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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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einmal einen Kerl nur für eine Nacht mitgenommen hat. Wir waren zusammen im Restaurant, und da hat sie es getan. Das war wirklich ziemlich peinlich.«
    »Wann war das?«
    »Vielleicht so vor drei Jahren… ja, das war, als wir noch in der Gruppe waren.«
    »Ich verstehe«, sagte Münster. »Aber wenn wir jetzt zu diesem Zusammenstoß im August zurückkommen, Ihnen ist der Mann also nicht vorgestellt worden?«
    »Nein«, sagte Irene Vargas. »Wir sind einfach schnell weiter, wie schon gesagt.«
    »Und Sie hatten ihn vorher noch nie gesehen?«
    »Nein.«
    »Wie sah er denn aus?«
    Sie dachte eine Weile nach.
    »Ich kann mich nicht mehr genau erinnern«, sagte sie. »Ziemlich groß, ziemlich kräftig, habe ich noch so im Kopf. Aber gleichzeitig auch ziemlich gewöhnlich. Da gab’s nichts, was besonders ins Auge gefallen wäre… nein, ich kann ihn nicht beschreiben.«
    »Versuchen Sie es bitte«, ermahnte Münster sie.
    »So irgendwie halb dunkelhaarig. Zwischen vierzig und fünfzig wohl…«
    »Bart? Brille?«
    »Nein. Doch, vielleicht ein Bart, aber…«
    »Würden Sie ihn wiedererkennen, wenn Sie ihn sehen?«
    Irene Vargas sog die Unterlippe ein und blieb eine Weile schweigend sitzen.
    »Das ist möglich«, sagte sie. »Aber ich glaube es nicht… er sah ja ziemlich alltäglich aus.«
    »Und Sie haben ihn vorher nie in einem anderen Zusammenhang gesehen?«
    »Ich glaube nicht. Nein.«
    »Hatten die beiden sich angefasst? Untergehakt oder so?«
    »Daran erinnere ich mich nicht… nein, ich glaube nicht.«
    »Und Martina Kammerle gab keinen Kommentar zu ihm ab?«
    »Nein, da bin ich mir ganz sicher, das hat sie nicht gemacht.«
    »Haben Sie mit Ihrer Freundin darüber gesprochen?«
    »Nein. Meine Freundin ist im Augenblick in Australien. Sie kommt erst im März zurück. Sie ist Künstlerin.«
    »Ich verstehe«, wiederholte Münster, während er gleichzeitig überlegte, was es denn da zu verstehen gab.
    Er lehnte sich auf seinem Schreibtischstuhl zurück und stellte das Tonbandgerät ab, das er hatte laufen lassen, seit Irene Vargas ins Zimmer gekommen war. »Jaha, ja«, sagte er. »Ich glaube, damit können wir uns erst einmal begnügen. Danke, dass Sie gekommen sind und uns auf die Sprünge geholfen haben, Frau Vargas. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, können Sie sich gern wieder bei uns melden. Es ist auch möglich, dass wir noch einmal in Kontakt mit Ihnen treten.«
    »Danke«, sagte Irene Vargas. »Das war doch nicht der Rede wert.«
    Ja, dachte Münster, nachdem sie ihn verlassen hatte. Viel war es wirklich nicht.
    Martina Kammerle war Mitte August in Begleitung eines Mannes durch die Stadt spaziert.
    Das war alles. Und was schlimmer war: das war im Großen und Ganzen die Summe von allem, was sie bis jetzt überhaupt herausgefunden hatten.
    Kommissar Münster seufzte. Stand auf und stellte sich ans Fenster. Blieb dort stehen. Wie er es immer tat, wenn bei einer Ermittlung nichts zusammenpasste. Vielleicht versuchte er so, eine Art Illusion zu erzeugen, die Vorstellung, den Überblick zu haben, indem er über die Stadt schaute. Das hatte er sich schon früher überlegt. Auf jeden Fall war es grau draußen. Es war noch nicht einmal halb vier, aber die Dunkelheit setzte bereits ein. Regen hing in der Luft – würde aber sicher noch den rechten Augenblick abwarten, bis die Leute ihre Arbeit beendeten und sich auf den Nachhauseweg machten. So war es doch immer.
    Er ging zu seinem Schreibtisch zurück und blätterte in den Akten. Schaute auf die Uhr. Noch eine Stunde bis zur Fallbesprechung.
    Noch eine unbekannte Anzahl von Stunden, bis sie Martina Kammerles Mörder finden würden.
    Reinhart nickte verbissen.
    »Dann geben sie also zumindest zu, dass sie sich wie Esel benommen haben?«, stellte er fest. »Immerhin etwas.«
    »Sie drücken sich nicht gerade exakt so aus«, wandte Krause ein. »Aber es stimmt schon, im Prinzip geben sie es zu. Die Sozialpädagogin kriegt nur Kopfweh, sie war diejenige, die den Schulwechsel arrangiert hat. Man muss sich wirklich wundern…«
    Er verstummte und blätterte in seinem Block.
    »Worüber?«, wollte Rooth wissen. »Worüber muss man sich wundern?«
    Krause versuchte, ihn anzustarren, musste aber einsehen, dass er zu jung war, um jemanden auf diese Art anzustarren.
    »Ob es nur ein Zufall ist, dass sie ausgerechnet jetzt wie vom Erdboden verschluckt ist«, spann er stattdessen den Gedanken weiter. »Oder ob das irgendwie zusammenhängt… dass Monica Kammerle verschwunden ist,

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