Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
konnten…
Sammelmerk war dazugestoßen, Ewa Moreno spürte, wie kurz eine Flamme der Dankbarkeit in ihr aufloderte, und sie hoffte inständig, dass sie zu der Abteilung gekommen war, um auch hier zu bleiben.
Weitere Neuzugänge gab es nicht. Es waren weniger als früher, obwohl die Kriminalität und damit die Arbeit nicht gerade zurückgegangen war. Und heute noch weniger denn je, auf Grund von Reinharts Unfall. Deshalb saß man ja auch hier. Wegen Reinhart. Ewa Moreno hob die Hand und versuchte ein Gähnen zu verbergen.
»Ja, guten Morgen also«, tönte der Polizeipräsident und blätterte auf eine neue Seite seines Blocks.
»Guten Morgen, Herr Polizeipräsident«, sagte Rooth.
Die übrigen schwiegen.
»Die Lage hat sich zugespitzt. Ziemlich zugespitzt.«
Er strich sich mit der Hand über den Kopf, um zu kontrollieren, ob sein schütteres Haar so lag, wie es sollte, und klickte ein paar Mal mit dem neuesten Kugelschreiber.
»Wir bedauern von Herzen das Missgeschick, das Hauptkommissar Reinhart ereilt hat… und wir hatten gehofft, dass es uns gelingen würde, Van Veeteren zu überreden, für eine begrenzte Zeit einzuspringen. Aber das ist uns leider nicht geglückt, obwohl ich am Sonntag ein intensives Gespräch mit ihm geführt habe…«
Er zog ein Papier aus der Innentasche seiner Jacke und wedelte damit in der Luft.
»Ich habe heute Morgen seine Antwort erhalten, und er lehnt ab… freundlich, aber entschlossen, wie er behauptet. Dafür erklärt er aber, dass er die Absicht hat, ich zitiere, ›gewisse Nachforschungen auf eigene Faust zu betreiben‹. Was immer das bedeuten mag. Irgendwelche Kommentare?«
Rooth nutzte die Gelegenheit, um zu niesen, aber ansonsten hatte niemand eine Meinung dazu vorzubringen.
»So ist also die Lage«, fuhr der Polizeipräsident fort. »Insbesondere Van Veeteren ist, wie er immer war. Wir müssen also die Kräfte umdisponieren, so lange Reinhart nicht zur Verfügung steht… Münster, du übernimmst solange die Leitung in diesem alten Kammerle-Gassel-Fall… oder wie ihr den nun auch bezeichnet. Ich gehe davon aus, dass ihr zu einer schnellen Lösung kommt, es scheint wohl in letzter Zeit eine gewisse Entwicklung gegeben zu haben, und wir können diesen Würger ja nicht für alle Zeiten frei herumlaufen lassen, das würde das Rechtsbewusstsein des Volks untergraben… Du holst dir Verstärkung bei Bedarf, aber wir haben noch reichlich nebenbei zu tun, also nur bei Bedarf, denk daran!«
»Danke für das Vertrauen«, sagte Münster verbindlich.
»Und sieh verdammt noch mal zu, dass du den Kontakt zu Van Veeteren hältst. Weiß der Kuckuck, was er da auf dem Kieker hat… Privatdetektiv-Spielen, das ist ja zum Gänsehaut-Kriegen!«
Er demonstrierte seine Machtlosigkeit, indem er das Antwortfax des
Hauptkommissars
zerknüllte und in den Papierkorb warf.
»Ich habe nicht die Absicht, mich in dieser Angelegenheit in die operative Arbeit zu mischen… nur, wenn es sich als unbedingt notwendig erweisen sollte, ich wiederhole,
unbedingt
notwendig.«
Niemand schien zu glauben, dass diese Form der Notwendigkeit unmittelbar bevorstand, und da auch sonst niemand noch etwas auf dem Herzen hatte, ließ Hiller die Truppe abtreten, um sich aufs Kampffeld zu begeben.
»Seht zu, dass ihr dieses Durcheinander entwirrt!«, war sein letzter Befehl. »Schließlich werdet ihr dafür bezahlt. Die Allgemeinheit hat ein Recht, einen gewissen Prozentsatz an aufgeklärten Fällen zu erwarten.«
Welch inspirierende Besprechung, dachte Münster, als er die Tür schloss. Fünfeinhalb Minuten lang. Sollte man sich vielleicht auch mal für ein paar Wochen eingipsen lassen?
Van Veeteren saß versunken im Sessel im Hinterzimmer des Antiquariats. Draußen im Laden tappten zwei Kunden vorsichtig zwischen den Regalen entlang. Er konnte ihre Schritte und ihr rücksichtsvolles Blättern wie ein flüsterndes Echo aus einer anderen Welt hören, aber Tatsache war, dass er ihnen erklärt hatte, sie könnten sich gern an ihn wenden, wenn sie Hilfe bräuchten. Oder wenn sie einfach etwas kaufen wollten.
Auf seinem Schoß lagen die Kopien der Mitgliederliste der Sukkulenten, die er am Sonntag von Münster im Adenaar’s bekommen hatte. Vier Seiten. Einhundertzweiundfünfzig Namen.
Einhunderteinundfünfzig sollten gestrichen werden. Einer sollte noch übrig bleiben. Benjamin Kerran alias Amos Brugger alias der Würger. Das wurde erwartet. Die ideale Lösung.
Er trank aus dem Becher, der auf der Armlehne
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