Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
das Vernünftigste war natürlich, nicht noch mehr Leute in die Geschichte hineinzuziehen. Nicht einmal Ulrike. Nicht einmal als Sparringspartner beim Schlüsseziehen, die gewählte Methode und seine Pläne hielten vermutlich anderen Standpunkten und weiblicher Vernunft nicht sehr lange stand.
Obwohl es um die Pläne bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht besonders gut bestellt war. Aber zumindest hatte er jetzt einen Namen.
Einen Namen ohne Gesicht. Bis jetzt hatte er Maarten deFraan noch nicht gesehen, weder auf einem Bild noch im wahren Leben. Das war ein sonderbares Gefühl, ein merkwürdiger Weg, sich zu einem Mörder vorzuarbeiten. Er überlegte, ob er jemals zuvor bei der Suche nach einem Täter auf die gleiche klinische Art vorgegangen war.
Wahrscheinlich nicht.
Er schaute etwas unschlüssig im Schrank nach einem Bier, beschloss dann aber doch lieber, Verzicht zu üben. Wenn es daheim einen kleinen Whisky gegeben hätte, dann hätte er sich schon ein paar Tropfen gegönnt, aber er wusste, dass sie den letzten zu Weihnachten ausgetrunken hatten.
Harter Schnaps war nicht ganz seine Sache. Rotwein oder Bier. Je dunkler, desto besser. In beiden Fällen. Und Ulrike war mit ihm auch in diesem Punkt einer Meinung.
Aber im Augenblick ging es nicht um Trinkgewohnheiten. Es ging um den Würger. Er suchte Pärts
Alinasvit
heraus und legte die CD auf. Streckte sich in der Dunkelheit auf dem Sofa aus und deckte sich mit einer Wolldecke zu.
Professor deFraan?, dachte er. Wer zum Teufel bist du?
Privatdetektiv Van Veeteren?, dachte er anschließend. Wer zum Teufel glaubst du eigentlich, wer du bist?
Ziemlich treffend. Eine Formulierung, die er in seinen Memoiren verwenden konnte, falls es jemals dazu kommen sollte. Er hatte jetzt seit mehr als drei Monaten kein Wort mehr geschrieben. Saß an diesem verfluchten Fall G fest, und das war nicht das erste Mal. Sein einziger ungelöster Fall nach mehr als dreißig Jahren bei der Truppe, das war natürlich kein schlechtes Fazit, aber dennoch konnte G ihm immer noch den Schlaf rauben.
Verschwinde!, sagte er zu G. Jetzt konzentrieren wir uns auf den Würger!
Er holte tief Luft und schloss die Augen.
Der Plan also? Was tun? Wie sollte er sich ihm nähern?
Wie Professor deFraan dazu bringen, sich zu entlarven, um die Sache mal auf den Punkt zu bringen? Welche Form der Konfrontation war die richtige? In welcher Situation war zu erwarten, dass die Maske fiel?
Dieser absolut einzigartige Ausdruck, der sich in den Augen jedes Mörders in gewissen Situationen befand, würde einem abgeklärten Antiquar genügen.
Vielleicht nicht in den Augen aller Mörder, korrigierte er sich nach ein paar Sekunden. Aber in denen der meisten.
Genau der Moment, in dem der Mörder zum ersten Mal mit dem Blick des anderen konfrontiert wurde. Jenes anderen, der Bescheid wusste.
Denn dann, dachte Van Veeteren, genau im Bruchteil dieser Sekunde, zieht sich ein Schleier über das Auge des Mörders, und nichts kann für denjenigen, der den Mechanismus kennt, deutlicher sein. Nichts.
Aber es gibt auch eine andere Sorte, wie er sich erinnerte.
Eine andere Sorte von Mördern, die nie der Schleier der Schande überfiel. G zum Beispiel. Van Veeteren war gezwungen, sich erneut energisch am Riemen zu reißen, um ihn loszuwerden.
Und falls Maarten deFraan tatsächlich schuldig und aus dem gleichen zähen Material wie G war, ja, dann würde die Methode nicht funktionieren.
Was sich aber erst herausstellen musste. Vieles musste sich erst noch herausstellen, das war jedenfalls sicher.
Er gähnte. Überlegte, ob er noch eine Weile liegen bleiben, auf dem Sofa einschlafen und Pärt zu Ende hören sollte. Oder ob er nicht lieber zu Ulrike ins Schlafzimmer umziehen sollte.
Die Entscheidung fiel ihm nicht schwer.
44
Der Vorlesungssaal fasste gut und gerne hundert Personen und war ungefähr mit einem Dreiviertel davon besetzt. Er hatte sich einen einigermaßen diskreten Platz in der vorletzten Reihe ausgesucht. Setzte sich hin, klappte den kleinen Tisch auf und versuchte, wie ein dreiundzwanzigjähriger Student auszusehen.
Das fiel ihm nicht besonders leicht, vor allem, wenn er sich umschaute und feststellen musste, dass er mit mindestens fünfzehn Jahren Abstand deutlich der Älteste in der Versammlung war – nur ein paar Frauen, die zwei Reihen weiter schräg vor ihm saßen, sahen aus, als hätten sie die Vierzig bereits überschritten, was ihn ein wenig tröstete. Er definierte sie einfach seinen
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