Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
so?«
»Stimmt«, bestätigte Moreno. »Aber die Verbindung zu dem Pfarrer haben wir erst gestern entdeckt. Wir wissen eigentlich nicht mehr als das, was ich dir schon am Telefon erzählt habe… es kann natürlich eine falsche Fährte sein, aber ehrlich gesagt, erscheint mir das sehr unwahrscheinlich. Oder was meinst du?«
Van Veeteren öffnete einen Schrank und holte zwei Tassen hervor.
»Eine falsche Fährte? Zum Teufel, nein. Du willst doch sicher auch Kaffee?«
Moreno nickte, er stellte einen Wasserkessel auf und suchte in einem anderen Schrank.
»Wollen wir es in etwa chronologisch angehen?«, schlug er vor und stellte eine Schale mit Zimtkeksen auf den Tisch. »Wäre vielleicht nicht schlecht, denn soweit ich weiß, kommt in den meisten Zusammenhängen die Ursache vor der Tat. Es fing also an mit… ?«
»Hm«, sagte Moreno. »Ja, also, wenn wir die Karten anschauen, die wir bis jetzt in der Hand haben, dann fängt es tatsächlich damit an, dass Pastor Gassel dich aufsucht…«
Sie schaute sich um und machte eine unschlüssige Geste mit den Händen.
»… hier, wenn ich es recht verstanden habe?«
Van Veeteren nickte und streute Kaffeepulver in die Becher.
»Irgendwann Mitte September?«
»Am fünfzehnten, wenn ich mich recht erinnere.«
»Am fünfzehnten? Dann wurde er gut zwei Wochen später tot unter einem Zug im Maardamer Hauptbahnhof aufgefunden. Ungefähr zur selben Zeit, oder ein wenig später, nachdem eine gewisse Martina Kammerle in ihrer Wohnung in der Moerckstraat ermordet wurde. Ihre sechzehnjährige Tochter Monica verschwindet im gleichen Zeitraum und ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. Martina Kammerles Leiche bleibt mehr als einen Monat liegen, bevor sie gefunden wird, und auf einem Collegeblock im Zimmer der Tochter ist der Name Tomas Gassel vermerkt… ja, das ist alles, kurz zusammengefasst sozusagen.«
»Sonst nichts?«, wunderte Van Veeteren sich, nachdem er eine Weile nachgedacht hatte. »Stand noch etwas anderes auf dem Block, eine Telefonnummer oder Adresse zum Beispiel?«
»Nein. Sie hat ihn nur ganz unten auf einer Seite notiert. Der Name stand ganz für sich.«
Van Veeteren nickte und goss Wasser in die Becher.
»Kein besonders üblicher Name.«
»Nein.«
»Aber auch nicht total ungewöhnlich.«
»Nein.«
»Kann es einen Zweifel geben, dass er gemeint ist?«
»Absolut keinen Zweifel. Krause hat es überprüft. Es gibt noch einen im Distrikt, der so heißt, aber der ist erst vier Jahre alt. Und wohnt außerdem in Linzhuisen und hat keinerlei Verbindung zu den Kammerles.«
»Mhm«, brummte Van Veeteren. »Dann hängt das also miteinander zusammen?«
»Genau«, bestätigte Moreno. »Zumindest sieht es so aus. Es ist natürlich möglich, dass Monica Kammerle eine Art normale Verbindung zu Pastor Gassel hatte… die nichts mit seinem Tod oder ihrem Verschwinden zu tun haben muss, aber, na ja, wir müssen erst einmal davon ausgehen, dass es einen engeren Zusammenhang gibt…«
»Auf jeden Fall«, sagte Van Veeteren.
»Und dann kann man natürlich darüber spekulieren, wie der Zusammenhang beschaffen ist.«
»Spekulieren kann man immer«, stimmte Van Veeteren zu und goss sich Milch in den Kaffee. »Seit wann weißt du das alles?«
Moreno trank einen Schluck und lachte. Es klang wie eine Entschuldigung.
»Ist es mir anzusehen?«, fragte sie. »Wirklich? Dass ich kaum die Augen zugemacht habe, weil ich die ganze Zeit wach gelegen und darüber nachgedacht habe? Rooth hat es gestern Abend entdeckt, und er hatte die Güte, mich sofort anzurufen.«
»Es ist absolut nicht zu sehen«, versicherte Van Veeteren. »Du bist das taufrischste Veilchen im ganzen Antiquariat, das kann ich dir versichern. Also, in welche Richtung gehen deine Gedanken nun?«
Moreno hustete ein Lachen fort.
»Das ist doch ziemlich eindeutig«, sagte sie. »Jemand hat Martina Kammerle aus irgendeinem Grund ermordet. Der gleiche Jemand hat Pastor Gassel aus dem Weg geräumt… vielleicht, weil dieser den Grund kannte. Eventuell hat Monica Kammerle das gleiche Schicksal ereilt. Obwohl wir sie noch nicht gefunden haben… wenn wir uns erst einmal mit den einfachsten Gleichungen begnügen wollen.«
»Gibt keinen Grund, sich darüber zu beklagen«, sagte Van Veeteren. »Das ergibt sich ja hier von selbst, und die Gleichungen zweiten Grades waren noch nie meine Stärke… aber wenn ein gewisser Antiquitätenhändler einen gewissen Pfarrer nicht abgewiesen hätte, weil er zum Zahnarzt musste, dann
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