Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
ergeben, da warst du doch dran, oder?«
»Sind niedergelegt worden«, sagte Moreno. »Die Akte wird bestimmt bald geschlossen. Es gibt nichts, was auf ein Verbrechen hinweist.«
»Bis jetzt«, sagte Rooth.
»Was meinst du damit?«
»Bis jetzt«, wiederholte Rooth.
»Na gut, ja«, sagte Moreno.
Dann dachte sie eine Weile nach.
»Doch, es gab noch etwas schon vorher«, sagte sie dann. »Was Gassel betrifft. Ehrlich gesagt… ja, ehrlich gesagt glaube ich, dass das hier die Lage reichlich verändert. Es kann natürlich auch der reine Zufall sein, aber ich habe das Gefühl, dass dem nicht so ist. Wäre auch sonst zu… unwahrscheinlich.«
»Ach, wirklich?«, sagte Rooth. »Könntest du dann so gut sein und nicht nur in Rätseln sprechen, oh Weib? Was zum Teufel willst du damit sagen?«
Aber Moreno hatte offenbar keine Lust, ihn in diesem Punkt näher einzuweihen.
»Gassel?«, murmelte sie stattdessen. »Verflucht, was soll das heißen? Nun ja, wir werden uns das morgen näher anschauen, und dann muss ich natürlich mit dem
Hauptkommissar
wieder Kontakt aufnehmen.
»Dem
Hauptkommissar
?«, wunderte Rooth sich. »Meinst du…«
»Ja«, sagte Moreno. »Ihn meine ich. Ich werde morgen alles erklären. Und danke, dass du mich angerufen hast, jetzt werde ich die ganze Nacht kein Auge zutun.«
Rooth überlegte.
»Soll ich zu dir rüberkommen?«, fragte er schließlich, worauf Ewa Moreno aber nur auflachte und den Hörer auflegte.
Er stopfte sein Handy in die Tasche und schaute sich im fast vollständig besetzten, mit Gemurmel erfüllten Restaurant um.
Schaute auf die Uhr.
Stellte fest, dass es immer noch erst Viertel nach zehn war, und beschloss, den Abend mit einem ordentlichen Bier abzurunden.
Dann wollte er nach Hause gehen und Jasmina Teuwers anrufen.
Der
Hauptkommissar?,
dachte er, als er sein Glas bekommen hatte. Was zum Teufel hat der damit zu tun?
Wallburg,
Juni 1999
19
Kristine Kortsmaa war wütend.
Das hätte ein schöner Abend werden können… nun ja, es
war
natürlich ein schöner Abend, aber da war dieser verfluchte Kerl. A pain in the ass, wie Birthe es zu nennen pflegte. Sobald sie auf dem Tanzboden war, war er auch da und drängte sich ihr auf. Und wie viel Mühe sie sich auch gab, ihn zu ignorieren und ihm auszuweichen, so sorgte er doch immer wieder dafür, in ihre Nähe zu kommen. Was natürlich nicht besonders schwierig war, das war kein Paartanz, die Leute wiegten und schüttelten sich und bewegten sich, wie sie wollten, die Band hieß Zimmermans und spielte fast nur alte Dylan-Stücke. Das Publikum war fröhlich, verschwitzt und zumindest zufrieden, und Kristine Kortsmaa hatte Dylan schon immer gemocht, obwohl ihr Vater nur ein Jahr jünger war als der Guru selbst.
Auch das Tanzen gefiel ihr. Sich frei und herrlich ungehemmt im Takt der Musik zu bewegen oder in welchem Takt auch immer… ja, das wäre eigentlich eine absolut perfekte Sache, das Ganze hier, wenn dieser Typ sie nur in Ruhe lassen würde.
Der Typ… das ist die richtige Bezeichnung für ihn, dachte sie. Mit fast kurzgeschorenen Haaren, großen Augen und einer schiefen Nase – außerdem noch deutlich älter als sie selbst, sicher schon an die Vierzig. Konnte er denn nicht sehen, dass sie keinerlei Interesse hatte? Lila Hemd. Lila! Zweimal hatte er sie richtiggehend aufgefordert, zweimal hatte sie den Kopf geschüttelt und in eine andere Richtung geguckt. Und jetzt saß sie am Tisch, machte eine Pause und hörte einfach der Musik zu – oder unterhielt sich ein wenig mit Claude und Birthe oder Sissel –, und selbst hier konnte sie sehen, wie er sich heranmachte und sie beobachtete.
Sie war mit Claude und Birthe gekommen. Sissel und Maarten und ein paar andere aus ihrem Bekanntenkreis hatten sich angeschlossen, und sie hatten einen Tisch ziemlich weit vorn erobern können. Hatten mexikanische Kleinigkeiten gegessen und ein paar Flaschen Wein getrunken, bis Zimmermans angefangen hatte. Es war von Anfang an gute Stimmung gewesen, und die hatte sich auch gehalten. Kristine hatte allen Grund, sich einen kleinen Schwips und einen Abend mit Tanz und guter Musik zu gönnen, allen Grund – nach sieben Sorgen und acht Enttäuschungen hatte sie endlich ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin beendet. Endlich. Sie hatte am Tag zuvor Lizenz und Diplom entgegengenommen, und heute hatte sie mehr als fünf Stunden damit verbracht, Formulare auszufüllen und Bewerbungen zu schreiben. Acht Stück, sie war sich ziemlich sicher, ab
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