Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
Operationssaal kommt.
»Entschuldigung, mein Vater wird gerade operiert … Arturo Adragón … Kann ich ihn sehen?«
»Da darfst du nicht rein. Woran wird er denn operiert?«
»Weiß ich nicht! Er ist vor einer halben Stunde eingeliefert worden!«
»Ah, jetzt weiß ich, wen du meinst. Es ist nichts Schlimmes, nur ein paar Glassplitter in der Hand. Setz dich hierhin und warte. Gleich kommt jemand und sagt dir Bescheid.«
Ich will schon auf die Tür zustürmen, da hält Mercurio mich am Arm fest.
»Warte! So läuft das hier nicht! Sie hat gesagt, du sollst warten, also wartest du, klar?«
»Aber es geht um meinen Vater!«
»Setz dich bitte hin und beruhige dich! Du bist in einem Krankenhaus und nicht in einem Supermarkt! Hier musst du dich an die Vorschriften halten!«
Wir gehen in den Warteraum und setzen uns direkt neben die Tür, damit die Ärzte uns sehen, sobald sie rauskommen.
»Tut mir leid, Mercurio. Ich hab wohl eben die Nerven verloren.«
»Macht nichts, ist schon gut. Jetzt beruhige dich erst mal. Es ist bestimmt nichts Schlimmes, wirst schon sehen …«
Die Minuten vergehen quälend langsam. Wenn nicht gleich jemand rauskommt, um mir zu sagen, was los ist, werde ich noch verrückt!
Plötzlich höre ich jemanden zu mir sagen: »Bist du der Sohn von Señor Adragón?«
»Ja, Señor … Ich heiße Arturo Adragón, wie mein Vater.«
»Deinem Vater geht es gut. Er wurde gerade in sein Zimmer gebracht. In einer halben Stunde kannst du zu ihm.«
»Warum nicht jetzt gleich?«
»Weil er sich erst ein wenig ausruhen muss. Wir geben dir über den Lautsprecher Bescheid, in Ordnung?«
»Vielen Dank, Doktor«, sagt Mercurio. »Wir können ja inzwischen was trinken. Komm, Arturo.«
Es ist erst eine Viertelstunde vergangen und ich habe schon zwei Tassen Schokolade getrunken.
»Weißt du was? In der Schule wird viel darüber geredet, wie du dich für Cristóbal eingesetzt hast«, sagt Mercurio. »Viele finden es gut, aber andere …«
»Mir ist egal, was die anderen darüber denken!«
»Einige sagen, dass das sehr mutig von dir war«, fährt Mercurio fort.
»Sollen sie doch sagen, was sie wollen!«
»Horacio ist ziemlich sauer. Nimm dich lieber vor ihm in Acht!«
»Keine Sorge, das werde ich … Übrigens, Mercurio, die Stelle, wo wir uns geprügelt haben, die hast du doch gründlich sauber gemacht, oder? Ich meine das Gärtnerhäuschen …«
»Klar hab ich das sauber gemacht. Warum fragst du?«
»Nur so … Vielleicht hast du ja irgendwas gefunden …«
»Hast du einen Zahn verloren oder so was?«
»Nein, ich meine irgendwelche Münzen.«
»Geld? Nein, da lag kein Geld. Hab jedenfalls keins gesehen. Weder Münzen noch Scheine.«
»Gut, umso besser.«
»Aber was anderes hab ich gefunden …«
»Was anderes? Was denn?«
Bevor Mercurio antworten kann, jagt eine Stimme aus dem Lautsprecher meinen Puls hoch: »Señor Adragón kann jetzt Besuch empfangen. Er liegt im Zimmer Nr. 555.«
»Los, gehen wir!«
Ich stelle meine Tasse auf die Theke und renne los. Mercurio hat schon gezahlt und läuft hinter mir her zum Aufzug. Ich habe das Gefühl, es dauert ewig, bis wir im 5. Stock ankommen. Die Tür geht auf, wir stürmen in den Gang hinaus und machen uns auf die Suche nach Zimmer 555.
»Hier!«, rufe ich. »Endlich!«
Ich klopfe, drücke die Türklinke und öffne.
»Arturo, mein Sohn! Gerade habe ich an dich gedacht!«
»Papa! Papa!«, rufe ich und laufe zu ihm. Eine Krankenschwester legt ihm gerade einen Tropf. »Ist alles okay?«
»Ja, ja, es war mehr der erste Schock. Bald ist alles wieder in Ordnung.«
»Er hat nur ein paar Prellungen«, erklärt die Krankenschwester. »Und eine Wunde an der Hand musste gereinigt werden. Nichts Ernstes also. Aber er muss ein paar Tage zur Beobachtung hierbleiben, weil er einen Schlag auf den Kopf bekommen hat. Er war ziemlich lange bewusstlos.«
»Was ist denn passiert?«
»Zwei Männer haben mich überfallen. Sie wollten ein paar Steine aus dem Garten klauen, ich hab gesagt, sie sollten das sein lassen, und da haben sie auf mich eingeschlagen.«
»Sie wollten Steine klauen?«
»Ja, in der Tat. Als ich geschrien habe, wollte dein Freund, dieser Hinkebein, mir zu Hilfe eilen, aber er kam zu spät. Irgendjemand muss dann wohl den Krankenwagen gerufen haben, und als ich aufgewacht bin, war ich hier. Ich habe sie gebeten, in der Schule anzurufen und dich zu benachrichtigen.«
»Ja, der Direktor hat mir Bescheid gesagt und ich bin sofort gekommen.
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