Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
vielleicht zwei Menschen oder sogar drei heute noch am Leben, statt dass sie… ja, mehr sage ich ja gar nicht.«
»Ich verstehe das«, sagte Ulrike Fremdli. »Du hast es jetzt dreimal erklärt.«
»Wirklich?«, fragte Van Veeteren und betrachtete sein Glas mit unverhohlener Verwunderung. »Muss ein Zeichen dafür sein, dass ich langsam gaga werde, oder? Übrigens, guter Wein, wo hast du den her?«
»Aus dem Supermarkt in Löhr«, sagte Ulrike Fremdli. »Übrigens ein kalifornischer.«
»Kalifornisch?«
»Ja.«
»Die Zeit ist aus den Fugen geraten«, brummte Van Veeteren. »Hätte schwören können, dass es mindestens ein Saint Emilion ist.«
»Ich glaube absolut nicht, dass das was mit Gagasein zu tun hat«, fuhr Ulrike nach einer Weile fort und schaute ihn über den Rand ihrer Lesebrille an. »Du hast tief in dir eine Polizistenseele, und sie ist es, die das Ruder übernimmt, wenn etwas wie das hier passiert. Du sagst ja selbst immer – dass wir das anpacken müssen, was uns nachts wach hält. Ganz gleich, was es auch ist. Und das, wovon wir mehr als zweimal träumen.«
»Habe ich das gesagt?«, fragte Van Veeteren. »Klingt ja richtig durchdacht.«
Ulrike lachte und streichelte ihm die Wange.
»Ich mag dich einfach schrecklich gern, weißt du das? Mein reifer und ernster Geliebter.«
»Hrrm. Reinhart hat behauptet, dass ich viel jünger aussähe. Aber wie dem auch sei, du hast sicher Recht. Und ich habe Recht. Da läuft eine Person hier in der Stadt herum, die mit großer Wahrscheinlichkeit drei Menschen getötet hat, vielleicht sogar noch mehr. Mit den bloßen Händen. Das gefällt mir nicht. Ich wünschte, ich könnte aufhören, daran zu denken, aber so ist es nun einmal… Bullenseele, hast du es so genannt?«
»Polizistenseele«, korrigierte Ulrike. »Man kann es wohl auch Gewissen nennen, wenn man es genau nimmt… oder Pflichtgefühl. Hast du vor, dich ernsthaft drauf zu stürzen?«
Van Veeteren trank sein Glas aus und seufzte.
»Ich glaube nicht«, sagte er. »Vielleicht, wenn sie mich drum bitten. Aber das trauen sie sich höchstwahrscheinlich nicht… nun ja, wir werden sehen. Übrigens, wenn wir schon dabei sind… Ich habe dir doch die ganze Geschichte erzählt, aber es gibt da einen Aspekt, über den ich immer öfter nachdenke.«
»Und welchen?«
»Nun ja, was dem Ganzen eigentlich zu Grunde liegt. Die Ursache des Ganzen. Was hat der Pfarrer mir erzählen wollen, und was hat den Täter dazu gebracht, drei Morde zu begehen? Wenn wir davon ausgehen, dass das Mädchen auch tot ist?«
Ulrike Fremdli nahm ihre Brille ab und starrte an die Decke.
»Ich verstehe«, sagte sie. »Ja, da muss schon vorher etwas schief gelaufen sein. Natürlich. Nein, ich habe keine Ahnung. Hast du eine?«
Van Veeteren schüttelte den Kopf und saß eine Weile schweigend da.
»Apropos Zufälle«, sagte er dann. »Weißt du, was ich heute ins Antiquariat reingekriegt habe?«
Er stand auf und holte die Bücher aus der Aktentasche im Arbeitszimmer. Überreichte sie Ulrike.
»Deter… Determinant?«, las sie verwundert. »Ist das das, worüber du mir erzählt hast und was ich nie verstanden habe? Was ist das nun eigentlich?«
Van Veeteren dachte einen Augenblick lang nach.
»Vielleicht kann man es am besten so beschreiben«, sagte er. »Dass es das kleine Muster ist, das alles steuert, obwohl wir nie merken, dass es das tut. Für das wir nicht einmal einen Namen haben… Ich suche sozusagen die Frage, auf die die Antwort das Leben ist.«
»Rappaport?«, fragte Ulrike und studierte die Umschläge, einen weißen und einen blassroten. »Hast du sie gelesen?«
»Nein«, sagte Van Veeteren. »Ich kann kein Schwedisch. Leider.«
21
»Inspektor Baasteuwel aus Wallburg. Spreche ich mit Hauptkommissar Reinhart?«
»Natürlich. Wie war Ihr Name? Baas… ?«
»… teuwel. Ich rufe an im Fall dieses Würgemords im letzten Sommer, über den Sie etwas wissen wollten. Ich habe damals die Ermittlungen geführt. Habe leider keinen Erfolg gehabt, aber das kommt ja in den besten Familien vor.«
»Sie sagen es«, meinte Reinhart.
»Übrigens kenne ich eine reizende Kollegin von Ihnen namens Moreno… habe sie im letzten Sommer in Lejnice getroffen. Geben Sie ihr einen Kuss von mir, wenn Sie sie noch nicht vergrault haben.«
Reinhart überlegte.
»Baasteuwel?«, sagte er dann. »Ich glaube, wir sind uns schon mal begegnet. Bist du klein, hässlich und rauchst wie ein Schlot?«
»Stimmt«, sagte Baasteuwel. »Ein IQ von
Weitere Kostenlose Bücher