
    Pastor Gassel, der seine irdischen Wanderungen ausgerechnet auf Eisenbahnschienen beenden musste.
    Und Hiller erwartete morgen eine Antwort. Verflixt und zugenäht.
    Aber als er den Zuyderssteeg überquert und der Versuchung widerstanden hatte, sich für eine Stunde ins Vereinslokal zu schmuggeln, kam ihm in den Sinn, dass es ja vielleicht einen dritten Weg gab. Einen Kompromiss.
    Der Gedanke setzte sich in ihm fest und verfolgte ihn bis nach Hause. Gab es vielleicht eine Möglichkeit, abzulehnen und dennoch seine Pflicht in diesem sich so lange dahinziehenden Fall zu tun? War es möglich, eine derartige Lösung zu finden? Einen moralischen Ausweg?
    Der wäre auf jeden Fall Gold wert. Und wert genug, einige Zeit der Überlegung darauf zu verwenden, daran gab es keinen Zweifel.
    Ulrike war nicht daheim. Er erinnerte sich daran, dass sie irgendetwas von einer Freundin mit Sorgen erzählt hatte. Er schaltete im

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