Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
Mercurio hat mich im Auto hergebracht, ihr kennt euch ja.«
»Ja, natürlich … Danke, Mercurio! Sag mal, hast du Norma Bescheid gesagt?«
»Nein, aber ich hab Metáfora eine SMS geschickt. Sie werden jeden Augenblick hier sein, nehme ich an.«
»Ich möchte nicht, dass sie mich so sehen.«
»Seien Sie unbesorgt, Sie sehen prima aus«, beruhigt ihn die Krankenschwester, die gerade das Zimmer verlässt. »Wenn Sie etwas brauchen, klingeln Sie einfach.«
Sie lässt uns alleine und ich setze mich zu meinem Vater aufs Bett.
»Erzähl mir jetzt mal genau, was passiert ist, Papa. Das mit den Männern, die Steine klauen wollten … also, das hört sich ziemlich merkwürdig an …«
»Ich versichere dir, es ist die Wahrheit! Sie wollten die uralten Steine aus dem Garten stehlen. Du weißt schon, die Steine, die den Hauptweg markieren.«
VII
Die schwarze Grotte
A rturo sah einen Schatten auf der anderen Seite der Tür. Er war bereits völlig erschöpft, doch er wollte diesen Kampf um jeden Preis beenden. Dass er in seinem ersten Schwertkampf Mann gegen Mann so weit gekommen war, und das gegen einen derart erfahrenen Krieger, war allein schon eine Heldentat. Der Gedanke machte ihm Mut.
»Komm rein, Junge, und sieh dir den Ort an, an dem du sterben wirst!«, rief Morfidio. »Dies wird dein Grab werden!«
Arturo betrat das Kellergewölbe. Es handelte sich um eine Grotte, die sich durch die Erosion der Zeit und die Kraft des Windes zwischen den Felsen gebildet hatte. Der Boden bestand aus gestampfter Erde, Steinen und Sand, der an manchen Stellen schwarz war wie Kohlenstaub. Ein klarer Bach floss durch die Höhle, wurde breiter und endete in einem kleinen See, in dessen Mitte ein großer schwarzer Felsen wie ein Siegeszeichen aufragte. Es herrschte friedliche Stille. Nur das leise Plätschern des Wassers war zu hören, das sich in einem fernen Echo wie ein Flüstern verlor.
Ein guter Ort, um zu sterben, dachte Arturo.
»Der Moment der Entscheidung ist gekommen, Junge. Wir können nicht mehr voreinander weglaufen. Wir sind am Ende des Weges angelangt.«
»Dann bete, wenn du kannst, Graf!«, rief Arturo, hob sein Schwert und trat ein paar Schritte auf seinen Gegner zu. Der empfing ihn mit einem raschen, aber unwirksamen Manöver. »Deine Stunde ist gekommen!«
Arturo war sich bewusst, dass es nur eine Möglichkeit gab, sein Leben zu retten: Wenn es ihm gelang, Morfidio ins Wasser abzudrängen, war dessen Bewegungsfreiheit eingeschränkt, und dann konnte er ihm vielleicht den entscheidenden Stoß versetzen.
In diesem Moment betrat Arquimaes die Grotte.
»Nimm dich in Acht, Arturo! Nimm dich in Acht!«, rief er.
Morfidio warf dem Alchemisten einen hasserfüllten Blick zu. Arturo nutzte die Unachtsamkeit des Grafen und stürzte ihm mit erhobenem Schwert entgegen. Seine unerwartete Attacke hatte den gewünschten Erfolg: Morfidio wich vor dem ungestümen Schlag zurück und stand nun im Wasser. Überrascht vielleicht davon, dass das Wasser kälter war oder tiefer als gedacht, war Morfidio für einen Moment abgelenkt. Arturo versetzte ihm einen Schlag auf die Schulter, der ihn aus dem Gleichgewicht brachte und ihm einen wütenden Schmerzensschrei entlockte.
In diesem Moment durchbohrte Arturos Schwert seine Brust.
Morfidio ließ seine Waffe fallen. Unfähig, etwas zu sagen, stand er mit weit aufgerissenen Augen da und starrte seinen Gegner an. Dann taumelte er einen Schritt zurück und fiel in den See wie ein Stein. Das Wasser war nicht sehr tief, doch tief genug, um den leblosen Körper zu bedecken. Eric Morfidio war tot.
Arturo ging zu ihm. Als er gerade einen Fuß ins Wasser setzen wollte, kam Crispín in die Grotte gerannt.
»Oswald hat Alexia befreit und ist mit ihr und seinen Männern fortgeritten!«, rief er.
»Er darf nicht davonkommen! Wir müssen ihn aufhalten!«, sagte Arturo bestürzt. »Wenn Alexia ihrem Vater erzählt, was sie mit angesehen hat, sind wir verloren!«
»Was sollen wir tun?«, fragte Crispín. »Sie sind längst weg!«
Arturo sah auf Morfidio hinunter. Der Graf rührte sich nicht mehr.
»Wir müssen ihnen nach!«
»Bist du von Sinnen?«, fuhr Arquimaes auf. »Du bist vollkommen erschöpft und kannst nicht schon wieder ans Kämpfen denken! Wir werden Königin Émedi um Hilfe bitten.«
»Dazu ist es zu spät!«, entschied Arturo. »Wir müssen Alexia zurückholen. Sie weiß zu viel!«
Mühsam stiegen die drei die Treppe hinauf. Rauch waberte ihnen entgegen, und als sie oben ankamen,
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