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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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lebhaft unter vier Augen konversiert, aber zum Schluss hatten Natur und Schicksal die Sache in die Hand genommen, und die Wahl fiel auf Jasmina Teuwers.
    Erst nach der letzten Lektion in der letzten Woche traute er sich dann endlich zu fragen – direkt und ohne Umschweife –, ob sie nicht Lust hätte, mit ihm essen zu gehen – in aller Bescheidenheit. Als sie nach einem unerhört kurzen Zögern (das wohl besser gar nicht als Zögern, sondern eher als ganz natürliche Pause im Herzschlag zu deuten war) mit Ja antwortete, hatte er sich genau wie der erwischte, errötende Fünfzehnjährige beim Schultanz gefühlt.
    Unglaublich, dachte Rooth. Die Schwingen der Liebe tragen durch Feuer und Wasser. Er überlegte, was das wohl auf Italienisch heißen könnte. Vielleicht konnten sie diese Frage ja beim Dessert diskutieren?
    Amore… acqua… fue… ?
    Er kam eine Viertelstunde zu früh im Kraus an, aber der Tisch war bereits frei, also setzte er sich und wartete.
    Und während er saß, erinnerte er sich an den kleinen Meinungsaustausch, den Jung und er am Vormittag gehabt hatten. Den mit dem Ins-Auge-starren und dem Fußtritt.
    Wie war es denn wirklich?, dachte er. Was ihn betraf. Hatte er Lust, seinem eigenen Leben tief ins Auge zu sehen? Traute er sich das?
    Er bestellte ein Bier und dachte darüber nach.
    Zweiundvierzig Jahre alt. Nicht verheiratet, nicht verlobt. Kriminalinspektor mit der Perspektive, in drei, vier Jahren zum Kommissar aufzusteigen.
    Was spielte das verdammt noch mal für eine Rolle? Inspektor oder Kommissar?
    Ein paar Hundert Gulden mehr im Monat. Was sollte er damit? Sich ein größeres Aquarium kaufen?
    Es wird nicht mehr so schrecklich viel in meinem Leben passieren, dachte er eine Sekunde lang in bitterer Klarsicht. Will sagen, wenn ich nicht im Dienst erschossen werde. Das ist natürlich immer noch eine mögliche Alternative.
    Und eigentlich ist auch bis jetzt nicht besonders viel passiert, fügte er hinzu. Nichts, was Spuren hinterlässt, zumindest. Warum habe ich nicht wie Münster oder Reinhart Frau und Kinder und eine Familie?
    Sogar Jung scheint seine Schäfchen im Trockenen zu haben, seitdem er mit Maureen zusammengezogen ist.
    Warum musste nur Inspektor Rooth Jahr für Jahr erfolglos den Frauen hinterherjagen?
    Andererseits, dachte er philosophisch und trank einen Schluck Bier, andererseits ist es ja nicht hundertprozentig sicher, dass es da so viel zu versäumen gibt. Wenn man nur meine armen Schwestern anguckt!
    Rooths Schwestern, das waren vier an der Zahl. Sie waren alle jünger als er, und alle hatten es äußerst eilig gehabt, sich einen Mann, ein Haus und Kinder anzuschaffen, sodass man es schon fast als eine Art Wettkampf hatte ansehen können. Beim letzten Weihnachtsessen daheim bei den siebzigjährigen Eltern draußen in Penderdixte hatte sich die Schar von Enkelkindern – wenn er sich recht erinnerte und richtig gezählt hatte – auf neun Stück belaufen. Mindestens zwei seiner Schwestern waren schwanger gewesen. Das waren ja geradezu isländische Verhältnisse, wie sein Vater mit einem Blick auf Rooths Mutter meinte, die kurz nach dem Krieg aus Reykjavik gekommen war. Oder aber der Vater hatte sie von dort mitgebracht, da gab es einige Unklarheiten in der offiziellen Geschichtsschreibung.
    Auch egal, dachte Rooth lakonisch, ohne Verwandte werde ich nie sein. Aber im Augenblick ziehe ich Frauen dem Familiennetzwerk vor.
    Und dann schob sich wieder das Bild von Jasmina Teuwers in seinem Bewusstsein in den Vordergrund, und er vergaß das mit dem Ins-Auge-starren und dem Fußtritt.
    Aber jetzt war es schon fünf nach halb. Warum kam sie nicht?
    Eine Viertelstunde später war sie immer noch nicht aufgetaucht, und er hatte die Kellnerin bereits zweimal unverrichteter Dinge wieder fortgeschickt.
    Was zum Teufel war passiert? Rooth hatte langsam das Gefühl, dass es peinlich war, so allein am Tisch zu sitzen. Rund um ihn herum waren die Leute weit in ihren Menüs, Weinflaschen und munteren Gesprächen fortgeschritten, nur an diesem Ecktisch, der für zwei gedeckt war, saß ein einsamer Kriminalinspektor mittleren Alters mit geplatzten Hoffnungen und fliehendem Haaransatz. Verdammter Scheiß, dachte er. Jetzt warte ich noch fünf Minuten, dann rufe ich sie an.
    Aber genau genommen hielt er noch zehn Minuten lang aus, und als er dann diskret sein Handy aus der Hülle zog, musste er feststellen, dass er ihre Nummer gar nicht hatte.
    »Sacramento diabolo basta«, murmelte Rooth leise

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