Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
Frau Parnak betreffend als auch dahingehend, wie Münster das Interview selbst gestalten sollte.
Sei vorsichtig!, hatte er ihm mehrere Male eingeschärft. Verdammt vorsichtig, wir befinden uns auf dünnem Eis. Sie darf unter keinen Umständen einen Verdacht bekommen, wessen wir deFraan verdächtigen! Es geht darum, sehr raffiniert vorzugehen, Herr Kommissar!
Raffiniert?, dachte Münster, als er sein Zimmer betrat. Ja, vielen Dank. Die anfängliche Demut hatte also doch nicht so tief gesessen, wenn man es recht betrachtete.
Er schaute noch einmal auf die Uhr und stellte fest, dass es höchste Zeit war, den Rauchschleier etwas zu lüften.
»Sie sollten wissen, dass unser Gespräch hier vollkommen inoffiziell ist. Ich weiß nicht, inwieweit Sie informiert sind… ?«
Ludmilla Parnak breitete die Arme in einer Geste aus, die darauf hindeutete, dass sie nur sehr unzureichend ins Bild gesetzt worden war. Münster betrachtete sie verstohlen, während er im Zimmer herumlief, Tassen holte und Kaffee einschenkte. Sie war eine ziemlich dünne Frau in den Vierzigern mit einer Aura voller Energie um sich. Dunkler Pagenschnitt, klare Züge und schöne blaue Augen. Außergewöhnlich blau in einem so dunklen Gesicht, dachte er. Nach dem, was er wusste, war sie geschäftlich in Maardam, welcher Art die Geschäfte waren, das war ihm nicht bekannt.
»Ich weiß nur, dass es sich um Maarten deFraan handelt«, sagte sie. »Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich ein bisschen näher informieren könnten.«
Münster deutete auf die beiden Mandelhörnchen, die Frau Katz in aller Eile hatte erwischen können, aber Ludmilla Parnak schüttelte den Kopf.
»Danke, der Kaffee genügt mir.«
»Genau wie mir«, sagte Münster und dachte, dass er die Kuchen immer noch hinterher würde aufessen können. »Ja, es stimmt, ich möchte gern mit Ihnen über Maarten deFraan sprechen, aber ich fürchte, ich kann Ihnen nicht die Gründe dafür nennen. Manchmal müssen wir bei der Kriminalpolizei leider so arbeiten.«
Sie betrachtete ihn skeptisch.
»Warum das? Steht er unter Verdacht, etwas verbrochen zu haben?«
»Nicht direkt. Aber er gehört zu einer Gruppe von Personen – einer ziemlich großen Gruppe –, von der wir wissen, dass einer, nur ein einziger davon, sich einer kriminellen Handlung schuldig gemacht hat. Deshalb ist es absolut notwendig, dass Sie nichts über unser Gespräch verlauten lassen. Sie werden nach unserem Gespräch auch ein Papier unterschreiben müssen, dass Sie mit diesen Bedingungen einverstanden sind.«
»Und wenn ich mich weigere?«
»Dann lassen wir das Ganze.«
Sie betrachtete ihn einige Sekunden lang aus ihren tiefblauen Augen.
»In Ordnung«, sagte sie. »Ich verstehe nur nicht, warum Sie ausgerechnet mich ausgesucht haben.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich kenne deFraan nicht besonders gut. Kenne ihn eigentlich gar nicht, wenn man es genau nimmt. Ich habe ihn seit fünf, sechs Jahren nicht mehr gesehen… und ihn seitdem auch nicht mehr gesprochen.«
»Aber Sie hatten einigen Kontakt mit ihm, als er in Aarlach lebte?«
»Ein bisschen. Nicht viel. Er und mein Mann, sie waren Kollegen an der Universität. Wir haben uns manchmal zu viert getroffen… das war, als Christa noch am Leben war. Ich glaube, nach dem Sommer, als sie verschwand, habe ich ihn nur noch ein einziges Mal gesehen.«
»In welchem Jahr war das?«
»Im Sommer 1995. Mein Mann und Maarten haben sich natürlich in dem Herbst noch häufiger gesehen, sowohl beruflich als auch privat, aber er war nie zu Hause bei uns. Ja, und dann hat er die Stelle hier bekommen und ist weggezogen. Was… was wollen Sie eigentlich genau wissen?«
Münster zuckte leicht mit den Schultern und versuchte, unschuldig auszusehen.
»Nichts Spezifisches. Nur Allgemeines über seinen Hintergrund und Charakter. Er scheint hier in der Stadt nicht viele Bekannte zu haben, deshalb müssen wir ein wenig weitere Kreise ziehen.«
»Woher haben Sie meinen Namen?«
»Er hat Sie als Kontaktperson angegeben, im Zusammenhang mit seiner Anstellung an der Universität. An der Maardamer Universität, meine ich. Das ist ein Standardverfahren, und üblicherweise gibt man natürlich einen nahe stehenden Verwandten an, aber deFraan hatte keinen.«
Sie saß eine Weile schweigend da.
»Er muss ziemlich einsam gewesen sein, oder?«
»Wahrscheinlich«, sagte Münster. »Nach allem, was wir wissen, führt er in etwa das Leben eines Steppenwolfs.«
Sie trank von ihrem Kaffee, und er
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