Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
er hinzugefügt, aber in Krantzes Antiquariat wusste er die Bücher zumindest in guten Händen. Oder dass sie in gute Hände kommen würden genauer gesagt. Früher oder später. Nein, auch diesmal wollte er nicht dafür bezahlt werden. Für Geld hatte er keine Verwendung mehr.
Van Veeteren studierte einen Titel nach dem anderen und war wieder einmal von der Sprachenvielfalt überrascht. Russisch, Tschechisch, Ungarisch, Finnisch. Eine Lyriksammlung auf Baskisch. Norwegisch, Dänisch und Schwedisch.
Eine beeindruckende Person, dieser Baertenow, daran gab es keinen Zweifel. Ein alter Philologe, seit einiger Zeit pensioniert und mit der netten Angewohnheit, ein paarmal im Jahr mit ein paar Pappkartons zu erscheinen. Es hieß, er könne fünfundfünfzig lebende Sprachen sprechen. Plus eine unbekannte Anzahl toter.
Ich sehe zu, dass ich das los werde, so erklärte er seine Gabe. Man muss in Erwartung des Todes ein bisschen aufräumen.
Van Veeteren bezahlte jedes Mal mit einem oder zwei Glas Portwein und einem Gespräch, aber heute hatte der Professor keine Zeit gehabt. Er wollte in eine etwas kleinere und bequemere Wohnung ziehen, und da war ganz einfach nicht genug Platz für alle Bücher… so war es nun einmal, im Leben gibt es eine Zeit, um alles zu sammeln, und eine Zeit, um alles zu verteilen.
Kui oikk in vahe hauakivil kahe aastaarvu vahel,
wie die Esten sagen.
Ganz genau, hatte Van Veeteren zugestimmt.
Aber es war keiner der estnischen Titel, der plötzlich seine Aufmerksamkeit erregte und der ihm für einen Moment ein Gefühl des Unwohlseins bereitete. Oder des Schwindels, genauer gesagt.
Determinant.
Es hieß tatsächlich so. Seine Augen spielten ihm keinen Streich. Sogar zwei Bände. Er stand mit jeweils einem in jeder Hand da und starrte sie an. Der eine war weiß mit einem Frauengesicht auf der Titelseite und trug den Untertitel
Eva
– der andere blassrot mit ein paar eigentümlichen Konfigurationen in einem Koordinatensystem.
Name des Autors: Leon Rappaport. Sprache: Schwedisch.
Rappaport klang nicht besonders schwedisch. Eher jüdisch. Van Veeteren blätterte vorsichtig in den Seiten und suchte nach dem Jahr des Copyrights. 1962 beziehungsweise 1978. Das ältere Buch war offenbar auf Polnisch geschrieben worden. Es hieß
Determinanta
im Original. Das jüngere, das mit dem Frauengesicht, schien auf Schwedisch geschrieben zu sein.
Er schüttelte den Kopf. Sonderbar, dachte er. Sollte er jetzt auch noch gezwungen sein, Polnisch und Schwedisch zu lernen? Um den Dingen auf den Grund zu kommen? Hier war er ein halbes Leben lang herumgelaufen mit einem Begriff, von dem er glaubte, ihn selbst erfunden zu haben, und dann stand er plötzlich mit zwei Büchern da, die davon handelten. Oder die jedenfalls so hießen.
Determinant.
Zumindest sonderbar. Er dachte eine Weile nach. Packte dann beide Bände in seine Aktentasche und zog den Zigarettendrehapparat heraus. Zeit für den ersten Zug des Tages, daran bestand kein Zweifel. Er musste nachdenken und brauchte Abstand…
Noch bevor er die Zigarette angezündet hatte, rief Moreno an.
Und er kam während des gesamten Gesprächs nicht dazu, sie anzuzünden.
»Komm rein«, sagte Van Veeteren eineinhalb Stunden später. »Wir ziehen uns in die Kochnische zurück, da haben wir unsere Ruhe.«
Er zog das Rollo vor der Glasscheibe der Eingangstür herunter und schloss ab. Moreno hängte ihre Jacke über einen Stuhl.
»Nun erzähl«, bat er. »Ich hatte doch gleich das Gefühl, dass dieser verfluchte Pfarrer mich nicht in Ruhe lassen würde. Das scheint ja wohl die richtige Vorahnung gewesen zu sein, was?«
»Ja«, bestätigte Moreno und ließ sich auf einem der beiden griechischen Korbstühle in der engen Kochnische nieder. »Das kann man wohl sagen. Wie schon gesagt, so haben wir also seinen Namen gefunden, als wir gestern die Wohnung durchsucht haben… Martina Kammerles Wohnung in der Moerckstraat. Sie ist am Sonntagabend ermordet aufgefunden worden, hat gut einen Monat tot dagelegen, ich weiß nicht, ob der Hauptkommissar darüber gelesen hat…«
»Nun immer langsam!«, warnte Van Veeteren.
»Entschuldigung«, nickte Moreno. »Slip of the tongue. Nun ja, ich weiß nicht, ob du was darüber gelesen hast oder nicht?«
Van Veeteren nickte.
»Doch, ja«, gab er zu. »Ich kämme immer noch so einige Zeitungen durch. Die Allgemejne hatte übrigens heute einen ziemlich ausführlichen Bericht. Erwürgte Frau… und verschwundenes Mädchen, war’s nicht
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