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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Wohnzimmer nur die Stehlampe ein und ließ sich auf den Sessel vor dem Fenster fallen. Stand wieder auf und legte Preisners
Requiem dla mojego przyjaciela
in den CD-Player und ließ sich von Neuem fallen.
    Begann vorsichtig, alles zu rekapitulieren, was seit diesem Tag im letzten Herbst passiert war, als er in die schicksalhafte Olive biss.
    Pastor Gassel.
    Die einsamen – und ermordeten – Frauen in der Moerckstraat.
    Der zuckerwangige Kirchenhirte aus Leimaar mit seinen liberalen Sexualvorstellungen.
    Benjamin Kerran.
    Moosbrugger.
    Die Wallburger Frau und die verschwundene Frau Peerenkaas, die nach allem zu urteilen ihrem Mörder annonciert hatte. Und diese unwahrscheinliche kleine Nadel, deren Spitze direkt in die feine Universitätswelt pikste.
    Und Reinhart obendrein noch von einem Bus angefahren!
    Was für eine Geschichte, dachte er. Was für eine vollkommen unglaubwürdige Geschichte! Die diesbezüglichen Überlegungen erschienen ihm wie eine außerordentlich unsichere Wanderung über einen morastigen Grund. Über einen Sumpf geradezu, wo das meiste bodenlos und unbekannt war und große Abstände zwischen den einzelnen Grasbüscheln bestanden.
    Und wo der Verbindungsfaden zwischen allem dünn war, so dünn, wie Moreno und Münster bereits im Adenaar’s bekräftigt hatten.
    Nichtsdestotrotz gab es ihn. Dünn, aber haltbar. Es war genau, wie sie gesagt hatten, die alten Kollegen, er hatte nichts gegen ihre Analyse einzuwenden.
    Fünf Morde, ein Täter. Wenn er darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass alle anderen Varianten sehr viel unwahrscheinlicher wirkten. Besser, nach einem Übeltäter zu fahnden als nach mehreren, hatte Moreno behauptet… ein Spruch, den er offensichtlich irgendwann selbst ausgebrütet hatte. Weiß der Teufel, bei welcher Gelegenheit.
    Außerdem erinnerte er sich an etwas… nein, er erinnerte sich nicht, das wäre zu viel gesagt.
    Es war nur eine Assoziation: eine Art Verbindungsglied zu etwas, das noch tiefer in seinem Unterbewusstsein verborgen lag, aber das hoffentlich an die Oberfläche kommen würde, ohne dass er sich besonders anstrengen musste. Oder eine Nacht Schlaf dafür opfern.
    Eine Assoziation, die eine Bestätigung war?
    Ja, um so etwas handelte es sich offenbar. Er begriff die Funktion, noch bevor er den Inhalt kannte, das war etwas merkwürdig. Ein Detail also, das sich auf all die leicht bizarren Umstände reimte: Kerran, Moosbrugger, die Universitätswelt…
    Was?, dachte er.
    Was war das für ein Detail?
    Er holte sich ein dunkles Bier, um die geheimnisvollen Mechanismen des Gedächtnisses zu stimulieren, und im gleichen Moment, in dem er den letzten Tropfen hinunterschluckte, bekam er seine Belohnung.
    Na so was, dachte er. Wie ein Brief mit der Post.
    Er blieb noch eine weitere Viertelstunde sitzen und überlegte, während das Requiem via
Agnus Dei
und
Lux aeterna
sich zu
Lacrimosa
vorarbeitete, dem schönsten aller Sätze. Als die Musik zu Ende war, nahm er eine neue Flasche mit zum Schreibtisch und schrieb dort eine Nachricht an den Polizeipräsidenten Hiller.

42
    »Irgendwie siehst du anders aus«, stellte Inspektorin Sammelmerk fest und betrachtete dabei Ewa Moreno, die gerade zur Tür hereinkam. »Ist was passiert?«
    »Ich bin erleichtert«, lachte Moreno. »Daher meine rosigen Wangen. Aber es ist eigentlich ziemlich banal.«
    Irene Sammelmerk dachte zwei Sekunden lang nach.
    »Menstruation?«
    »Ja. Heute Morgen gekriegt. Zehn Tage zu spät. Kannst du mir erzählen, warum wir uns damit rumplagen müssen?«
    Sammelmerk zuckte mit den Schultern.
    »Das steht im Vertrag. In deinem nächsten Leben wirst du ein Mann oder eine Topfpflanze, dann hast du keine Regel mehr.«
    »Darf man aussuchen?«
    »Aussuchen?«
    »Zwischen Mann oder Topfpflanze.«
    »Ich denke schon. Übrigens dachte ich, du hättest mir erzählt, dass du dich für deinen Typen eine Treppe tiefer entschieden hättest?«
    »Ja, doch«, gab Moreno zu und setzte sich in die Fensternische. »Wir haben uns entschieden. Aber erstmal zusammenzuziehen… ja, zu heiraten auch, glaube ich. Aber wäre es nicht eine gute Idee, erst einmal zu sehen, ob man miteinander unter einem Dach zurechtkommt, bevor man anfängt, Kinder in die Welt zu setzen? Ich glaube, ich habe mal so was gelesen.«
    Sammelmerk legte die Stirn in Falten.
    »Das ist ein Standpunkt«, musste sie zugeben. »Obwohl ich selbst dieses Modell nie ausprobiert habe, wie ich zugeben muss. Irgendwie hatte ich nie die Zeit dafür. Aber jetzt

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