Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
Alle standen über eine Karte gebeugt, auf der ein riesiges Gebiet dargestellt war, mit Schlössern, Städten, Dörfern, Flüssen, Seen und Tälern.
»Ah, Alexia, da du gerade hier bist, sag uns doch bitte, wie du das Schloss von Königin Émedi stürmen würdest«, forderte Demónicus seine Tochter auf. »Wie es aussieht, ist sie zu unserer Hauptfeindin geworden. Vielleicht möchte ja auch Arturo etwas dazu beitragen.«
Die Prinzessin sah sich die Karte aufmerksam an. Doch als sie gerade etwas dazu bemerken wollte, wurde die Tür aufgerissen. Alle Blicke richteten sich auf den Eindringling, der es wagte, die Besprechung zu stören.
»Wo ist der unverschämte Kerl, der meinen Platz einnehmen will?«, brüllte ein junger Mann von kräftiger Statur. »Wer will meine Verlobte heiraten?«
Alexia stellte sich schützend vor Arturo.
»Ratala! Wie kannst du es wagen, einfach so hier hereinzukommen?«, donnerte Demónicus. »Hast du etwa vergessen, dass du mir den größten Respekt schuldest?«
»Und du? Hast du etwa den Ehevertrag vergessen, den du vor Jahren mit meinem Vater geschlossen hast?«, brüllte der junge Mann anmaßend. »Mit welchem Recht löst du die Verbindung?«
»Meine Macht gibt mir das Recht, Verträge zu schließen und aufzulösen, wie es mir passt!«, antwortete Demónicus. »Ich werde deinem Vater eine Entschädigung zahlen, die ihn zufriedenstellen wird. Mach dir darum keine Gedanken.«
»Ich will kein Geld! Ich will Alexia!«
»Aber ich will dich nicht!«, sagte die Prinzessin kühl. »Ich werde dich nicht heiraten, Ratala! Damit musst du dich abfinden! Außerdem möchte ich dich daran erinnern, dass du nach meiner Verschleppung keinen Finger gerührt hast, um mich zu befreien.«
Doch so leicht gab Ratala sich nicht geschlagen. Er hatte bereits Zukunftspläne geschmiedet, und jetzt sollte sich alles in Luft auflösen, nur weil irgend so ein Unbekannter aufgetaucht war? Er baute sich vor Arturo auf und maß ihn geringschätzig von oben bis unten. Dann wandte er sich an Alexia: »So einen Tölpel willst du heiraten? Glaubst du, ich werde das zulassen?«
»Du wirst mich nicht daran hindern können, das versichere ich dir«, entgegnete sie.
»Das werden wir ja sehen … Ich bin gekommen, um den Kerl zum Kampf zu fordern, der meinen Platz einnehmen will und es wagt, um die Hand meiner Braut anzuhalten. Das Gesetz gibt mir das Recht dazu.«
Demónicus wusste, dass Ratala recht hatte. Wenn ein Mann zum Duell gefordert wurde, musste er die Herausforderung annehmen.
»Du bist ein elender Schuft, Ratala!«, kreischte Alexia erbost. »Du weißt ganz genau, dass Arturo sich gerade erst von einer schweren Verwundung erholt hat und noch zu schwach ist, um gegen dich anzutreten.«
»Ich werde warten, so lange es nötig ist. Aber wenn er dich heiraten will, muss er zuerst gegen mich kämpfen. So will es das Gesetz!«
»Ich will nicht gegen dich kämpfen«, sagte Arturo, der nichts von dem verstand, was da verhandelt wurde. »Es gibt keinen Grund, um …«
»Er ist ein Feigling!«, rief Ratala. »Nicht einmal kämpfen will er um dich! Mein erster Hieb wird ihn töten!«
»Ich werde nicht zulassen, dass du ihn verletzt!«, schrie Alexia.
»Hör zu, Demónicus«, sagte Ratala. »Nach dem Gesetz kann ich die Art des Kampfes wählen. Ich entscheide mich für einen Kampf auf dem Rücken von Drachen.«
Alexia hielt den Atem an. Ratala wusste, wie man mit Drachen umging. Er war mit ihnen aufgewachsen und beherrschte sie sicher. Arturo dagegen hatte noch nie einen Drachen geritten. Doch die Prinzessin wusste, dass Arturo über eine andere, sehr schlagkräftige Waffe verfügte.
Demónicus blieb nichts anderes übrig, als Ratalas Forderung stattzugeben. Gegen seinen Willen traf er eine harte Entscheidung.
»Ratala ist im Recht«, sagte er. »Es soll einen Drachenkampf geben!«
»Der Kampf wird in zwei Wochen stattfinden«, verkündete Ratala. »Dann werden wir ja sehen, wer es verdient, Prinzessin Alexia zu heiraten.«
Er spuckte verächtlich vor Arturo auf den Boden und ging hoch erhobenen Hauptes hinaus.
Demónicus und Alexia sahen sich einen Moment lang an, doch die Prinzessin fand im Blick ihres Vaters nicht den Trost, den sie sich erhofft hatte.
* * *
Tránsito, der die Szene von einem Fenster aus, verborgen hinter einer Standarte, beobachtet hatte, triumphierte innerlich. Es schien, als würden seine Rachegelüste bald befriedigt werden. Er würde sich des Jungen bedienen, um sich für die
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