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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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ermordet worden, und das Mädchen ist seit mindestens sechs Wochen verschwunden. Wenn Sie jetzt nicht ausspucken, was Sie wissen, werde ich Sie noch heute Nachmittag anzeigen. Egal, wie viel Arbeit Sie auch haben, es ist Ihre Pflicht, sich um die Schüler der Schule zu kümmern.«
    Die Sozialpädagogin wurde bis weit unter ihren blondierten Haaransatz rot. Sie schob nervös die Papierstapel auf dem Schreibtisch zurecht und trank aus einem Porzellanbecher mit blauem Blumenmuster.
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Das ist… es ist natürlich in diesem Fall etwas anderes. Ja, sie ist einmal bei mir gewesen. Sie wollte die Schule wechseln, sonst nichts.«
    »Sonst nichts?«
    »Ja. Sie hat mir ein wenig von ihrer Situation erzählt und selbst vorgeschlagen, dass sie lieber auf einem anderen Gymnasium anfangen wollte.«
    »Warum wollte sie wechseln?«
    »Wegen der Situation in der Klasse. Sie fühlte sich als Mobbingopfer.«
    »Und war sie das denn?«
    Die Sozialpädagogin zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe nur ein einziges Mal mit ihr gesprochen. Jedenfalls hat sie sich so ausgedrückt, aber ich habe nicht immer die Zeit, mich in jedes einzelne Problem zu vertiefen. Mädchen in diesem Alter sind sehr empfindlich, man muss vorsichtig mit ihnen umgehen. Das Schuljahr hatte ja außerdem gerade erst begonnen.«
    »Was haben Sie gemacht?«, wollte Krause wissen.
    Die Sozialpädagogin senkte ihren Blick und faltete die Hände.
    »Nun ja, ich war mit ihr einer Meinung, dass ihre Situation Grund für einen Schulwechsel sein könnte. Vor allem, weil sie selbst bereits alles durchdacht hatte und mit einem konkreten Vorschlag kam. Ich habe mit dem Joannisgymnasium draußen in Löhr Kontakt aufgenommen und dort einen Besuch vereinbart… Monica sollte dorthin fahren und sehen, ob es ihr gefällt.«
    »Und?«
    »Ja, sie ist dann dorthin gefahren, und da sie nicht wieder zu mir gekommen ist, bin ich davon ausgegangen, dass sie sich entschieden hat. Es war schon alles mit der aufnehmenden Klasse geregelt…«
    »Sie haben also angenommen, dass sie in die Joannisschule gewechselt ist?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben die Sache natürlich kontrolliert, wie es sich gehört?«
    »Nun ja, da… da ist mir einiges dazwischengekommen… Sie müssen verstehen, wie meine Arbeitssituation…«
    »Nein«, unterbrach Krause sie. »Das verstehe ich ganz und gar nicht. Haben Sie überhaupt kontrolliert, ob sie dorthin gefahren ist?«
    »Ja… nein, ich kann mich nicht mehr richtig erinnern, ob wir das gemacht haben…«
    »Erinnern?«, fragte Krause. »Sie müssen doch wohl wissen, ob Sie angerufen haben und sich nach ihr erkundigt haben oder nicht!«
    Die Sozialpädagogin nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Becher und fummelte an dem grünen Stein.
    »Es kann sein, dass mir das einfach so weggerutscht ist. Ich hatte während dieser Zeit auch noch einen Praktikanten hier… Ich bin natürlich davon ausgegangen, dass alles nach Plan gelaufen ist.«
    »Was meinen Sie damit? Was für ein Plan?«
    »Den wir aufgestellt hatten. Es war ja abgemacht, dass sie sofort dort anfangen könnte, wenn sie wollte… und als sie dann hier nicht mehr aufgetaucht ist, da… ja, da bin ich natürlich davon ausgegangen, dass alles gut verlaufen ist.«
    Krause machte sich schweigend ein paar Notizen.
    »Wissen Sie, ob sie in die Schule in Löhr gegangen ist?«
    »Ja, das sollte sie jedenfalls. Das war an einem Freitag…«
    »Sie sollte?«, wiederholte Krause. »Haben Sie mit einem Kollegen gesprochen, nachdem Sie sie dorthin geschickt haben?«
    »Ja…«
    »Ja – und?«
    »Ich… ich habe heute Morgen angerufen, und… nein, es ist nicht klar, ob sie an dem Freitag dort aufgetaucht ist. Sie untersuchen das noch…«
    »Nicht klar?«, wiederholte Krause wieder. »Ich finde, das ist glasklar. Monica Kammerle hat nie auch nur einen Fuß in das Joannisgymnasium gesetzt. Sie ist seit Donnerstag, dem 21. September, verschwunden, und ich finde, dass es, gelinde gesagt, merkwürdig ist, wenn die Schule, in der sie eingeschrieben ist, überhaupt nicht reagiert. Inzwischen sind mehr als eineinhalb Monate vergangen.«
    Die Sozialpädagogin wollte etwas sagen, gab dann aber auf. Krause schlug den Block zu und schob sich den Stift in die Brusttasche.
    »Ich möchte jetzt aber zu Ihnen zurückkommen«, sagte er. »Haben Sie noch irgendetwas hinzuzufügen, was vielleicht das Verschwinden des Mädchens ein wenig erhellen könnte? Egal was, aber bitte keine weiteren Ausflüchte

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