Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
du die Einzige bist, die mich versteht. Niemand, nicht einmal Papa, begreift, was mit mir geschieht – außer dir. Ich fühle mich einsamer denn je. Ich habe gehofft, Metáfora würde mir glauben, aber sie hat mich enttäuscht. Vielleicht werden wir ja bald Halbgeschwister, aber ich werde niemals mein großes Geheimnis mit ihr teilen können.«
Mein Handy piepst, eine SMS . Ich werde später nachsehen.
»Es passieren ständig Dinge, die mich erschrecken. Sombra spricht in Rätseln, er meint, es sei besser, wenn niemals jemand in die Tiefen der Stiftung vordringt. Das macht mich nachdenklich. Gibt es hier etwas, das geheim bleiben muss? Was sind das für Geheimnisse? Ist die Welt, in der ich lebe, so schwer zu verstehen?«
Ich bedecke Mamas Bild wieder mit dem Tuch und gehe hinunter in mein Zimmer. Dort lese ich die SMS , die ich eben bekommen habe.
Ich möchte dir sagen, dass ich für dich da bin.
Vielleicht verstehe ich dich nicht,
aber ich liebe dich.
Metáfora
Ich glaube, heute Nacht werde ich wieder träumen. Ich merke, dass sich die Buchstaben auf meiner Haut bewegen. Genau genommen ist mein ganzer Körper mit ihnen bedeckt. Vielleicht zeige ich sie irgendwann einmal Dr. Vistalegre. Ob er dann immer noch behauptet, das Ganze sei das Produkt meiner Fantasie und meiner Sehnsüchte?
XV
Zeichnungen werden
entschlüsselt
A rturo erholte sich sehr gut. Alexias Pflege und die Arznei, die er regelmäßig einnahm, trugen zu seiner Genesung bei. Doch ganz gesund war er immer noch nicht. Er fühlte sich schwach und immer wieder wurde ihm schwarz vor Augen.
Seltsamerweise schien Alexia das nicht sehr zu beunruhigen. Immer wenn Arturo sie danach fragte, war ihre Antwort dieselbe: »Sei unbesorgt. Das Gift ist in deine Blutbahn eingedrungen, und jetzt ist es sehr schwer, es wieder daraus zu entfernen. Aber dir geht es mit jedem Tag besser, bald bist du wieder ganz der Alte, glaub mir.«
Arturo hörte ihr aufmerksam zu und allem Anschein nach glaubte er ihr auch. Doch irgendeine Stimme in seinem Innern sagte ihm, dass etwas nicht in Ordnung war. Er litt inzwischen unter dieser seltsamen Willensschwäche, die es ihm unmöglich machte, eigene Entscheidungen zu treffen.
Eines Morgens brachte man ihn in ein Laboratorium, vor dessen Fenstern durchsichtige Vorhänge hingen, die das grelle Tageslicht milderten. Im hinteren Teil sorgten Fackeln für angenehmes Licht.
Demónicus und Alexia setzten Arturo an einen großen Tisch, auf dem die fünfundzwanzig Zeichnungen aus der ledernen Mappe lagen. Alexia hatte sie an sich genommen, nachdem Arturo sie vor dem Scheiterhaufen gerettet hatte.
»Arturo, weißt du, was diese Zeichnungen bedeuten?«, fragte Alexia. »Kannst du sie uns erklären?«
Arturo zögerte. Er war sich nicht sicher, ob er die Antwort kannte; doch was ihn noch unsicherer machte, war, dass er nicht wusste, ob es richtig war, den beiden die Bedeutung der Zeichnungen zu enthüllen. Eine Million Fragen quälten ihn, auf die er keine Antworten wusste.
»Ich weiß es nicht«, antwortete er schließlich. »Ich glaube, ich habe sie schon einmal gesehen, aber sagen, was sie bedeuten, nein, das kann ich nicht.«
»Streng dich an! Ich bin sicher, dass du es uns sagen kannst, wenn du dich nur bemühst. Und ich wäre doch so glücklich, wenn du etwas für mich tun würdest! Vergiss nicht, ich habe mich von Ratala getrennt, um mich mit dir fürs Leben zu verbinden. Deswegen bitte ich dich, streng dich an!«
»Ja, mein Junge, auch ich würde gerne wissen, was diese Zeichnungen bedeuten«, sagte Demónicus. »Damit könntest du auch deine Treue und Freundschaft unter Beweis stellen. Schließlich wirst du bald zur Familie gehören – und was kann schlimm daran sein, denen zu helfen, die dich lieben?«
Arturo begriff, dass ihm keine andere Wahl blieb. Er musste Demónicus und seiner Tochter, die sich so liebevoll um ihn kümmerten, diesen Gefallen tun. Hin und wieder tauchte vor seinen Augen die Gestalt eines Weisen auf, mit durchdringendem, sanftem Blick und angenehmer Stimme, doch so schnell wie sie gekommen war, verschwand sie auch wieder. Arturo sah Alexia an. Was sollte falsch daran sein, ihr die Bedeutung der harmlosen Bilder zu erklären? Schließlich waren es nur Zeichnungen auf einem Pergament, die für niemanden eine Gefahr bedeuteten.
»Ich glaube, sie stellen Träume dar. Jemand hat furchtbare Albträume, aber auch wunderschöne und sehr hoffnungsvolle Träume.«
»Haben die Träume etwas mit den
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