Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
sehr besorgt aus.
»Ist was passiert?«, frage ich sie.
»Ich hoffe nicht. Auf der heutigen Liste steht ein Besucher, der sich nicht ausgetragen hat. Wir müssen nachsehen, wo er steckt.«
»Warum sollte es jemand darauf anlegen, sich in der Stiftung einschließen zu lassen?«, frage ich. »Was kann er hier schon wollen?«
»Auf jeden Fall ist es besser, ihn zu finden und aufzufordern, das Haus zu verlassen. Wenn er sich hier im Haus aufhält, werden wir ihn finden.«
»Meinst du, es könnte ein Dieb sein?«
»Möglich. Manchmal lassen sie sich in einem Museum einschließen, um nachts etwas zu stehlen, und am nächsten Morgen mischen sie sich dann unter die Besucher und machen sich in aller Ruhe aus dem Staub. Aber diesmal kriegen wir ihn! Schade, dass noch keine Videoüberwachung installiert worden ist.«
»Erzähl mir nicht, dass ihr überall in der Stiftung Videokameras aufstellen wollt!«, sage ich entsetzt.
»Das ist heutzutage so üblich. Wir werden alles über Bildschirme überwachen, und niemand kann hereinkommen oder hinausgehen, ohne dass wir es bemerken. Alles wird aufgezeichnet.«
»Auch der dritte Stock?«
»Selbstverständlich. Ich hab’s dir doch schon mehrmals gesagt, wir müssen jeden Zentimeter der Stiftung überwachen.«
Ich habe genug gehört und gehe in mein Zimmer. Ich möchte jetzt lieber allein sein. Bald werde ich also von Tausenden von Augen beobachtet. Klar werden die Kameras die Sicherheit erhöhen, aber bestimmt werde ich mich dann wie in einem Gefängnis fühlen.
Ich schalte den Computer ein und öffne mein Fotoarchiv. Dabei fällt mein Blick wieder auf die Abbildung der blank polierten Münze, die Cristóbal mir geschenkt hat und die ich eingescannt habe. Spontan beschließe ich, sie noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Obwohl ich fürchte, dass nichts dabei herauskommt.
Mein Blick wandert über die Münze. Ich kann es nicht erklären, aber irgendetwas macht mich stutzig, obwohl ich nicht genau sagen kann, was. Vor allem die Rückseite, auf der man so gut wie nichts erkennen kann, erregt meine Aufmerksamkeit. Was sagt Sombra immer? Die Dinge, die man nicht sieht, sind am interessantesten.
Ich zoome die Abbildung näher heran. Vielleicht finde ich ja etwas, das mir weiterhilft. Ich kann gerade so zwei Punkte erkennen. Was haben die wohl zu bedeuten? Ich probiere ein wenig mit meinem Grafikprogramm herum und verbinde die Punkte miteinander. Schließlich gelingt es mir, eine einfache geometrische Figur zu erstellen: ein Dreieck. Es ist nicht perfekt, aber es sieht so aus, als hätte die unsichtbare Zeichnung die Umrisse eines Dreiecks. Ich versuche es auch mit anderen Figuren, doch es läuft immer wieder auf dieselbe Form hinaus. Na ja, es ist nicht viel, aber immerhin eine Spur. Jetzt weiß ich, dass das ursprüngliche Symbol der Münze eine dreieckige Form hatte.
Dann sehe ich mir die anderen Fotos an. Ich zoome das heran, was mich am meisten interessiert: der Junge, dem der Alchemist etwas auf das Gesicht zeichnet. Ich sehe es mir in allen Einzelheiten an und versuche herauszufinden, was er da gezeichnet hat. Klar ist nur, dass etwas auf seine Stirn gemalt ist und auch auf eine seiner Wangen. Vermutlich sollte auch die andere Wange … Wenn ich mir eine Linie vorstelle, die von der Stirn erst zu der einen, dann zu der anderen Wange verläuft und dann wieder zurück zur Stirn, entsteht wieder ein Dreieck!
Ich öffne noch mal die Abbildung der Münze und vergleiche sie mit dieser hier. Eine einfache geometrische Figur, der man überall begegnen kann. Eigentlich nichts Besonderes. Und trotzdem, ich bin immer mehr davon überzeugt, dass all das hier etwas mit meinem anderen Leben zu tun hat – dem anderen Leben, das ich führe oder geführt habe. Vielleicht hat mir irgendjemand das A mit dem Drachenkopf und den Klauen auf die Stirn gezeichnet, so wie auf der Abbildung? Und: Hat es im Mittelalter eine Münze mit einem Drachensymbol gegeben?
Aber die wichtigste Frage ist: Warum? Warum hat mir jemand etwas auf die Stirn gezeichnet? Und wer war das? Was wollte er damit bezwecken? Und weiter: Hat das Ganze etwas mit der Schwarzen Armee zu tun, von deren Existenz der General überzeugt ist? Und dass jetzt der Garten hinter der Schule umgegraben werden soll, ist das Zufall?
Plötzlich schießt mir ein Gedanke durch den Kopf: Es gibt etwas, das eine Antwort auf alle meine Fragen geben kann. Das Pergament, in das ich nach meiner Geburt eingewickelt wurde!
Darin muss der
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