Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
der fünf Menschen getötet haben könnte.«
Sie sagte nichts. Nickte nur leicht. Offensichtlich hatte sie etwas Entsprechendes erwartet. Trotz allem.
Sie hatte mit Reinhart gesprochen, und die beiden hatten gemeinsam ihre Schlussfolgerungen gezogen. Es wäre merkwürdig gewesen, wenn sie es nicht getan hätten.
»Wenn du nicht intuitiv bei einem hängen bleibst, dann lass es. Das hier hat nichts mit normaler Polizeiarbeit zu tun, aber du kannst dich auf mich verlassen. Wenn es nicht einer von diesen Vieren ist oder wenn du die falsche Person auswählst, dann bleibt das unter uns. Es wird in keiner Beziehung irgendeine Bedeutung haben. Aber…«
»… aber wenn ich richtig tippe?«
»… dann wird dadurch der ganze Prozess abgekürzt und ein Mörder festgesetzt.«
»Wirklich?«
»Wir wollen es jedenfalls hoffen. Die Verantwortung liegt natürlich die ganze Zeit bei mir. Bist du unter diesen Voraussetzungen damit einverstanden?«
Sie betrachtete ihn einen kurzen Moment lang mit einem fast amüsierten Zug um die Lippen, bevor sie antwortete.
»Ja. Bin ich.«
Van Veeteren hob die Finger vom Papier und lehnte sich zurück.
»Na gut. Also bitte.«
Inspektor Sammelmerk hatte viele gute Seiten, aber nur eine Manie.
Sie duschte für ihr Leben gern.
Das hatte nichts mit übertriebener Reinlichkeit zu tun. Ganz und gar nicht. Eher mit der Seele als mit dem Körper, auch wenn der körperliche Genuss natürlich die Eselsbrücke war, um auf die Seite der Seele zu gelangen.
Wenn die heißen Strahlen – so heiß, dass es gerade noch auszuhalten war – den Bereich um den siebten Halswirbel und den ersten Brustwirbel trafen, breitete sich eine Art elektrischen Wohlbefindens in ihrem ganzen Körper aus, und es hatte schon seinen Grund, dass sie sich ab und zu einmal fragte, ob der Herrgott nicht einen Flüchtigkeitsfehler begangen hatte, als er ihren G-Punkt platzierte.
Aber es klappte nur mit heißem Wasser, nicht mit Berührung, also war sie genau genommen vielleicht doch nicht so abnorm.
Auf jeden Fall duschte sie gern und lange. Besonders lange. Konnte manchmal im Badezimmer geradezu in Trance fallen, zur mit der Zeit immer geringeren Verwunderung der übrigen Familienmitglieder. Zwanzig, dreißig Minuten Wasserrauschen war keine Seltenheit, aber mit der Zeit hatten sich der Computerfreak wie auch die Sprösslinge damit abgefunden, dass es nun einmal so war. Jeder Mensch hatte das Recht, seine grundlegenden Bedürfnisse zu befriedigen, wie sie immer betonte, und wenn sie versuchen wollte, gegen diese harmlose Perversität anzuarbeiten, so würde ganz bestimmt etwas anderes, viel Schlimmeres dabei herauskommen. Die Summe aller Laster blieb gemeinhin ja konstant.
Es konnte auch nicht immer die Rede von diesem tranceartigen Zustand sein. Nicht jedes Mal. Unter der Dusche konnte sie genauso gut ein intensiviertes, sattes Lebensgefühl voller Klarheit und Gedankenschärfe erleben, und wichtige Beschlüsse und Abwägungen fanden ihre sicherste Verankerung und ihren offensichtlichsten Ausdruck gerade in diesen meditativen Stunden. Über sie einstürzende Gedankenkaskaden klärten sich, und Irritationen wurden weggespült. Wenn sie ab und zu nach Erklärungen für den etwas sonderbaren Zustand dieser Dinge suchte, fand sie sie meist in der genialen Feststellung, dass sie im Zeichen der Fische geboren worden war. Ganz einfach.
Der Rest der Familie gehörte zu den Erd- und Luftzeichen, und da war kaum zu erwarten, dass sie die Bedeutung des Wassers in ihrer ganzen Breite verstanden.
An diesem Abend stand sie bereits seit zwanzig Minuten unter der Dusche, und es gab eigentlich nur ein Problem, das sie unter den Wasserstrahlen beschäftigte. Ein einziges.
Das Gespräch mit Clara Peerenkaas.
Kommissar Münster hatte ohne zu zögern ihren Vorschlag akzeptiert, den Kontakt mit den besorgten Eltern in Willby wieder aufzunehmen – was übrigens seine Geburtsstadt war, wie er ihr anvertraut hatte. Sie hatte angerufen und ihren Besuch angekündigt, und um vier Uhr war sie in einem ordentlichen, gelb getünchten Reihenhaus, das auf den Kanal hinausging, in der idyllischen Kleinstadt am Fluss Gimser empfangen worden.
Der Gatte war nicht anwesend gewesen. Inspektorin Sammelmerk hatte Tee getrunken und Kekse gegessen, in einem rutschigen Plüschsofa gesessen und versucht zu verstehen, was sie an Frau Peerenkaas’ Verhalten störte.
Oder wenn nicht störte, so zumindest verwunderte.
Denn da war was.
Zwar sehr subtil und kaum
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