Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
absolut sicher, dass ich den Helm, der in der Schule gefunden wurde, in meinen mittelalterlichen Träumen aufgehabt habe. Ich war ein Ritter und habe diesen Helm getragen, wirklich! Oder ich werde ihn irgendwann mal tragen …«
Der Arzt macht sich Notizen. Er hört mir aufmerksam zu, aber ich weiß nicht, ob er mir eine schlüssige Erklärung für mein Problem liefern kann.
»Doktor, kann es sein, dass ich meine Träume wirklich gelebt habe? Kann es sein, dass ich in einem früheren Leben ein Ritter war, der Drachen getötet hat, und dass sich das in meinen Träumen wiederholt? Sagen Sie es mir, bitte!«
»Im Prinzip ist alles möglich. Auf dieser Welt geschehen viele Dinge, für die es keine Erklärung gibt. Manche Leute sind zum Beispiel davon überzeugt, dass sie früher einmal Tiere oder Früchte oder sonst irgendwas waren … Es heißt, Träume sind wie unterirdische Flüsse, die von Zeit zu Zeit an die Oberfläche kommen und uns zeigen, was in uns ist. Sagen wir, die uns das zeigen, was wir nicht sehen können, wenn wir wach sind. Dazu sind sie da, damit wir erkennen, was wir lieben, wonach wir uns sehnen, was wir fürchten, was wir in Wirklichkeit sind oder was wir nicht sind … Einige behaupten sogar, dass unsere Träume uns das Beste in uns zeigen. Wir Menschen glauben, dass in uns jemand ist, der besser ist als wir, jemand, der wir gerne wären. In deinem Fall kann man sagen, dass es in dir jemanden gibt, der an die Gerechtigkeit glaubt, an die Ehre, an die Liebe … Und auch jemanden, dem es an Liebe fehlt. Es ist so, als würdest du die große Liebe deines Lebens suchen.«
»Deswegen träumt er von Alexia?«, fragt Metáfora schnippisch.
»Ich meine das ganz allgemein. Wenn jemand einen geliebten Menschen verloren hat …«
»Meine Mutter«, sage ich, ohne nachzudenken.
»Genau. Du sagst es. Möglicherweise träumst du von einer Welt, in der du ihr begegnen kannst. Was wir in diesem Leben verlieren, finden wir in dem anderen wieder, in dem der Träume eben. Das Reich der Träume entschädigt uns für das, was wir im wirklichen Leben vermissen.«
Ich bin erleichtert. Wenn es so ist, wie Dr. Vistalegre sagt, dann besteht Hoffnung, dass ich irgendwann geheilt werde. Aber was, wenn es etwas anderes ist? Wenn meine Befürchtungen sich bestätigen? Dann weiß ich nicht, was ich tun soll.
»Aber das erklärt noch nicht, was im Moment mit mir passiert, Doktor. Der Helm …«
»Mach dir darüber keine Gedanken. Das können bloße Zufälle sein, die deine Zwangsvorstellungen bestätigen. Wenn du unbedingt glauben willst, dass du in einem früheren Leben ein Ritter warst, dann passt eben alles zusammen. Sagen wir es so: Du bist davon überzeugt, dass sich deine Träume in der Wirklichkeit widerspiegeln.«
»Also, was soll ich tun? So weitermachen, als wäre nichts geschehen?
»Ich werde dir sagen, was du machen sollst. Versuch, damit zu leben, und freu dich, dass du das Glück hast, von so wunderbaren Abenteuern träumen zu dürfen. Weißt du, dass es Menschen gibt, die nicht träumen können? Weißt du, dass sie das furchtbar unglücklich macht?«
»Das heißt also, alles ist gut. Ich bin ein Glückspilz!«
»Niemand stirbt daran, dass er zu viel träumt. Aber man kann den Verstand verlieren, wenn man an Dinge glaubt, die nicht existieren. Du musst dir darüber klar werden, dass das alles nur Träume sind. Kümmere dich nicht um die Zufälle, die wird es immer geben. Mehr noch, je mehr du an sie glaubst, desto mehr Ähnlichkeiten wirst du entdecken. Deswegen rate ich dir, miss dem Ganzen nicht zu viel Bedeutung bei, sieh es als etwas ganz Normales an. Das ist das Beste, was du machen kannst. Und schreib alles auf, was dir dazu einfällt. Dann wirst du bald herausfinden, dass alles ein Produkt deiner Fantasie ist.«
»Genau das hab ich ihm auch schon gesagt, aber er glaubt mir ja nicht«, mischt sich Metáfora wieder ein. »Er sollte seinen Einfallsreichtum lieber dazu nutzen, Fantasyromane oder Drehbücher zu schreiben.«
Nach dem Gespräch mit den beiden bin ich endgültig davon überzeugt, dass mir niemals jemand glauben wird, dass ich früher einmal ein kühner Ritter war, dass ich Drachen getötet habe, dass ich das Leben eines Alchemisten gerettet habe, dass ich gegen eine Feuerkugel gekämpft habe, dass ich einen Grafen im Duell getötet habe, dass ich … dass ich in einer dunklen Höhle schwarzen Staub gefunden habe, der Tote zum Leben erwecken kann.
* * *
»Mama, jetzt weiß ich, dass
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