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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Gemeinschaftssinn und bat, sich wieder bei ihr melden zu dürfen, falls es sich im Laufe der Ermittlungen als notwendig erweisen sollte.
    Nummer zwei war eine gewisse Frau Dorffkluster, die fünf Jahre lang Nachbarin der Familie Kammerle in der Palitzerlaan in Deijkstraa gewesen war und die leider noch weniger als Elena Piirinen zu bieten hatte. Frau Dorffkluster war 87 Jahre alt und konnte sich deutlich daran erinnern, dass es zwei kleine ungezogene Jungs in der Nachbarfamilie gegeben hatte, außerdem, dass Martina Kammerle selbst eine äußerst erfolgreiche Moderatorin im Fernsehen gewesen war, die gern Golf spielte und in ihrer Freizeit ein arabisches Vollblut ritt.
    Sie leitete eines dieser Ratespiele, die alle anguckten und die ihren Namen schneller wechselten, als eine Katze sich kratzen konnte… oder ein Schwein. Quiz… irgendwas.
    Reinhart dankte auch dieser hilfsbereiten Mitbürgerin und dachte eine Weile an seine eigene Mutter, die genau mit 87 Jahren das Zeitliche gesegnet hatte. Das war inzwischen sechs Jahre her, und er erinnerte sich noch daran, wie sie, als er sie während der letzten Monate im Krankenhaus besuchte, immer geglaubt hatte, er wäre ihr Vater und nicht ihr Sohn.
    Was die Gespräche zweifellos ein wenig bizarr werden ließ. Ohne dass sie deshalb uninteressant geworden wären.
    Vielleicht soll es zum Schluss so sein, dachte er. Dass man das Recht hat, sein Dasein mit den Menschen zu bevölkern, die man um sich braucht und mit denen man reden möchte. Damit alles geklärt ist, wenn die Zeit gekommen ist, sich auf die andere Seite zu begeben.
    Denn meist war es ja die Umgebung, die am meisten darunter litt, wenn die Gedächtnisfunktionen zu tanzen begannen, stellte Reinhart fest und zündete sich seine Pfeife an. Oder etwa nicht? Natürlich gab es keinen Zweifel, dass seine Mutter verrückt gewesen war, aber schlecht hatte sie sich dabei nicht gefühlt.
    Auch die dritte Person, die sich mit Informationen über Martina Kammerle meldete, war eine Frau. Sie hieß Irene Vargas, war in den Vierzigern, wenn er ihre Stimme richtig einschätzte, und ihm war sofort klar, dass sie Dinge zu erzählen hatte, die es opportun erscheinen ließen, ein Gespräch unter vier Augen zu vereinbaren statt dieses dimensionsarmen Telefons. Und da er selbst siebzehn Eisen im Feuer hatte, schnappte er sich Münster und vereinbarte ein Treffen zwischen Frau Vargas und dem Kommissar in einer Stunde in ihrem Büro. Irene Vargas wohnte in der Gerckstraat, nur zehn Minuten Fußweg von der Polizeiwache entfernt, und musste vorher nur noch kurz etwas erledigen.
    Einfacher konnte es kaum sein.
    »Bitte, setzen Sie sich doch«, sagte Münster und deutete auf den Besucherstuhl.
    Irene Vargas bedankte sich und nahm Platz. Sie schaute sich ein wenig besorgt im Zimmer um, als wollte sie sich vergewissern, dass sie nicht eingeschlossen war. Überhaupt meinte Münster, eine Aura der Unruhe um sie herum zu verspüren. Sie war eine dünne Frau ungefähr in seinem Alter, mit bleicher Haut, bleichem Haar und bleicher Kleidung. Er nahm an, dass sie an einer Art chronischer Krankheit litt – eine Fibromyalgie oder eine leichte Form des Rheumatismus vielleicht –, aber das konnte auch daran liegen, dass er am Abend zuvor einen Artikel über verborgene Leiden in einer von Synns Zeitschriften gelesen hatte.
    Wie auch immer, schließlich war sie ja nicht in ihrer Eigenschaft als Patientin zu ihm gekommen.
    »Sie haben angerufen«, setzte er an. »Sie haben mit Hauptkommissar Reinhart gesprochen, aber der ist leider im Augenblick verhindert. Aber ich denke, es geht auch so, mein Name ist Münster.«
    Irene Vargas erwiderte seinen Blick und nickte unschlüssig.
    »Möchten Sie etwas zu trinken haben? Ich kann Tee oder Kaffee besorgen, oder…«
    »Nein danke, das ist nicht nötig.«
    Münster räusperte sich.
    »Also, wenn ich es richtig verstanden haben, dann haben Sie Informationen über Martina Kammerle, die Frau, die vor ein paar Tagen tot in ihrer Wohnung aufgefunden wurde?«
    »Ja«, sagte Irene Vargas. »Ich habe sie ein bisschen gekannt.«
    »Wir sind dankbar für alles, was Sie uns erzählen können«, betonte Münster. »Wir haben Probleme, Bekannte von ihr zu finden.«
    Irene Vargas legte ihre Hände gefaltet in den Schoß und senkte den Blick.
    »Martina war ein ziemlich einsamer Mensch.«
    »Zu dem Ergebnis sind wir auch gekommen.«
    »Sie kannte nicht viele. Mich eigentlich auch nicht. Wir haben uns vor drei, vier Jahren im

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