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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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love
    Does thy life destroy
    Sie klappte das Buch zu und wartete auf seine Reaktion.
    »Schön«, sagte er. »Und traurig. Es heißt
The Sick Rose,
oder?«
    Sie nickte.
    »Obwohl es doch von Menschen handelt. Ich habe schon gemerkt, dass du es nicht so einfach hast. Wenn du erzählen willst, höre ich gern zu.«
    Plötzlich wurde ihr klar, dass es genau das war, was sie wollte. Aber ist das passend?, dachte sie. Und wie viel sollte sie denn erzählen? Und wo sollte sie anfangen?
    »Wenn du nicht willst, musst du nicht. Wir können auch einfach so zusammensitzen. Oder über Fußball reden. Oder über schlechte Fernsehprogramme oder über die schwierige Situation der Igel in der heutigen Gesellschaft…«
    »Du ähnelst meinem Vater«, sagte sie lachend. »Nein, wirklich. Wir haben auch immer hier auf dem Sofa gesessen und uns laut was vorgelesen. Als ich klein war, na ja, da hat natürlich er meistens gelesen… und ich habe auf seinem Schoß gesessen.«
    Dann vergingen noch drei Sekunden, bis sie in Tränen ausbrach.
    Dann setzte sie sich auf seinen Schoß.
    Hinterher hatte sie Schwierigkeiten, sich daran zu erinnern, worüber sie geredet hatten.
    Ob sie eigentlich viel gesagt oder die meiste Zeit nur still dagesessen hatten.
    Wahrscheinlich Letzteres.
    Aber sie erinnerte sich an seinen guten Geruch. Sie erinnerte sich an den rauen Stoff seines Hemds und an seine gleichmäßigen, tiefen Atemzüge gegen ihren Rücken. Seine warmen, starken Hände, die ihr immer wieder vorsichtig über die Arme und das Haar strichen.
    Und sie erinnerte sich daran, dass sich kurz, nachdem die alte Wanduhr über dem Fernseher elfmal geschlagen hatte, etwas in ihr geregt hatte, was sich nicht hätte regen dürfen.
    Und dass sich fast gleichzeitig bei ihm etwas geregt hatte, was absolut verboten war.

3
    Er rief am nächsten Tag an und bat um Entschuldigung.
    Spät am Nachmittag, ihre Mutter war auf irgend so einem Einführungstreffen für Leute, die längere Zeit aus dem Arbeitsprozess heraus gewesen waren und jetzt wieder eingegliedert werden sollten. Vielleicht hatte sie ihm das ja erzählt, sodass er wusste, wann er anrufen konnte.
    »Verzeih mir, Monica«, sagte er. »Nein, das sollst du gar nicht. Es ist unverzeihlich.«
    Sie wusste nicht, was sie antworten sollte.
    »Wir waren beide daran beteiligt«, sagte sie.
    »Nein«, beharrte er. »Es war ganz und gar mein Fehler. Ich begreife nicht, wie ich es dazu kommen lassen konnte. Ich war zwar ein bisschen müde und bin auch nur ein Mensch, aber mein Gott, das ist keine Entschuldigung. Es ist wohl das Beste, wenn du mich nicht mehr siehst.«
    Er schwieg, und sie meinte, sein schlechtes Gewissen durch den Hörer greifen zu können.
    »Na, so weit sind wir ja nicht gegangen«, betonte sie. »Und ich habe ja wohl auch meinen Teil an Verantwortung daran. Mit sechzehn ist man schließlich kein Kind mehr.«
    »Blödsinn«, sagte er. »Ich habe ein Verhältnis mit deiner Mutter. Das ist so was, was man in Klatschzeitschriften liest.«
    »Liest du Klatschzeitschriften?«, fragte sie. »Das hätte ich nicht gedacht.«
    Er lachte, unterbrach sich dann aber selbst.
    »Nein«, sagte er. »Aber vielleicht sollte ich das lieber tun, da könnte ich noch was lernen. Auf jeden Fall soll dir so was nicht noch mal zustoßen, das verspreche ich dir. Es ist wohl das Beste, wenn ich die Freundschaft mit deiner Mutter beende…«
    »Nein«, widersprach sie. »Nein, tu das nicht.«
    Er zögerte mit seinem nächsten Satz.
    »Warum nicht?«
    »Weil… weil… weil du ihr gut tust. Sie mag dich, und du magst sie doch auch. Und ich mag dich auch… nicht so wie gestern, das war ein Unglücksfall.«
    Er schien wieder zu zögern.
    »Ich habe eigentlich angerufen, um mich zu entschuldigen, und… und um zu sagen, dass ich die Konsequenzen zu ziehen gedenke und euch beide in Zukunft in Ruhe lassen werde.«
    »Du hast doch Mama nichts erzählt?«
    Er seufzte.
    »Nein, deiner Mutter habe ich nichts erzählt. Es wäre natürlich das Ehrlichste gewesen, aber ich weiß nicht, wie sie es aufgenommen hätte. Und wenn man nun mal ein Waschlappen ist… du siehst, mit was für einem Stinkstiefel du es zu tun hast…«
    »Du bist kein Stinkstiefel. Hör auf, schließlich waren wir zu zweit auf dem Sofa, ich bin ja nicht unzurechnungsfähig.«
    »Entschuldige.«
    Eine Weile schwiegen beide. Sie spürte, wie die Gedanken in ihrem Kopf wie ein Schwarm quirliger Spatzen herumsausten.
    »Ich habe jedenfalls das Gefühl, dass du das

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